Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten,
Folg ich der Vögel wundervollen Flügen,
Die lang geschart, gleich frommen Pilgerzügen,
Entschwinden in den herbstlich klaren Weiten.
Hinwandelnd durch den dämmervollen Garten
Träum ich nach ihren helleren Geschicken
Und fühl der Stunden Weiser kaum mehr rücken.
So folg ich über Wolken ihren Fahrten.
Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern.
Die Amsel klagt in den entlaubten Zweigen.
Es schwankt der rote Wein an rostigen Gittern,
Indes wie blasser Kinder Todesreigen
Um dunkle Brunnenränder, die verwittern,
Im Wind sich fröstelnd blaue Astern neigen.
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6 Kommentare:
Aha, Trakl. Ich hätte fast auf Carossa getippt.
http://www.bernd-1975.de/lyrik/hanscarossa/geistundschmetterling.htm
Die Bild erinnert aber auch an die bekannten Krähen Nietzsches:
Vereinsamt
Die Krähen schrein
und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnein -
Wohl dem, der jetzt noch Heimat hat.
Nun stehst du starr,
schaust rückwärts, ach, wie lange schon,
was bist du Narr
vor Winters in die Welt entflohn?
Die Welt - ein Tor
zu tausend Wüsten stumm und kalt;
wer das verlor,
was du verlorst, macht nirgends halt.
Nun stehst du bleich,
zur Winter-Wanderschaft verflucht,
dem Rauche gleich,
der stets nach kältern Himmeln sucht.
Flieg, Vogel, schnarr
dein Lied im Wüstenvogel-Ton.
Versteck, du Narr,
dein blutend Herz in Eis und Hohn.
Die Krähen schrein
und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnein -
Weh dem, der keine Heimat hat.
Das Bild ist natürlich sächlicher Natur...
@Anonym:
"Wir sind Beckmesser" — nicht wahr?
Oha, Nietzsche nimmt Rilke vorweg:
"Wohl dem, der jetzt noch Heimat hat."
vs.
"Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr."
Was geht ab?
Ich denk ich bin im Schmuddelkinder-Blog - und dann Nietzsche, Trakl, Rilke, Carossa ...
@le penseur
Danke für die Schützenhilfe. Doch ich hatte mich selbst korrigiert, bevor's ein Schulmeisterlein macht, aber in der Eile den "Anonym"-Knopf gedrückt.
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