Erst der Porsche, dann der Panther-Panzer, dann die Atombombe, der Stapelstuhl und die Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie - Deutschland hat der Welt längst nicht nur das Mp3-Format, die Gruppe Pur und die Sorge um die Klimaerwärmung geschenkt, sondern noch viel mehr Hochtechnologie. Ein völlig neues Kapitel schlägt jetzt Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner auf: Die ehemalige Rundfunkmechanikerin hat ein Verfahren entwickeln lassen, mit dem Bilder zum Verschwinden aus dem Internet gebracht werden können.
Der in Saarbrücken forschende Informatiker Michael Backes hat dazu die Softwarelösung X-Pire entworfen, die eigentlich ganz einfach funktioniert: Stellt ein Nutzer ein Foto ins Netz, gibt er gleichzeitig an, wie lange es dort zu sehen sein soll. Hinter den Kulissen verschlüsselt das Programm das Bild dann mit Hilfe eines sogenannten "Schlüssels", der auf einem "vertrauenswürdigen Server" liegt. Ist der programmierte Zeitraum abgelaufen, können Betrachter das Bild nicht mehr sehen, weil der Schlüssel es nicht mehr öffnet. Nach demselben Prinzip ermöglicht es der E-Mailanbieter Bigstring bereits Jahren, Mails zu versenden, die sich auf Wunsch und nach einem vom Sender eingestellten Zeitraum im Postfach des Empfängers löschen.
Eine geniale und nun endlich auch eine original deutsche Idee. Der "digitale Radiergummi" erfordert für einen erfolgreichen Schutz nur, dass jeder Nutzer im Internet eingestellte Bilder vor dem Hochladen mit einem Ablaufdatum versieht - für einen jugendlichen Randalierer, der Bilder seiner Heldentaten nach der Rückkehr von einer Sauftour mit 1,8 auf dem Kessel bei Facebook einstellt (Foto oben), eine Selbstverständlichkeit. Die Kosten für den Dienst sollen - gerechnet über die Ablaufzeit von fünf Jahren - nur rund 600 Euro betragen und in monatlichen Raten von 10 Euro abgestottert werden können. Man rechne mit großer Nachfrage auch aus dem Ausland, wo die Sorge um den Datenschutz eine ungleich größere Rolle als bei den seit der Fußball-WM 2006 als unheimlich locker bekannten Deutschen spiele.
Vom staatlichen Blogampelamt
lässt Landwirtschaftsministerin Aigner deshalb jetzt Möglichkleiten prüfen, nach dem Online-Radiergummi auch einen Rasierapparat für alte Texte, eine sogenannte E-Mail-Egge zum Unterpflügen ungültig gewordener Elektropost und "Mini-Nukes" genannte Kleinsprengsätze zur Vernichtung älterer Internetseiten herzustellen. Damit werde es künftig auch Internetnutzern möglich sein, im Netz so wenig Spuren zu hinterlassen wie Nicht-Nutzer. Nachdem Ilse Aigner auf einer amerikanischen Seite, die sich trotz eines deutschlandweiten Verbots mit der angeblichen Archivierung des gesamten Netzes beschäftigt, Kopien ihrer eigenen Homepage von 1999 entdeckt hat(Foto), ist allerdings inzwischen ein Spezialteam der Bundeswehr-Seals unterwegs, das die entsprechenden Server körperlich vernichten soll.
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3 Kommentare:
... und ganz nebenbei erlauben die zur Freischaltung/Entschlüsselung benötigten Server ein Nutzertracking, das über google-analytics locker hinausgeht, da für den Bezahlteil auch Klarnamen und weitere Daten wie Bankverbindung vorliegen. Einfach beim Hochladen ein Cookie setzen und dann fleissig aggregieren.
die sind doch aber VERTRAUENSWÜRDIG! stehen, soweit ich weiß, bei schäuble im vorzimmer, da kann also gar nichts passieren
toll. grossartig. klasse.
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