Sonntag, 30. Januar 2011

Auszug aus dem gekachelten Land

Andere Länder, andere Fliesen, so sieht es in Thüringen aus. Während die Behörden in Halle, der mitteldeutschen Fliesenhauptstadt, erneut eine Großbaustelle eröffnet haben, um einmal mehr einen Teil des vom in Kunstkreisen kultisch verehrten Kachelmann geschaffenen Fliesenerbes unauffällig zu vernichten, gehen andere Städte einen ganz anderen weg. In Thüringen etwa haben Stadtverwaltung und Staatsregierung das touristische Potential der prallbunten Kachelklebungen erkannt und gehandelt: Direkt in der Regierungsstraße durften Kunstaktivisten aus dem Umfeld des bis heute anonym gebliebenen halleschen Kachel Gott jetzt eine erste Großklebung anbringen, mit der sich die uralte Kulturstadt nicht nur auf den anstehenden Papstbesuch im Herbst vorbereitet, sondern auch Ambitionen anmeldet, Halle als Kachelhauptstadt der Region abzulösen.

Mit zwei stilisierten Anführungszeichen grüßen die Künstler ironisch in Richtung Halle, der Heimstatt aller Kachelei, wissend, dass alle Propheten künstlerisch neuer Wege seit Händel nichts gelten am Strand der Saale. Drei aus der Ur-Kachel fallende Kreuze symbolisieren nach Ansicht von Fliesenforschern einerseits den Auszug der Kachelkünstler aus dem Gelobten Land, spielen aber gleichzeitig auf den Heiligen Vater in Rom an, von dem erwartet wird, dass er sich endlich stark macht für die zölibatstreue Klebekunst. Ein starkes Statement für künstlerische Unabhängigkeit, ein unüberhörbarer Appell aber auch an die Stadtverwaltung von Halle: Haltet inne mit der Bilderstürmerei, bedenket, was ihr Euch selbst antut, wann ihr unserer Kachelkunst Gewalt antut.

Eigene Funde können wie stets direkt an politplatschquatsch@gmail.com geleitet werden, jeder Fund wird von uns auf Wunsch mit einem mundnachgemalten Kunstdruck der inzwischen von Kachel-Gegnern vernichteten Ur-Fliese prämiert.

Der Kampf um die Kachelkunst :
Leise flieseln im Schnee
Kachelland ist abgebrannt
Verehrte Winkel-Fliese
Anti-Kachel-Strategie
Vernichtungsschlag gegen Kachelprojekt
Fliesenkünstler im eigenen Land
Kanonen auf Kacheln
Antifaschisten im Fliesen-Ferrari

2 Kommentare:

apollinaris hat gesagt…

Die Kachel hat jetzt jedenfalls wieder eine Zukunft und fungiert aktuell als Teilzeit-Wetterfrosch im Schweizer Radio:

"http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,741036,00.html"

ppq hat gesagt…

Kachel Gott hat auch eine neue Platte, sagt man!