Nachdem der deutsche Anteil am gigantischen Rettungspaket für den Euro bei den Menschen, an den Märkten und in Griechenland so gut angekommen ist, haben Bundesregierung und Parlament in einer streng geheimen Sondersitzung eine weitere Rettungs-Gesetzesvorlage beschlossen. Nach der Stabilisierung der Euro-Zone, die Deutschland mit rund 123 Milliarden Euro sichergestellt hat, wobei die Summe aber auch höher ausfallen könnte, steht jetzt die Rettung des Halle-Neustädter Fußballstadions auf der Agenda.
Wie ein über Nacht aufgestelltes Schild an der Arena (Foto) verrät, ist der Fußballplatz, der früher als Austragungsstätte von Kinder- und Jugendspartakiaden sowie Puhdys-Konzerten diente, in Berlin Chefsache. Zuletzt hatte der Sportplatz dem Neuntligisten FC Halle-Neustadt als Heimstätte gedient, demnächst aber soll der Viertligist Hallescher FC hier seine Heimspiele austragen. Grund genug für Bundeskabinett und Bundestag, die Rettung in die Wege zu leiten: Galt bisher als ausgemacht, dass die Landesregierung in Magdeburg den notwendigen Umbau des seinerzeit von Bauarbeitern improvisierten Stadions mit sechs Millionen Euro bezuschusst und die seit anderthalb Jahrzehnten bankrotte Stadt Halle die zur Finanzierung fehlenden 11,5 Millionen selbst übernimmt, indem sie unverkäufliche Immobilien überteuert losschlägt, ist nun klar, dass das Kabinett selbst in die Bresche springt.
Die bekennende Fußballfännin Angela Merkel, die sich zuletzt sowohl als glühende Anhängerin der deutschen Nationalmannschaft als auch von Energie Cottbus zeigte, setzt damit ein deutliches Zeichen zur Stabilisierung der Fußballszene im Osten, die mit dem Ausfall von Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack ihren letzten Vertreter in der Stammelf von Nationaltrainer Jogi Löw verloren hat. Zwei Jahrzehnte nach Franz Beckenbauers wegweisender Vision, dass Deutschland "durch die Wiedervereinigung und die Spieler der DDR auf Jahre unschlagbar sein" werde, markiert Südafrika den Tiefpunkt deutsch-deutschen Sportzusammenwachsens: Nach dem Abschied der im DDR-Sportfördersystem gezüchteten Bernd Schneider, Matthias Sammer, Ulf Kirsten und Michael Ballack steht mit Toni Kroos aus Greifswald steht noch ein einziger in der DDR geborener Spieler im Kader.
Während sich alle von PPQ befragten Bundestagsfraktionen nicht an eine Abstimmung über die Neustädter Stadionfrage erinnern wollten, hat die Physikerin Angela Merkel den Niedergang der Nachwuchsarbeit im Fußballosten offensichtlich scharfsichtig analysiert und wie üblich entschlossen Gegenmaßnahmen eingeleitet. Mit dem Umbau des für einen normalen Spielbetrieb in der Stadtliga völlig überdimensionierten Neustädter Stadions will Berlin ein Zeichen für einen Neuanfang im Fußballosten setzen: Zwei Millionen werden mit Einverständnis von Kabinett und Parlament in den Sand gesetzt, damit der Hallesche FC ein Jahr lang den Teil seiner Heimspiele hier durchführen kann, zu dem nicht mehr als 2500 Zuschauer erwartet werden. Nach dem Pokalsieg in Sangerhausen erwartet der Verein bereits im August einen ersten Fußballhöhepunkt - im DFB-Pokal ist dann vielleicht ein wirklicher Zuschauermagnet zu Gast. Allerdings in Leipzig, wo die Spiele stattfinden werden, für die die gerettete Stadion-Infrastruktur im idyllischen Halle-Neustadt nicht ausreicht.
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1 Kommentar:
"Hier wird gefördert ..."
Oh, es ist schlimmer als ich dachte: Jetzt wird auch das Formulieren von dt. Verwaltungstexten nach Indien outgesourced !
Nebenbei, bei SpOn gibt es einen schönen Kulturmix zu bewundern: Albert Speer und die Elfgeschosser aus Hanoi.
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