Dienstag, 28. September 2010

Gesänge fremder Völkerschaften: Sweet, Azuro und das Mosaik

Seit ihrem fundamentalen Album "Brev till en vän" und dem Smash-Hit "De som byggde landet" gelten Pär-Eric Eriksson und seine Band Mora-Per als Rockmusik-Äquivalent zu Nordiska-Autoren wie Stieg Larsson und Hanning Mankell. Vor allem ihr an Stephen Kings Kurzgeschichte "Die Leiche" aus dem Band Frühling, Sommer, Herbst und Tod, später mit River Phoenix als Stand by Me - Das Geheimnis eines Sommers verfilmt, gemahnende Nummer "Sweet, Buster o Zingo" zeigt geradezu erschütternde Parallelen zwischen einer schwedischen Jugend in den 70ern und einer im Reich des Weltsozialismus zur selben Zeit verlebten. Pär-Eric Eriksson hat die Anspielung auf den Sweet-Heuler "Fox on the Run" gegenüber PPQ so erklärt: "The line is a phrase taken from Sweet, because the song is akind of a nostalgica song about growing up in Sweden in the 1970..s. Listening to Sweet, reading the sport/cartoon comic "Buster" and drinking the orange soft drink "Zingo".

Im Einzugsbereich Erich Honeckers gab es weder ein Comic namens Buster noch einen Orangen-Softdrink, der Zingo oder sonstwie geheißen hätte. Die Brause hieß "Azuro" mit einem "R", doch gemeinsam mit der später wegen staatsamtlich festgestellter Gesundheitsgefahren verbotenen Waldmeisterlimo und einem dem Weltfrieden verpflichteten Zeichentrickheft "Mosaik", in dem drei verwachsene Zwerge namens Digedags immer wieder neu antraten, Sklaven zu befreien oder die Mauren zu besiegen, lieferten einen erduldbaren Ersatz. Der Begriff "Südschweden", mit dem gute Genossen ihrer DDR gern ein wenig internationales Flair zu geben versuchten, erfährt so im Nachhinein eine gewisse Rehabilitation: Es war nicht alles ganz falsch.

Mora-Per sind in Deutschland, wo ihre Texte naturgemäß trotzdem eher weniger gut verstanden werden, dennoch bis heute nicht eben bombig erfolgreich. Auch das neue Album "Sovande Stad" gibt es bislang nur als Download oder als teuren Import. Wer aber einst "Brev till en vän" angeschafft hat, darf sich über eine gute Geldanlage freuen: Das Originalwerk im Pappschuber ist augenblicklich vergriffen. Unter 40 Euro für die Scheibe, die Mora-Per von der Bühne für zehn verkauft haben, ist auch für Freunde der völkerkundlichen Doku-Reihe "Gesänge fremder Völkerschaften" nichts zu wollen.

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