Immer die Nummer 2 zu sein, wenn auch nur in Mitteldeutschland, das konnte die Stadtverwaltung von Leipzig auf Dauer nicht natürlich hinnehmen. Neidisch schauten die Einwohner der ehemaligen sächsischen Messemetropole schon seit Jahren ins benachbarte Halle, wo der von Kunstfreunden und Lokalpatrioten gleichermaßen vergötterte Kultkünstler Kachelmann beharrlich an der Neuverfliesung der kompltten Innenstadt arbeitet. Selbst
gegen den organisierten Widerstand engstirniger Status-Quo-Bewahrer ist es dem im Volksmund "Kachel Gott" genannten Unbekannten gelungen, bis heute genug imposante Fliesen anzubringen, dass die Unesco derzeit ernsthaft darüber nachdenk, Halle als erster vollverkachelter Kulturstadt weltweit den nach dem Ausscheiden Dresdens vakanten Titel "Unesco-welterbestadt" zuzuerkennen.
Leipzig aber, traumatisiert seit der Niederlage gegen London bei der Olympia-Bewerbung, schlägt nun zurück. Mehr als ein Jahr nach den ersten Fliesenfunden an der Pleiße, die damals von Feldforschungsteams in den Ferien entdeckt worden waren, konnten jetzt neue Spuren von frischen Verfliesungen festgestellt werden. Deutlich zu sehen sind selbst auf dem technisch mangelhaften Bild, das per Fax ins einzig originale Kachelverzeichnis eingestellt wurde, ist die noch eher tastende Suche nach einer eigenen Formsprache. Das mosaikhafte der Fliese beleiht mehr als eineindeutig die Leipziger Schule der Kachelkunst, ein, verglichen mit dem farb- und Motivreichtum der halleschen Originale, eher begrenzt originelles, in winzigen Quadraten gefangenes Künstlermuckertum. Kritisch sehen Fachleute auch den Klebeort am westlichen Stadtrand - während Kachel Gott in Halle das Schäbige, Marode als Ambiente für seine Keramikkunststücke sucht und findet und sie so erst wirklich zum Strahlen bringt, hat sich sein sächsischer Epigone das Klingelschild eines Firmengebäudes ausgesucht. Die im Ansatz zumindest als farbenfreudig erkennbare Kachel verblasst so im multispektralen Getöse von Mauerwand und Firmenschildern zu einem kaum wahrnehmbaren Schatten. Schade drum.
Zur echten Kachelkunst:
Leise flieseln im Schnee
Kachelland ist abgebrannt
Verehrte Winkel-Fliese
Anti-Kachel-Strategie
Vernichtungsschlag gegen Kachelprojekt
Fliesenkünstler im eigenen Land
Kanonen auf Kacheln
Eigene Funde können übrigens auch während der kalten Jahreszeit stets direkt an politplatschquatsch@gmail.com geleitet werden, jeder Fund wird von uns auf Wunsch mit einem mundnachgemalten Kunstdruck der inzwischen von Kachel-Gegnern vernichteten Ur-Fliese prämiert.
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7 Kommentare:
Leipzig hat es aber auch schwer. Ungünstig eingekesselt zwischen den mitteldeutschen Tigern Chemnitz, Dresden und Halle, fristet es auf ewig im Jammertal des Zweit-Begünstigten. Schwer wiegen auch die Infrastrukturdefizite. Der nie fertiggestellte Elster-Saale-Kanal, die unerträgliche Leichtigkeit eines Kopfbahnhofes und die ersatzlose Streichung der bedeutenden Eisenbahnmagistrale Lützen-Lausen-London.
Diese qualvolle Realität sollte das Kachel-Bord ppq zur Milde mahnen, denn schließlich sind es unsere ersten, und damit schwierigsten, Schritte im Haifischbecken des globalen Kachelbusiness.
ich liebe deine kommentare. wäre leipziger, wären meine gleichlautend. willst du nicht hier mitschreiben? du könntest die junge leipziger fliesenszene im auge behalten, z.b.
wäre ich, sollte das heißen. es ist so spät und die tasten stehen wieder so nah
Wieso farbenfreudig? Gelb/schwarz bezeichnet man doch normalerweise nicht als farbenfreudig. Und was heißt »TS 150«?
aber in kombination mit gelb, rot und grün schon
Das ist zuviel der Ehre. Ich habe lediglich den Stil des Kuschelboards ppq adaptiert. Du würdest dir bloß einen Kujau ins Haus holen.
Wenn sich der zu warme kalte Winter verzogen haben sollte, bin ich aber mit Feuereifer auf der Kachel-Pirsch. Versprochen.
das ist schonmal mehr als wir zuweilen vermögen
kacheln? gern, immer her damit. das ist gut für den standort und lässt die länder von unten zusammenwachsen
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