Freitag, 12. November 2010

Ein Verkehrsexperte für die Vergangenheit

Wenn es im Beruf nicht mehr weitergeht, dann ist es gut, wenn Freunde helfen. Hier ein liebes Wort, dort eine hilfreiche Hand. Ulrich Stockmann, bis zum vergangenen Jahr erfolgreicher EU-Parlamentarier der deutschen Sozialdemokratie, kann dieser Tage ein Loblied davon singen. Solidarität, in der Partei des 60-Jährigen ist das kein leeres Wort in kalter Zeit. Kaum hatte Ulrich Stockmann, der sich in Brüssel über 15 Jahre als Verkehrspolitiker profilierte, sein Mandat verloren, stand seine Partei bereit, ihm eine neue Stellung als Brücke in den Ruhestand zu bauen.

Denn Stockmann kam wie gerufen, eine Lücke zu füllen, die der Zwangsabschied des sachsen-anhaltischen Stasi-Beauftragten Gerhard Ruden gerissen hatte, gegen den Stasi-Vorwürfe laut geworden waren. Als Mitglied im Ausschuss für Verkehr und Fremdenverkehr, stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Umweltfragen, Volksgesundheit und Lebensmittelsicherheit und Angehöriger des Gemischten Parlamentarischen Ausschuss EU-Chile schien der Mann aus Oebisfelde prädestiniert dazu, sich künftig um die Aufarbeitung der Hinterlassenschaft des MfS zu kümmern. Die CDU, mit der SPD im Lande in einer inniglichen Großen Koalition verbunden, war zwar anfangs anderer Meinung. Stimmte aber im zweiten Wahlgang schließlich doch zu, das verdientvolle Mitglied des SPD-Landesvorstandes von Sachsen-Anhalt nicht im Regen stehen zu lassen.

Stockmann, einst Kreisjugendpfarrer in Naumburg, habe zwei Kinder und eine Frau, die versorgt werden müssten, hieß es in Magdeburg, zudem sei der Posten des Stasi-Beauftragten ohnehin gerade frei. Durch sein Engagement in der Parlamentarischen Versammlung Europa-Lateinamerika für die Einhaltung der Menschenrechte und seine im EU-Parlament und im Internet unerschrocken erhobene Forderung nach einem "nachhaltigen Dialog zwischen der EU und Lateinamerika" (Stockmann) habe der gelernte Diplom-Ingenieur bewiesen, dass ihm nicht nur an "mehr Wettbewerb und Transparenz im Reisebüro" (Stockmann) gelegen sei, sondern er auch mithelfen wolle, "demokratische Kontrolle bei Antiterror-Maßnahmen im Luftverkehr" (Stockmann) durchzusetzen. Stockmann selbst gestand, sich für die richtige Wahl zu halten. Er seit der Wende und sogar schon zuvor in seiner Funktion als Oppositionspolitiker in der DDR damit beschäftigt gewesen, "die Demokratie in Sachsen-Anhalt aufzubauen".

Nirgendwo öffentlich geäußerten Bedenken, sein neues Amt sei lediglich ein Versorgungsposten, widersprach der bescheidene Begründer der Demokratie in Sachsen-Anhalt im Staatssender MDR. Er glaube, er sei "die vergangenen 20 Jahre in der Politik aktiv gewesen und damit kein Versorgungsfall". Für das Amt qualifiziere ihn besonders sein politisches Leben, das laut seiner offiziellen Biografie exakt im Herbst 1989 begann, dass er zuvor aber schon "15 Jahre lang aktiv in der DDR-Opposition verbracht habe", etwa bei der Mitarbeit an der Generalbebauungsplanung in Berlin und als Mitarbeiter im Büro des Chefarchitekten der damaligen DDR-Hauptstadt. Das sahen auch die Abgeordneten der Linken im Magdeburger Landtag so, die mit ihren Stimmen im zweiten Wahlgang halfen, den vakanten Posten endlich wieder zu besetzen.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ab?ad?b

Anonym hat gesagt…

Interestingly, I even do not intend on this ...

Anonym hat gesagt…

Good Article