"Seine Weisheit ist seine lebenslange Neugier", ließ ihn sein Arbeitgeber loben, als er 80 wurde. Da hatte Claus Jabobi, ehemals Seekadett und danach Chefredakteur sowohl beim "Spiegel" als auch bei der "Welt", nach Recherchen der "Bild", bei der er inzwischen gelandet war, noch "nie Sonnenbrille und nie Jeans" getragen, dafür aber "Freunde wie Günter Netzer und Ferdinand Fürst von Bismarck, Rolf Hochhuth und Berthold Beitz, Richard Gruner und Winston Churchill jr." eingeworben. Immer noch füllt der Springer-Biograf jeden Samstag zuverlässig sein Eckchen im großen Boulevard, "Mein Tagebuch" ist ein Zettelkasten aus Kalendersprüchen, eher geschüttelt als gerührt und so aktuell politisch wie einst die Rotlichtstunden bei der NVA.
Was Jacobi dort schreibt, weiß der mittlerweile 83-Jährige schon längst nicht mehr, mittlerweile aber gehen ihm auch schon die originellen Histörchen aus. Jetzt griff der Doyen der deutschen Edelfedern so in der Not auf die feine Geschichte des Kunsthistorikers Emil Schaffer zurück, der "nie vergass, einer befreundeten Dame zum Geburtstag Blumen zu senden. "Dass Sie sich den Tag so gut merken können, wunderte die sich", schreibt Jacobi. "Aber ich bitte Sie", antwortete Schaffer: "Drei Tage bevor die Medici aus Florenz vertrieben wurden!" Zuletzt war das ein Brüller in der Jacobi-Kolumne vom 5. Juni. Wir erinnern das so genau, weil es drei Tage war, bevor sich der Todestag des Propheten Mohammed zum 1378. Mal jährte.
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16 Kommentare:
Der nie sonnenbebrillte J. outet sich also verschämt als Volker-Braun-Verehrer;
Es genügt nicht die einfache Wahrheit
http://www.suhrkamp.de/buecher/es_genuegt_nicht_die_einfache_wahrheit-volker_braun_10799.html
(Das stimmt natürlich insbesondere dann ,wenn die Wahrheit nicht stimmt)
Außerdem weiß J., dass der B-Zeitungsleser, auf den es ankommt, nach spätestens 3 Monaten Wissen,welches er bis dahin nicht anwenden konnte, im Gehirnspeicher automatisch löscht.
Meine Güte. Soviel Mühsal, so viele Zeilen, nur um einem alten Mann einen klitzekleinen harmlosen Fehler nachweisen zu können.
Habt ihr sonst nichts zu tun?
klitzekleinen fehler? bei der auflage der bild bedeckt der zusammengerechnet klitzekleine fünf fußballfelder.
allerdings ist pisaner zuzustimmen. der bildleser freut sich, weil er ja nicht mehr weiß, dass er das schon mal gewusst hat.
Ich habe mal, Mitte der 90er muss es gewesen sein, festgestellt, dass der Kölner "Express" ein komplettes Horoskop nach mehreren Jahren erneut brachte. Das war am 17. Juni, früher "Tag der deutschen Einheit", und einige Jahre nach der Einheit und Abschaffung des Gedenktages stand dort mehrfach "genießen Sie den Feiertag".
Sie hätten daraus vermutlich eine Fortsetzungsgeschichte in ihrem Blog gemacht.
Ist der Wunsch nach Aufmerksamkeit so groß, dass man tatsächlich glaubt, sich mit einer solch banalen Jacobi-Geschichte brüsten zu müssen/können?
Solche Fehler kommen immer wieder vor. Auch deswegen, weil Zeitungen (egal, ob gute oder schlechte) von Menschen gemacht werden.
Es ist ja nicht falsch, darauf hinzuweisen. Aber derart herablassend?
das horoskop hat sicher schon wieder gestimmt, weil die himmelskonstellation dieselbe war.
was j. betrifft: jemand, der sich als weiser vom berge inszeniert, und anderen herablassend vorrechnet, wo sie gefehlt haben, ist sicherlich der erste, der applaudiert, wenn ihm jemand herablassend aufzeigt, wo er was verbockt hat
Wenn man aber schon herablassend ist, sollte man wenigstens wissen, dass "erinnern" ein reflexives Verb ist.
Das erspart weitere Herablassung.
...und daß "sich" in diesem Satz nur einmal benötigt wird.
Ein bißchen Lektorat vor dem Posten hat noch niemandem geschadet.
für den hinweis auf das doppelte "sich" vielen dank.
zum "erinnern" hingegen der hinweis darauf, dass man solche hinweise besser nur so herablassend geben sollte, wenn einem der unterschied zwischen echten und unechten reflexiven verben bekannt ist.
[i]Fast[/i] gut pariert, da erinnern ein unechtes reflexives Verb ist - in der angesprochenen Situation nur vollkommen pointless.
Oder habe ich nur den joke verpaßt?
Ob wir es wollen oder nicht, das amerikanische Englisch verändert unsere Sprache. Ob zum Guten oder zum Schlechten, das sei dahingestellt. Vielleicht sind reflexive Verben zu umständlich, um auf Dauer in der deutschen Sprache überleben zu können. Vielleicht sind die glatten amerikanischen Strukturen gegenüber manch holpriger deutscher Konstruktion tatsächlich im Vorteil.
Jedem steht es frei, sich seine Worte und seine Syntax selbst zu wählen. Und wenn er die amerikanisierte Version bevorzugt - warum nicht. Es kann nur nicht schaden zu wissen, wie es im Standarddeutsch heißt oder mal geheißen hat.
ja, joke verpasst. passiert häufiger, weil der im namen dieses blogs steckt. hier schreiben wir generell, wie politiker sprechen.
paha, was hier wieder für kaputte springer-opfer kommentieren.. es geht darum, dass die Bild-Zeitung und der Springer-Verlag denkt, irgendetwas mit journalismus zu tun zu haben. copy and pasty ist kein journalismus. springer ist kein journalismus!!
"paha, was hier wieder für kaputte springer-opfer kommentieren.. springer ist kein journalismus!!"
Interessant, wer sich manchmal berufen fühlt, journalistische Qualität beurteilen zu können... und dann auch noch so differenziert...
Meine selige Großmutter empfand es jenseits ihres 90. Geburtstages ausgesprochen angenehm, einen schönen Roman mehrmals lesen zu können, da sie am Ende des Buches den Anfang bereits vergessen hatte und so, ohne das Buch weglegen und sich ein neues suchen/kaufenlassen zu müssen, gleich am Anfang wieder von neuem zu lesen beginnen konnte.
Damals begriff ich noch nicht so richtig, was daran so toll sein sollte. Inzwischen bin ich zwar selbst noch nicht so weit gelangt, das nicht — doch mittlerweile verstehe ich sie schon viel besser ...
"Wir erinnern das so genau"
Bei der Formulierung rollen sich mir die Fußnägel auf.
@anonym: wie oben schon gesagt - das ist der sinn
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