Mitten im Land von Kiefer und märkischem Sand wollten sie sich selbst vergraben, wenn die Bombe fällt und der kalte Krieg zum heißen wird. In der Nähe von Strausberg, der Gemeinde am Rande Berlins, in der heute noch jeden Sonntag zwei bis drei Kompanien in braunen NVA-Trainingsanzügen raustreten, um Autos zu putzen, ließ sich der letzte DDR-Innenminister Friedrich Dickel einst einen Keller bauen, von dem aus er im Falle eines Ernstfalles dafür sorgen wollte, dass Ruhe und Ordnung im Reich der Arbeiter und Bauern gewahrt bleiben. Der Tarnname der besseren Tiefgarage, die nach der Wende an die Jewish Claims Conference fiel, zum Steuerparadies erklärt wurde und der Ortsjugend heute als Fetenplatz dient, lautete "Ausbildungsobjekt", die Sicherungskompanie war einige Kilometer entfernt im "Schulungssobjekt" untergebracht.
Zwei langgestreckte, von einem Elektrozaun geschützte Verliese im Keller, die mühevoll mit Anpflanzungen getarnt wurden, das ist der ganze "Atombunker", den eine PPQ-Abriss-Exkursionsmannschaft letztes Jahr schon kurz porträtierte. So dicke hatte es die DDR nicht, dass großer Aufwand für das Überleben eines zweitrangigen Ministers getrieben wurde. Zwei Neubaublocks Marke WBS70 wurden aus dem Wohnungsbauprogramm abgezweigt, um die Bunkerverwaltung unterzubringen, ein Elektrozaun wurde gezogen, eine Wechselsprechanlage im Neuererwesen entwickelt. Zwanzig Kilometer entfernt vom Geheimobjekt lagerte die Wacheinheit in zugigen Holzbaracken mitten im Wald. Wehrpflichtige, die gar nicht wussten, was sie zu bewachen hatten, bewachten hauptsächlich sich selbst. Selbst die Postadresse der Einheit war nur Tarnung. Das wirkliche "Blumberg" liegt einige Kilometer entfernt und beherbergte das Blasorchester der Volkspolizei.
Zur Wendezeit löste sich die Einheit allmählich auf. Zuerst forderte die DDR-Staatsdruckerei "Kräfte" an, die helfen sollten, die plötzliche Nachfrage nach DDR-Pässen zu befriedigen. Später entließ sich das Unteroffizierscorps weitgehend selbst Richtung Westberlin, so dass den verängstigten und um ihre Polizeizukunft bangenden Offizieren nichts anderes übrigblieb als schließlich auch die "Anwärter" genannten Soldaten nach Hause zu schicken. So weit sie noch da waren.
Nach dem Mauerfall schlossen Ausbildungs- und Schulungsobjekt ihre Pforten, über dem Bunker in Freudenberg entstand ein Gewerbegebiet, das Investoren mit null Prozent Gewerbesteuer lockt, ohne dass welche anbeißen. Die ehemaligen Anwärter haben jetzt Fuhrunternehmen, leben in Kalifornien, Kanada oder als Wissenschaftler im nahen Berlin. Das Schulungsobjekt hingegen dient weiterhin Ausbildungszwecken: Die örtliche Jugend frönt hier nach ausgiebigen Abrisspartys frenetisch dem Paintball-Spielen.
Mehr mitteldeutsche Abrissexkursionen hier, und noch mehr hier, hier, hier und hier.
Zwei langgestreckte, von einem Elektrozaun geschützte Verliese im Keller, die mühevoll mit Anpflanzungen getarnt wurden, das ist der ganze "Atombunker", den eine PPQ-Abriss-Exkursionsmannschaft letztes Jahr schon kurz porträtierte. So dicke hatte es die DDR nicht, dass großer Aufwand für das Überleben eines zweitrangigen Ministers getrieben wurde. Zwei Neubaublocks Marke WBS70 wurden aus dem Wohnungsbauprogramm abgezweigt, um die Bunkerverwaltung unterzubringen, ein Elektrozaun wurde gezogen, eine Wechselsprechanlage im Neuererwesen entwickelt. Zwanzig Kilometer entfernt vom Geheimobjekt lagerte die Wacheinheit in zugigen Holzbaracken mitten im Wald. Wehrpflichtige, die gar nicht wussten, was sie zu bewachen hatten, bewachten hauptsächlich sich selbst. Selbst die Postadresse der Einheit war nur Tarnung. Das wirkliche "Blumberg" liegt einige Kilometer entfernt und beherbergte das Blasorchester der Volkspolizei.
Zur Wendezeit löste sich die Einheit allmählich auf. Zuerst forderte die DDR-Staatsdruckerei "Kräfte" an, die helfen sollten, die plötzliche Nachfrage nach DDR-Pässen zu befriedigen. Später entließ sich das Unteroffizierscorps weitgehend selbst Richtung Westberlin, so dass den verängstigten und um ihre Polizeizukunft bangenden Offizieren nichts anderes übrigblieb als schließlich auch die "Anwärter" genannten Soldaten nach Hause zu schicken. So weit sie noch da waren.
Nach dem Mauerfall schlossen Ausbildungs- und Schulungsobjekt ihre Pforten, über dem Bunker in Freudenberg entstand ein Gewerbegebiet, das Investoren mit null Prozent Gewerbesteuer lockt, ohne dass welche anbeißen. Die ehemaligen Anwärter haben jetzt Fuhrunternehmen, leben in Kalifornien, Kanada oder als Wissenschaftler im nahen Berlin. Das Schulungsobjekt hingegen dient weiterhin Ausbildungszwecken: Die örtliche Jugend frönt hier nach ausgiebigen Abrisspartys frenetisch dem Paintball-Spielen.
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14 Kommentare:
Den Strausberger hat es schon immer geärgert, daß er von Auswärtigen mit ß geschrieben wird. Den Rüffel kann man sich auch heute persönlich jederzeit selbst abholen. Man muß halt nur das ß deutlich machen.
Ansonsten gestaltete sich die Recherche zur Ortschaft Blumberg und ihrer Militärpolizeigeschichte schwierig.
Die Kaserne war wohl eher vom MfS als Hauptnutzer in Beschlag genommen, die Polizeitrompeter waren wohl geduldeter Gast und Tarnung für den weit entfernten Bunker. Das mit dem MfS behauptet zumindest die Bundespolizei, die als Erbe des MfS heute eine Bundespolizeiabteilung und die Bundespolizei-Fliegerstaffel beherbergt.
Ich traue dort Gedienten noch mehr, die sollten sich noch halbwegs erinnern können und berichten fast tagesaktuell zum Objekt Blumberg. Nach deren Informationen war wohl doch eher das MfS bzw. deren Antiterroreinheit der Hauptnutzer und die POlizeibläser die Begleitmusik.
In den 50er/60er Jahren war in Blumberg wohl auch eine Grenzbereitschaft stationiert. Das waren die, die die Stadtgrenze von berlin, Hauptstadt der DDR, wegen dem Viermächtestatus beäugten. Kann ich mich noch gut dran erinnern, weil ich als Bub mit dem Radl gen Garten fuhr und kontrolliert wurde. Teils von Russen, später von der Polizei. Wurde irgendwann in den 70ern abgeschafft.
18.30 Inf. Pankow, Hptm. B.: Beim Informationsaustausch mit der Grenzbereitschaft Blumberg - am heutigen Tage - wurde bekannt, daß in den Vormittagsstunden der Vorsitzende des Kirchenrates Templin und Prenzlau den KP Schildow zum Betreten des demokr. Berlin passiert hatten. Beide Vorsitzende wiesen eine Einladung zur Kirchenratstagung Brandenburg für den heutigen Tag vor. Den Genossen der Dienstsstelle Blumdberg war nicht bekannt, daß diese Tagung untersagt ist.
Die Kaserne Blumberg selber war schon immer durchs einen Reichsautobahnring und 1 km Luftlinie von der Ortschaft Blumberg getrennt.
Ich bin jetzt genervt von diesem Kommentargoogle. Hat mich zigmal rausgeschmissen, weil ich angeblich nicht kurz und knapp, sondern zu lang und breit kommentiere. So mußte ich splitten.
Wollte eigentlich noch anfragen, von wem bzw. was der erste Musikteil ist, diese jammernde Gitarre.
"Berlin is nice, 'cause its twice."
Wasn't it Birkholzenchaussee or alike..?
wbr oas
das s korrigiere ich, den rest nicht.
du denkst falsch, wenn du das blumberg hier beim orchesterblumberg verortest.
das hier liegt bei freudenberg (haha), also das AO, das SO, also der bunker, ein paar kilometer ab.
im AO saß die wachkompanie, im SO ein nachrichtenkommando. doppelter elektrozaun drumherum, den die wachtruppe putzen musste, damit er nicht jede nacht anschlug. mfs war da nicht, war ja dickels atomhaus.
achso: blumberg war der tarnname der vp für ao und so. damit der klassenfeind den bunker nicht findet
die musik ist, soweit ich weiß, von pankow, passenderweise. der soundtrack zu "clockwork orange"
Straußberg? Blumberg? Freudenberg?
Wohl eher Schuttberg!
@oas
Birkholzaue heißt die Ansiedlung vereinzelter Häuser.
Da gibt es weit und breit den besten Schlächter, den man sich vorstellen kann. Kennen aber nur Kenner.
@ppq
Jo, Blumberg war die Tarnbezeichnung für die Westspione. Die sind da hingefahren, haben Trommler und Trompeter gesehen und sind wieder weg, hier gibts nichts zu sehen. Diese Bunkerschützer 20 km weg hatten dort nur zwei Dienstzimmer zur Postabholung.
Pankow, ich hatte ja so 'ne Ahnung daß es edle Gitarrenzupfer waren. Aber "Clockwork Orange" waren doch die Toten Hosen mit dem klein bißchen Horrorshow? Oder hat Pankow das auch mal in der Mache gehabt?
@nwr
Strausberg
@die anmerkung
Ich weiß doch, ich wollte hier nur ein bißchen herumpromovieren ;-)
@anmerkung. ja, auch die waren da mal dran, in der zeit ohne herzberg. ehle sang, was zu singen war. weiß nicht, ob es das auf cd gibt. sind aber schöne lieder drauf, auf meiner tonbandkassette, kann ich dir rüberbeamen, falls interesse.
@anmerkung: die hinweise des blumberg-experten sind interessant, aber nicht vollständig, soweit ich das sehe.
die einheit, die ao und so und ein weiteres objekt betrieb, saß nicht dort, wo er sagt, es gab auch keine spezialkämpfer, sondern nur lauter rundliche späthippies aus saalfeld, die die nva nicht hatte haben wollen.
und ein paar berliner heimschläfer.
das mit der poststelle ist halbzutreffend, denn die poststelle selbst betrieb die deutsche post, zwei ältere damen, wie ich ziemlich genau aus erster hand weiß.
der rest ist okay. er scheint nur ein bisschen was vergessen zu haben.
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