Er war eine Witzfigur, ein Freizeitfußballer und Schornsteinfeger, politisch in der Fraktion der Freien Demokraten zu Hause und mit einem Modegeschmack ausgestattet, der zwischen Hippie-Heavy-Metal am Hinterkopf und Schützengrabenschick des Ersten Weltkrieges unter der Nase schwankte. In seinem Heimatort Laucha wurde Lutz Battke belächelt und bedauert und für etwa so gefährlich gehalten wie Ortschronist Manfred Hübbe.
Der Aufstieg des Bezirksschornsteinfeger zur Nationalfigur "im Adolf-Stil" (SZ), wie endlich auch Christiane Kohl in der "Süddeutschen Zeitung" analysieren konnte, begann mit einem ganz anderen Mann. Rainer Haseloff, CDU-Politiker mit der Ausstrahlung eines Stückes Zellstofftaschentuch, entschloss sich, Battke, inzwischen in die NPD-Fraktion gewechselt, mit einer bundesweiten Kampagne bekannt zu machen. Der mehrfach misslungene Versuch, Battke wegen seines politischen Amts die weitere Ausübung seines Berufes zu untersagen, sorgte für eine erste Sympathiewelle im lauschigen Weinstädtchen, reichte aber noch nicht aus.
Erst als das Innenministerium sich entschlossen einschaltete und die Werbetour für den Nazi im Zylinderhut zur breiten Politikerbewegung wurde, der sich schließlich auch der Landessportbund, verschiedene fördermittelgetriebene Vereine und die überregionale Presse anschlossen, zeigten sich eindrucksvolle Effekte. Laucha, wo zuvor rund 13,5 Prozent der Menschen NPD gewählt hatten, votierte nun schon zu fast einem Viertel für Battke, den mittlerweile bekanntesten Rechtsextremen Ostdeutschlands, der in der landeskundlich unübertroffenen Münchner SZ-Zentrale bereits als "regionale Führerfigur" (SZ) gilt und nach aktuellen Recherchen der "Zeit" inzwischen ja auch Mitglied in der NPD geworden ist, was er selbst noch gar nicht weiß.
Bei der Bürgermeisterwahl in seinem Ort, bei der Battke mit dem Rückenwind aus Magdeburg antrat, konnte der 52-Jährige das Ergebnis der NPD beinahe verdoppeln. Die Mobilisierungseffekte, auf die Rainer Haseloff, Innenstaatssekretär Rüdiger Erben und sein engster Mitarbeiter, Minister Holger Hövelmann, abgezielt hatten, traten ein, aus Battke, der Witzfigur mit dem rhetorischen Talent eines Rummelboxers wurde ein Ballon, der die Menschen für die junge ostdeutsche Demokratie zu begeistern weiß: Gingen im vergangenen Jahr nur 48 Prozent der Lauchaer zur Wahl, explodierte die Wahlbeteiligung diesmal auf mehr als 68 Prozent. "NPD-Superstar" nennt "Endstation rechts" den Mann, dem es gelang, politische Lähmung aufzubrechen und die Menschen wieder zum Mitmachen bei der Demokratie zu bewegen.
Der bescheidene Rainer Haseloff, der im kommenden Jahr Ministerpräsident in sachsen-Anhalt werden möchte, hat den Erfolg der von ihm angestoßenen Kampagne "Mein Freund ist in der NPD" bisher ebensowenig kommentiert wie seine SPD-Kollegen Erben und Hövelmann. Zur Zeit sitzt die große Koalition in Magdeburg mit Rechtsexperten verschiedener Vereine zusammen, um die nächste Zündstufe der Werbekampagne für Lutz Battke zu planen. Möglich sei, ist aus Verhandlungskreisen zu hören, dass noch einmal ein vergeblicher Versuch gemacht werde, ein Berufsverbot gegen den Schornsteinfeger zu verhängen. Gleichzeitig solle der Lauchaer Verein BSC 99 aus dem Spielbetrieb aller Ligen ausgeschlossen werden, weil er Battke noch immer ermögliche, Mitgliedsbeiträge zu entrichten.
Danach müsse man sehen, "was das bringe", hieß es. "Wenn alle gesellschaftlichen Kräfte zusammenstehen", ist sich die Landespolitik sicher, "können wir eine Wahlbeteiligung von bis zu 80 Prozent erreichen". Man rechne dann zur Landtagswahl mit rund der Hälfte der Stimmen, die als "Denkzettel" Richtung Magdeburg gemeint, aber beim Namen Battke angekreuzt würden. Die weitere Strategie sei dann klar: "Das würde für die Zukunft natürlich noch mehr Bedarf für noch größere Anstrengungen im Kampf gegen rechts schaffen".
Mehr aus der PPQ-Reihe "Prominente Landespolitiker werben für Battke":
Macht auf dem Dach
Brauner Stern
Gesinnungstest im Kamin
Machs mit, machs nach, machs besser
Sippenhaft auf dem Fußballplatz
Der Aufstieg des Bezirksschornsteinfeger zur Nationalfigur "im Adolf-Stil" (SZ), wie endlich auch Christiane Kohl in der "Süddeutschen Zeitung" analysieren konnte, begann mit einem ganz anderen Mann. Rainer Haseloff, CDU-Politiker mit der Ausstrahlung eines Stückes Zellstofftaschentuch, entschloss sich, Battke, inzwischen in die NPD-Fraktion gewechselt, mit einer bundesweiten Kampagne bekannt zu machen. Der mehrfach misslungene Versuch, Battke wegen seines politischen Amts die weitere Ausübung seines Berufes zu untersagen, sorgte für eine erste Sympathiewelle im lauschigen Weinstädtchen, reichte aber noch nicht aus.
Erst als das Innenministerium sich entschlossen einschaltete und die Werbetour für den Nazi im Zylinderhut zur breiten Politikerbewegung wurde, der sich schließlich auch der Landessportbund, verschiedene fördermittelgetriebene Vereine und die überregionale Presse anschlossen, zeigten sich eindrucksvolle Effekte. Laucha, wo zuvor rund 13,5 Prozent der Menschen NPD gewählt hatten, votierte nun schon zu fast einem Viertel für Battke, den mittlerweile bekanntesten Rechtsextremen Ostdeutschlands, der in der landeskundlich unübertroffenen Münchner SZ-Zentrale bereits als "regionale Führerfigur" (SZ) gilt und nach aktuellen Recherchen der "Zeit" inzwischen ja auch Mitglied in der NPD geworden ist, was er selbst noch gar nicht weiß.
Bei der Bürgermeisterwahl in seinem Ort, bei der Battke mit dem Rückenwind aus Magdeburg antrat, konnte der 52-Jährige das Ergebnis der NPD beinahe verdoppeln. Die Mobilisierungseffekte, auf die Rainer Haseloff, Innenstaatssekretär Rüdiger Erben und sein engster Mitarbeiter, Minister Holger Hövelmann, abgezielt hatten, traten ein, aus Battke, der Witzfigur mit dem rhetorischen Talent eines Rummelboxers wurde ein Ballon, der die Menschen für die junge ostdeutsche Demokratie zu begeistern weiß: Gingen im vergangenen Jahr nur 48 Prozent der Lauchaer zur Wahl, explodierte die Wahlbeteiligung diesmal auf mehr als 68 Prozent. "NPD-Superstar" nennt "Endstation rechts" den Mann, dem es gelang, politische Lähmung aufzubrechen und die Menschen wieder zum Mitmachen bei der Demokratie zu bewegen.
Der bescheidene Rainer Haseloff, der im kommenden Jahr Ministerpräsident in sachsen-Anhalt werden möchte, hat den Erfolg der von ihm angestoßenen Kampagne "Mein Freund ist in der NPD" bisher ebensowenig kommentiert wie seine SPD-Kollegen Erben und Hövelmann. Zur Zeit sitzt die große Koalition in Magdeburg mit Rechtsexperten verschiedener Vereine zusammen, um die nächste Zündstufe der Werbekampagne für Lutz Battke zu planen. Möglich sei, ist aus Verhandlungskreisen zu hören, dass noch einmal ein vergeblicher Versuch gemacht werde, ein Berufsverbot gegen den Schornsteinfeger zu verhängen. Gleichzeitig solle der Lauchaer Verein BSC 99 aus dem Spielbetrieb aller Ligen ausgeschlossen werden, weil er Battke noch immer ermögliche, Mitgliedsbeiträge zu entrichten.
Danach müsse man sehen, "was das bringe", hieß es. "Wenn alle gesellschaftlichen Kräfte zusammenstehen", ist sich die Landespolitik sicher, "können wir eine Wahlbeteiligung von bis zu 80 Prozent erreichen". Man rechne dann zur Landtagswahl mit rund der Hälfte der Stimmen, die als "Denkzettel" Richtung Magdeburg gemeint, aber beim Namen Battke angekreuzt würden. Die weitere Strategie sei dann klar: "Das würde für die Zukunft natürlich noch mehr Bedarf für noch größere Anstrengungen im Kampf gegen rechts schaffen".
Mehr aus der PPQ-Reihe "Prominente Landespolitiker werben für Battke":
Macht auf dem Dach
Brauner Stern
Gesinnungstest im Kamin
Machs mit, machs nach, machs besser
Sippenhaft auf dem Fußballplatz
3 Kommentare:
"Gingen im vergangenen Jahr nur 48 Prozent der Lauchaer zur Wahl, explodierte die Wahlbeteiligung diesmal auf mehr als 68 Prozent."
Na, da ist dann aber wohl ein Preis für Zivilcourage fällig !
... äh ... ich meine natürlich nicht !
P.S. Wird sich das halle/ische Heimat-Board auch mit dem Zeit-Artikel über die Beinahe-landeshauptstadt beschäftigen ?
mit sicherheit. man kann das ja mal wieder im zusammenhang mit den neuen zahlen der HWG betrachten, die gerade wieder einen "positiven jahresgewinn" meldete (gibts auch andere?) und 7,3 mio übrig hat, die sie der stadt auftragsgemäß und im einklang mit den städtischen beschlüssen überweisen kann.
die "zeit" malt also nur schwarz. da ist noch mancher euro rauszuholen
Auch in Hohenmölsen gab's ein Happening, die kleine Stadt hat sich für die NPD geschmückt wie seit dem Jahr 1080 nicht mehr.
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