Ein Gefolgsmann wie Rudolf Hess war er, treu und voller Selbstverleugnung und jederzeit bemüht, die gemeinsame Sache voranzubringen. 65 Jahre nach seinem Tod ehrt die Quedlinburger Lyonel-Feininger-Galerie ihn nun endlich: Ernst "Teddy" Thälmann, in der DDR Liebling der Kinder und Genossen, dient als Testimonial für eine Ausstellung der Werke aus der Sammlung des Berliner Galeristen und Kurators René Block. Keine Verherrlichung des Kommunismus ist das, wie das Aufhängen von Hess-Bildern (unten) eine Verherrlichung des Nationalsozialismus ist. Im Unterschied zu Hess, der zum Feind seines Führers überlief, harrte der KPD-Führer im Schützengraben aus - eine Heldengeschichte, die ihn unsterblich machte.
Das trifft ausnahmsweise mal den Richtigen, denn Thälmann war - im Unterschied zum Nazi Hess - in seinen besten Jahren nicht nur Ehrenmitglied der Besatzung des Kreuzers Aurora, sondern auch führender Verfechter der Sozialfaschismus-These, die nicht im Nationalsozialismus, sondern in der Sozialdemokratie die größte Hürde auf dem Weg zur Befreiung des Menschen durch den Menschen sah. "In Treue fest" (ARD) zu Stalin, dem weisen Führer der Völker, reinigte Thälmann die deutsche Kommunistische Partei von Links- und Rechtsabweichlern, so dass sie nach dem mühelosen Durchmarsch der NSdAP zur Macht binnen kurzer Zeit zerschlagen werden konnte.
Der Dank des Vaterlandes an den "Sohn seiner Klasse" (Defa), der "niemals gefallen ist", wie eine Facebook-Seite bis heute rühmt: Thälmann wurde von den Nationalsozialisten verhaftet und in "Schutzhaft" genommen. Als Hitler und Stalin einen gemeinsamen Pakt schließen, hofft er, dass sein früherer Fürsprecher in Moskau, der ihn nach dem Wittorf-Skandal um geklaute Parteigelder 1928 gegen den Widerstand des restlichen ZK an der Spitze der KPD gehalten hatte, ihn freihandelt.
Doch Stalin hat das Interesse an Thälmann schon verloren. Während er seinen ungarischen Vasallen Matyas Rakosi, den Vorsitzenden der Partei der Ungarischen Werktätigen, noch 1940 zu späterer Verwendung aus deutscher Haft holt, lässt der Führer der Weltrevolution seinen deutschen Statthalter fallen. Von wegen niemals gefallen. Thälmann schreibt Hilferufe in Briefen, wird aber kurz vor Kriegsende auf Befehl von Hitler umgebracht. Glück für die Ausstellungsmacher: Hätte er überlebt, wäre er womöglich an Stelle von Ulbricht zum Stalin der DDR geworden. Und die Ausstellung, die noch bis Ende Oktober läuft, müsste dann vielleicht mit einem schicken Erich Honecker- oder Erich Mielke-Bild werben.
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1 Kommentar:
Ach ja, der Teddy. In der DDR lebte die Errinnerung an ihn weiter durch seine im Historischen Museum Berlin in einer Vitrine ausgestellten Turnhose. Sie war rot. Außerdem war er schon zu Lebzeiten als Redner "berühmt". Seine schiefen Sprachbilder und verballhornten Redewendungen waren sehr beliebt. --Das schlägt dem Fass die Krone aus.-- soll von ihm stammen.
Und während es ein berliner Polizistenmörder vorzog, in Frankreich Urlaub auf dem Bauernhof zu machen, ist er geblieben.
Man sollte ihn endlich in Frieden ruhen lassen.
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