Da staunte der Qualitätsmedienschmökerer doch ein wenig: Ein Video der US-Armee, eben von der Plattform Wikileaks veröffentlicht, tauchte auf der Seite von "Spiegel Online" selbstbewusst mit der Quellenangabe "Video: Spiegel Online" auf. Hatte ein Spiegel-Team sich etwa in den US-Mörderhubschrauber einbetten lassen? Ist Wikileaks nur ein anderer Name für Spon?
Nein, nein, "leider haben Sie da wohl etwas missverstanden", lässt uns Bernd Czaya, Leitender Redakteur Video bei Spiegel Online, auf Nachfrage wissen. Man habe "nicht das Ausgangsmaterial zu unserem Material, sondern lediglich die journalistische und redaktionelle Bearbeitung desselben den Nutzern kenntlich" gemacht. Und zwar, indem man weder die Videoquelle US-Armee noch den Verbreiter Wikileaks nenne, sondern seiner "Pflicht" (Czaya) nachkomme "den geneigten Usern gegenüber" kenntlich zu machen, "wer verantwortlich für die Bearbeitung ist und welche Meinung da in wessen Namen vertreten wird".
Nachricht und Meinung sozusagen streng klassisch getrennt. Dies müsste auch in unserem Sinne sein, "oder?", mutmaßt der Experte, der sicher ist: "Natürlich fälschen wir keine Nachrichtenquellen und wir schmücken uns auch nicht mit fremden Federn."
Im Falle des Wikileaks-Videos, das Spiegel Online selbstbewusst mit dem Quellenvermerk "Video: Spiegel Online" (Screenshot oben) versehen hatte, habe der betreffende Redakteur durch seine Arbeit quasi das Recht erworben, der Urheber zu sein. "Zum einen mit seinem Text, den er über die Bilder von Wikileaks gesprochen hat. Zum anderen, indem er die brutalsten Szenen nicht in die bearbeitete Fassung übernommen hat", teilt Bernd Czaya mit. Dabei sei die Kernaussage des Materials nicht verändert worden und "von daher auch der Credit SPIEGEL ONLINE gerechtfertigt und nötig". Was allerdings versäumt worden sei, "war, Wikileaks im Text ausdrücklich zu nennen, die Rede ist nur allgemein von einer Internetplattform. Das hätte in der Tat sauberer formuliert werden müssen".
Bernd Czaya hofft, damit alle Zweifel "an unserer journalistischen Sorgfalt ausgeräumt zu haben". Und nicht nur das. Unter Spiegelmirror.blogspot.com wird das PPQ-Redaktionskollektiv dem Qualitätsmedium Nummer 1 künftig nacheifern! Dabei werden keine Nachrichtenquellen gefälscht und es wird sich nicht mit fremden Federn geschmückt. Stattdessen prüft eine Aufbauredaktion im Moment ein Geschäftsmodell, nach dem die neue Qualitätsseite Spiegelmirror künftig alle Spiegel Online-Beiträge - nach gründlicher Kürzung und journalistischer Überarbeitung - mit dem Quellenvermerk "Text: PPQ" neu präsentieren wird. Selbstverständlich, ohne "die Kernaussage des Materials" zu ändern. Dadurch ist der "Credit PPQ" dann natürlich "gerechtfertig und nötig", eventuell anfallende Werbeeinnahmen verbleiben damit völlig zu Recht bei Spiegelmirror, wo sie für anstrengungslosen Wohlstand sorgen werden.
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6 Kommentare:
Ich mag es kaum glauben, aber die Spiegel-Praktikanten sind ja wirklich so doof, wie ich immer behaupte.
Siehe auch mein Kommentar auf dem Spiegelspiegel.
"leider haben Sie da wohl etwas missverstanden"
das liest man heutzutage öfter.
Es gab ja auch Leute, die meinen "hide the decline" bedeutet "hide the decline".
Aber die habe alle "leider da wohl etwas missverstanden"
qualität kostet eben, manchmal den guten ruf
Moin, moin und Attacke !
Wer ist die Schönste im ganzen Land ?
Abbokiller ppq, I love you ! Blinder Spiegel, zerbrochener Spiegel, 7 Jahre Pech etc.
Viele Grüße aus HH
PauliPiraten
ich verstehe es nicht, aber grüße zurück! venceremos, meintwegen! und carpe diem, alle mann!
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