Sein Vorgänger kämpfte noch selbst, Rainer Brüderle hingegen, als Wirtschaftsminister eine Art Verbraucherschutzbeauftragter für den deutschen Mittelstand, lässt kämpfen. Weil der Liberale den Mechanismen der internationalen Rohstoffmärkte überhaupt nicht traut, hat er der deutschen Industrie jetzt empfohlen, sich bei der weltweiten Beschaffung von Rohstoffen zusammenzutun. Ziel des geplanten Nachfragekartells: Deutschland muss, wie das schon ein früherer Politvisionär vorausgesehen hatte, jederzeit ausreichend Zugang zu den Stoffen haben, aus denen es seine begehrten Exportgüter schraubt, schweißt und drechselt.
Nach Angaben von Brüderle kann vor allem Kanada der deutschen Wirtschaft künftig mehr der seltenen Rohstoffe liefern, die für Hightech-Produkte wie Elektroautos oder Windräder gebraucht werden, ganz nebenbei verriet der FDP-Mann aber auch ein bislang gut gehütetes Geheimnis: Auch für die deutsche Handy-Produktion sei es in Zukunft wichtig, an sogenannte Seltene Erden heranzukommen.
Die deutsche Medienlandschaft von "Spiegel" über "Focus" bis hin zur staatlichen Nachrichtenagentur dpa war von dieser Eröffnung so verblüfft, dass niemand nachzufragen wagte. Offenbar aber hat sich der seinerzeit vor allem durch Interviews und den Kauf japanischer Sony-Handys geführte Kampf von Horst Seehofer, Peer Steinbrück und ihrem Kampfgenossen Peter Struck für den Erhalt der deutschen Handy-Herstellung doch gelohnt. Vor zwei Jahren waren die drei mutigen Streiter für mehr Gerechtigkeit und weniger Globalisierung angetreten, das vom finnischen Konzern Nokia geplante Aus der letzten deutschen Handy-Fabrik in Bochum zu verhindern. “Karawanenkapitalisten”, analysierte der künftige SPD-Kanzler Peer Steinbrück, müssten daran gehindert werden, immer dorthin zu ziehen, wo gerade die höchsten Gewinne winken.
Das scheint bei Nokia, soviel lässt Brüderles Aussage vermuten, nun doch gelungen. Obwohl bisher alle Beobachter annahmen, die ehemalige Gummistiefelnäherei sei nach Rumänien verzogen und alle in Deutschland so begehrten iPhones und Samsungs kämen aus China und Korea, hat die Kampagne “Kauft nicht beim Finnen” doch Erfolg gehabt. Brüderles verbaler Ausrutscher macht öffentlich, dass es noch geheime Handyfabriken in der Heimat gibt. Tief in unterirdischen Bunkeranlagen, sicher versteckt vor jemenitischen Paketbomben, läuft sie auf Hochtouren, die Herstellung deutscher Handys.
Lesen Sie demnächst: Im Herzen der deutschen Handyherstellung - eine PPQ-Reportage aus den streng geheimen Brüderle-Labors.
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