Die öffentlich zur Schau getragene moralische Entrüstung und Verurteilung wurde so zum zentralen Instrument der Gesellschaftspolitik erhoben. Sachliche Auseinandersetzungen werden dadurch immer schwieriger, da alle relevanten Fragen auf eine moralische Ebene gezogen und ein Problem auf die Frage der – apodiktisch gesetzten und selbst nicht mehr hinterfragbaren – Moral reduziert wird. In einem solchen Diskurs sind Tatsachenbehauptungen nicht richtig oder falsch, sondern gut oder böse. Sie können daher auch nicht mit Argumenten begründet oder widerlegt, sondern nur nach der Vereinbarkeit mit der gesellschaftspolitischen Agenda überprüft und bewertet werden. Nicht Wahrheit, sondern Wünschbarkeit wird zum zentralen Kriterium.
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2 Kommentare:
Die links-reaktionäre taz hat freundlicherweise gleich ein Beispiel geliefert:
„Man kann diese Debatte nicht versachlichen“
Fragt sich bloß, wer im Besitze der einzig gültigen Wahrheit ist. Bökenkamp etwa? Oder die Partei, die Partei, die immer Recht hat? Irgendeine Institution? Erleuchtete Autoritäten? Menschenführer?
Wie wichtig Ideen sind, wie stark Ideologien wirken können, wie unvermeidlich eine ideelle Formgebung a priori ist, diese Einsichten sind nun gerade das Gegenteil von naiv. Naiv wäre ein Realismus, der davon nichts bemerkt, der glaubt, die Welt wäre 1:1 so, wie sie einem selbst erscheint.
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