So wenig bleibt von so viel Geschichte, wenn wie immer recht ungünstige Umstände zusammentreffen. Das ehemalige Centralbad am Joliot-Curie-Platz der früheren Kulturhauptstadt Halle weist sich heute noch durch eine halbzerfallene Sandsteinfigur an der Fassade aus. Sonst aber ist kaum noch etwas übrig von der Immobilie, in der die letzte Besatzung des historischen Wittekind-Bades seinerzeit ihre letzten Schlammpackungen legte.
Zehn Jahre danach grüßt eine Ruine die wenigen Besucher des nahegelegenen Opernhauses. Das Bad, das in der Zeit der Herrschaft der Arbeiter- und Bauernmacht den volkseigenen Bäderbetrieben gehörte, verfällt still und würdevoll. Die Fenster stehen offen, um den Regen einzulassen, das Dach hat strategisch geschickt platzierte Löcher, selbst die Drogensüchtigen, die hier jahrelang einen recht gemütlichen Unterschlupf gefunden hatten, haben aufgehört, in die Ecken zu kacken, gebrauchte Spitzen auf den Fensterbrettern zu deponieren und ihre Schlafsäcke vollzukotzen.
Ein Bild wie das Passfoto gefrorener Zeit erwartet Ruinentouristen, die sich die immer noch hochherrschaftliche Treppe hinaufwagen, wo die ersten Jahre nach der Rückkehr des Kapitalismus ein Steuerbüro versucht hatte, mit Blick auf das schöne grüne Parkgelände am Brunnen vor dem Opernhaus mit den sich beinahe wöchentlich ändernden Steuerregelungen mitzukommen. Massagen und Bäder gab es im Erdgeschoß, wie im Wilden Westen wurden auch öffentliche Wannenbäder angeboten, dazu Friseur, Kosmetik, Fußpflege und Sauna; Massagen und Solarium. In den 60er Jahren war das die Zukunft, in den 90ern wurde es Vergangenheit. Die Gegenwart sind Handwerker, die die Fenster zugemauert haben.
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