Großer Wurf der neuen niedersächsischen Ministerin für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration, Aygül Özkan, gleich zum Auftakt: Mit einer „Mediencharta für Niedersachsen“ will die aus eigener Betroffenheit agierende CDU-Politikerin ein für alle Mal klarstellen, was in Niedersachsen in Sachen Integration gesagt, gedacht und geschrieben werden darf. Dazu hat ihr Ministerium Vertreter aller Medien im Land für den August zu einer Veranstaltung nach Hannover eingeladen, bei der die schreibende Zunft Gelegenheit erhält, eine Treueeid auf die vom Ministerium vorgelegte „Mediencharta Integration“ abzulegen.
Damit verpflichten sich alle Unterzeichner feierlich, künftig eine Berichterstattung zu pflegen, die den „den Integrationsprozess in Niedersachsen nachhaltig unterstützt“. Auch bekommt jeder Gelegenheit zu versichern, dass er sich bei der Erfüllung der großen Aufgabe einer "kultursensiblen Sprache" befleißigen wolle und stets nur im Sinn haben werden, "die interkulturelle Öffnung zu fördern, die interkulturelle Kompetenz verstärken und Projekte hierfür zu initiieren". Damit werden deutsche Medien endlich wieder kollektiver Agitator, Propagandist und Organisator zugleich sein und wie mit einer Stimme sprechen, die eine demokratisch gewählte Landesregierung ausgesucht hat.
Da sind alle einig, von extrem rechts bis zur mittelsten Mitte: Nazis bei "Rocknord" schreien getroffen auf "Neulich im Wahrheitsministerium: Moslem-Ministerin will Medien Inhalte vorgeben", der "Spiegel" twittert im Minutenrhythmus "Sozialministerin Özkan will Medien auf Kurs bringen" und die Journalistengewerkschaft DJV nennt die von der niedersächsischen Sozialministerin Özkan vorgelegte Mediencharta beruhigend "absolut überflüssig" und es klingt, als wollten die Funktionäre damit sagen: Brauchen wir nicht, haben wir schon.
Noch ist allerdings nicht klar, wie Verstöße gegen die künftig vorgeschriebene Sprachwahl oder eigenmächtig veränderte Formulierungen geahndet werden sollen. Dem Vernehmen nach plant das Integrationsministerium in Hannover jedoch die Entsendung von nachhaltigen Mediencharta-Moderatoren in alle Druckhäuser und Online-Schreibstuben. Dort würden die erfahrenen Beamten, die von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften und aus dem Kader des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit in Berlin zum Bundes-Blogampelamt abgeordnet werden könnten, nach Schludrigkeiten im Umgang mit der kultursensiblen Sprache, nach gehässigen Sätzen gegen die amtliche interkulturelle Öffnung und andere Abweichungen von allgemeingültigen Vorschriften suchen. Laut Mediencharta geschehen angeordnete Änderungen jedoch durchweg freiwillig, als Grundregel gelten dabei die Goldenen Worte von Herrfried Hegenzecht, dem amtierenden Chef des Blogampelamtes: Jedes neue Verbot ist auch eine Einladung an unsere Menschen, sich anders zu verhalten.
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4 Kommentare:
Der Wortlaut der Charta:
„Der demografische Wandel verändert auch Niedersachsen: Wir werden weniger, älter und vielfältiger. Dadurch ergeben sich neue, veränderte Zielgruppen für die Medien in unserem Land. Bereits 16 Prozent der niedersächsischen Bevölkerung haben einen Migrationshintergrund. Das wirkt sich auch auf die Medienlandschaft aus. Die Vertreter der niedersächsischen Medien betonen die Aufgabe, den Integrationsprozess in Niedersachsen zu unterstützen. Sie übernehmen die damit verbundene Verantwortung und erklären:
- in ihrer Berichterstattung über Sachverhalte und Herausforderungen der Integration zu berichten und zu informieren,
- eine kultursensible Sprache anzuwenden,
- die interkulturelle Öffnung zu fördern, - die interkulturelle Kompetenz zu verstärken,
- Projekte hierfür zu initiieren und zu begleiten.
Wieso regen sich die Kollegen auf? Wir haben doch bereits eine, bis zur Unkenntlichkeit vergenderte PC- Sprache. Und für die Durchsetzung dieses Neusprech sorgtem die Journalisten höchstselbst, die auf der anderen Seite beklagen, dass kaum noch jemand versteht, was iun den Medien verbreitet wird.
Dazu bedarf es natürlich keiner ministeriellen Anweisung.
Wenn die "Nachrichten für Kinder" unter Erwachsenen höchste Einschaltquoten verzeichnen, müssten doch in den Neusprech- Redaktionen alle Alarmglocken klingeln, im Gegensatz zur bisherigen Praxis mal wieder das klare Wort zu schreiben oder zu senden.
Beispiele gefällig?
Fast alles, wa mal als "Unwort des Jahres" kekennzteichnet wurde, ist in den Redaktionen salonfähig, die "ethnische Säuberung" (Mordbrennerei, Vertreibung) ebenso, wie die "gezielte Tötung" (Mord).
Gute Besserung!
Wolf (Berlin)
Volk steh`auf
Vergiß es!
Das deutsche Volk steht erst auf, wenn alles zuammengebrochen ist, räumt auf, baut wieder auf und läßt sich weiter verarschen.
Daß ein Rauchverbot auf der Straße eine Revolte auslöst, ist inzwischen eher unwahrscheinlich und selbst wenn das Bier teurer wird, passiert nichts mehr.
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