Donnerstag, 20. Januar 2011

Bizarre Sexualpraktiken ausgemerzt

Verseucht mit Nazikram (Bild oben), kruden Thesen, religiösem Hass, Virenwebseiten, gefälschten Visa-Seiten und nackten Brüsten, so kennt der deutsche Internetsurfer sein Netz aus Zeitungen, Zeitschriften und Fernsehsendungen. "Das Internet ist das neue Kommunikationsmittel", stellte vor Monaten schon der Bundesnetzminister Wolfgang 2.0 Schäuble fest, "und es wird von Verbrechern genutzt." Doch in der virtuellen Wirklichkeit, die die Experten der Kommission für Jugendmedienschutz jetzt aufdecken konnten, ist alles noch viel, viel schlimmer!

Unter dem Vorsitz von Wolf-Dieter Ring konnten die elf stellvertretenden Vorsitzenden - darunter der früher zuweilen öffentlich nackt posierende Ex-Bürgerrechtler Thomas Krüger - und ihre 12 stellvertretenden Mitglieder neben einem "nach dem JMStV unzulässigen Angebot, das Handlungen, die unter der Herrschaft des Nationalsozialismus begangen wurden, verharmlost oder leugnet, sagenhafte sieben Verstöße feststellen, "die einfache Pornografie beinhalten", wie es offiziell heißt. Dies sei nicht hinnehmbar, denn in sogenannten "Telemedien" wie dem Internet dürfe "einfache Pornografie nur ausnahmsweise innerhalb geschlossener Benutzergruppen zugänglich gemacht werden".

Hier aber lagen die Brüste offen - ein klarer Verstoß gegen den Jugendmedienstaatsvertrag, wie auch das Blogampelamt immer wieder anprangerte. Und nicht der einzige: Die ungeheuerliche Zahl von 26 weiteren Internetseiten habe "entwicklungsbeeinträchtigende Inhalte" angeboten - etwa "erotische Bilder und explizite Schilderungen sexueller Vorgänge – auch bizarrer Sexualpraktiken – unterhalb der Pornografieschwelle".

Das verdirbt die Jugend, das hat es früher nicht gegeben. Kürzlich erst hatte der mutige Hannoveraner Kriminal- und DDR-Experte Christian Pfeiffffffer in einer Studie nachgewiesen, dass sich Jugendliche häufig für Sex interessieren, ein neuer Trend, dessen Entdeckung Forscher weltweit überrascht hat. Immerhin hatte die Kommission für Jugendmedienschutz unterstützt von Blogampelamt und jugendschutz.net zuvor in "mehr als 40 Fällen" allein im vierten Quartal 2010 die Indizierung von Telemedienangeboten bei der für die Internetzensur zuständigen Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien beantragt. Eine Art geheime Internetverschwörung zur Verderbung "unserer Jugendlichen" (Bild) beziehungsweise "unserer Jugend" (Egon Krenz)! Die Einzelheiten erschüttern selbst abgebrühte Gemüter, so die Hugendmedienzensurkommission: Zum Großteil hätten Internetangebote mit Darstellungen einfacher Pornografie "ausgemerzt" (Franz Müntefering) werden müssen, die drohten, "akute Entwicklungsbeeinträchtigungen" bei den unter 16-jährigen Mädels und Jungen hervorzurufen.

Nachdem damit seit der Gründung der mit sechs Direktoren von Landesmedienanstalten und sechs Sachverständigen äußerst knapp besetzten Medienaufsicht insgesamt 3250 bedrohliche Angebote aus Telemedienträgern gelöscht werden konnten, können Eltern ihre Kleinen aber jetzt endlich wieder bedenkenlos im Web surfen lassen. Nach Auskunft von Spezialisten gibt es derzeit keinerlei "erotische Bilder und explizite Schilderungen sexueller Vorgänge – auch bizarrer Sexualpraktiken" - im Internet mehr. An "kruden Thesen" werde noch gearbeitet, auch "Hassmusik" sei weiter eine akute Gefahr, heißt es beim Blogampelamt, doch weder die gefürchteten Videos der Art "unterhalb der "Pornografieschwelle", noch die nach den Reinigungarbeiten der letzten Jahre schon im vergangenen Quartal unauffindbaren oberhalb der "Pornografieschwelle" bedrohten noch die Entwicklung der unaussprechlich zarten 15-, 16- und 17-Jährigen.

1 Kommentar:

R.A. hat gesagt…

Und passend zum Artikel wird rechts eine Werbung eingeblendet zu einem Fußball-Spiel.
Mit einem gezeichneten Mädchen, das zwei Fußbälle dort trägt, wo üblicherweise - nun ja, in Details sollte man nicht gehen, das könnte die Kommission sexuell desorientieren.