Für das weltbewegende Lied über die Signale, die die Völker hören sollten, brachte er gerademal einen Sonntagvormittag, wenig später schon führte sein Chor Lyre des Travailleurs das epochale Werk bei der jährlichen Feier der Zeitungsverkäufer auf.
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Erst 1927 erntete De Geyter, wie er ursprünglich hieß, etwas Anerkennung. Die ruhmreiche Sowjetunion, in der seine Werk als Nationalhymne diente, lud ihn ein und spendierte ihm eine Staatspension und die Miete für eine Wohnung. 1932 starb der kommunistische Komponist im Alter von 84 Jahren, 30 Jahre später begann die DDR, den revolutionären Erschaffer der Weltbefreiungshymne als internationalistischen Namensgeber für Straßen zu ehren, Anfang der 80er Jahre bekam auch ein Straße in Halle den Ehrennamen "Degeyter".
Aber schon knapp sieben Jahre danach bestätigte der Rat des Stadtbezirkes West die Rechtmäßigkeit einer "besonderen Form des Denkmalsturzes", wie es bei Historikerkongress 1996 hieß. Das Recht drang nun in der Tat "wie Glut im Kraterherde" mit "Macht zum Durchbruch". Die Pierre-Degeyter-Straße, gelegen im funkelnagelneuesten Neubaugebiet der Chemiemetropole, wurde umbenannt. Sie trägt bis heute den stolzen Namen Grashalmstraße. Und über ihr scheint, wie es Eugène Pottier einst vorhergeahnt hatte, "die Sonn' ohn' Unterlass".
Zur Teilnahme an weiteren demokratischen Umbenennungen geht es hier.
1 Kommentar:
Dann will ich mal alten Senf recyceln:
Das war die Zeit, als ich aus Ekel vor den couragierten „Nieder mit der SED“-Patrioten die PDS (formerly known as SED, now the LINKE) gewählt habe.
Nie hätte ich Einfaltspinsel geahnt, dass sich der Wind innerhalb von 15 Jahren um 180° drehen könnte.
Muss ich sagen, welche Partei ich heute aus Ekel vor den couragierten „Nazis raus“-Patrioten wähle?
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