Wieder ist es ein älterer Herr, wieder ein Adliger, wieder heißt er Karl. In einer eilig anberaumten Kungelrunde per Telefon haben sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und der in den letzten Tagen sichtlich gealterte CSU-Verweser Horst Seehofer auf den mit der "Darstellung und rechtliche Würdigung eines verborgenen Vorgehens" promovierten Innenminister Thomas de Maiziere als neuen obersten Heeresführer geeinigt. de Maiziere, der sich seine ersten politischen Sporen im Wendeherbst 1989 mit der Weitrgabe der Telefonnummer seines damaligen Chefs Eberhard Diepgen an den seinen als Chef der DDR-Regierung agierenden Vetter Lothar de Maiziere verdient hatte, war der einzige Kandidat für den vakanten Posten. de Maiziere habe mit der von ihm im November vergangenen Jahres spontan vorgebrachten Terrordrohung gegen den Reichstag bewiesen, dass "er es könne". An der Echtheit seiner Doktorarbeit bestünden keine Zweifel, Vorwürfe wegen seiner Rolle bei der Aufblähung der später pleite gegangenen Sachsen-LB habe de Maiziere schon vor Jahren routiniert an sich abperlen lassen, hieß es aus Koalitionskreisen.
Aus dem Rennen ist damit allerdings die frühere EKD-Vorsitzende Margot Käßmann, die lange als Favortin der Kanzlerin für die Abwicklung der Bundeswehr und den Aufbau einer grünen Friedenarmee gegolten hatte. Es sei zu erwarten gewesen, kritisierte die Opposition, dass Merkel den einfachen Weg gehe und die kleine Lösung wähle, wo die Tür zu einer großen offen gestanden hätte. "An uns wäre die Berufung der ersten Frau zur Verteidigungsministerin nicht gescheitert", verlautete aus dem Kurz-Schumacher-Haus. Merkel sei es a ber wohl doch wichtiger gewesen, sich bei Thomas de Maizière für dessen Hilfe beim Start ihrer eigenen politischen Karriere zu bedanken. de Maiziere hatte seinem Cousin nach der Volkskammerwahl angeraten, die arbeitslose Pfarrerstochter Angela Merkel als Mitarbeiterin in sein Team zu holen.
Bei den Grünen stößt die Wahl auf Zustimmung. Mit de Maiziere werde immerhin zum ersten Mal ein Migrant deutscher Verteidigungsminister. "Natürlich hätten wir uns noch lieber eine Frau mit Migrationshintergrund gewünscht", hieß es aus Fraktionskreisen, "doch ein Flüchtling aus Frankreich ist beinahe genauso gut." Die CSU, die einem Tausch des Verteidigungsministeriums mit dem Innenressort zugestimmt hat, um mehr Polizisten in Afgnistan einsetzen zu können, verwies auf positive Erfahrungen mit de Maizières in den bewaffneten Organen. So hatte Ulrich de Maizière, der Vater des nunmehrigen Verteidigungsministers, erfolgreich in der Reichswehr gedient, nahm als Oberstleutnant an der Kursker Großoffensive gegen die Truppen Stalins teil, wurde später als Generalstabsoffizier in der Operationsabteilung des Generalstabs des Heeres und organisierte nach der Niederlage den Wiederaufbau der deutschen Streitkräfte. Sein Bruder Clement diente derweil in der DDR als Rechtsanwalt und Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit.
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2 Kommentare:
Elitenkontinuität.
fabelhaft, wie die medien uns gerade erzählen, dass de maizieres vater die bundeswehr aufgebaut hat - und natürlich kein wort darüber verlieren, was er vorher tat, im OKH und an der ostfront.
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