Das ist Qualität! Nur einen knappen Monat, nachdem PPQ infolge ausführlicher Lektüre in Online-Foren von DDR-Heimkindern lokalpatriotisch korrekt darauf verwiesen hatte, dass der sexuelle "Missbrauch kein Westmonopol" bleiben dürfe, zieht der "Tagesspiegel" scharf und aktuell nach. Endlich bekommen auch die Kinder ein wenig mediale Aufmerksamkeit, die nicht in katholischen, sondern in sozialistischen Heimen geprügelt und vergewaltigt wurde.
Mit Heidemarie Puls berichtet erstmals ein Ost-Opfer über sexuellen Missbrauch in einem DDR-Jugendwerkhof – es trifft sich gut, dass Frau Puls gerade ein Buch über ihre Leidenszeit geschrieben hat. Obwohl die Frage der Beweise wohl noch zu klären wäre, geht der "Tagesspiegel"-Autor Matthias Schlegel da gleich ganz weit in die Vorlage: "Möglicherweise", mutmaßt er wage, sei Heidemarie Puls "eins von sehr vielen Opfern". Bei 474 staatlichen Kinderheimen in der DDR, in denen über 40 Jahre zehntausende Kinder über Jahre und immer sehr handfest im Sinne des Arbeiter- und Bauernstaates erzogen wurden fürwahr eine mutige Prognose. Denkbar, dass schon demnächst das ganz Undenkbare Schlagzeilen macht: Erich Honecker war Kommunist. Der Dienst bei den Grenztruppen gar nicht freiwillig. Und FDJ-Blusen gab es nicht nur aus guter baschkirischer Baumwolle, sondern auch aus Nylon.
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6 Kommentare:
Die Genossen, die immer nur das Beste wollten und von deren Staat der TAGESSPIEGEL weiß, daß er das bessere Deutschland verkörperte, des Kindesmißbrauchs zu bezichtigen, das ist aber außerordentlich mutig. Ist der Mann vielleicht nur Fahrradfahrer?
Ich hab's grad im Anreißer auf dem Praktikantenserver gesehen und gehe davon aus, daß die Dunkelziffer wahrscheinlich viel höher ist.
Äh, zu früh abgedrückt. Hab's gerade überflogen.
Die Praktikanten haben auch nur den Tagesspiegel nachgedichtet. Und die höhere Dunkelziffer ist erst mal nur eine Vermutung. Ich will ja keine Gerüchte in die Welt setzen.
mit der höheren dunkelziffer liegst du m.e. nach völlig richtig. der tagesspiegel schrieb wörtlich, der fall sei wohl nur "die spitze des eisberges".
schlimm, diese welt
Ist das lyrisch gedeckt, also erlaubt, die Spitze eines Eisberges (Tagesspiegel) in eine vermutete hohe Dunkelziffer (Spiegel) umzudichten, wo sich der Spiegel doch explizit auf den Tagesspiegel bezieht?
Ich hab von Politlyrik keine Ahnung. Aber mir scheint, da haut was nicht hin, denn so viel dichterische Freiheit ist doch bei politischen Versen gar nicht drin. Oder doch?
wenn der eisberg im dunkeln ist, geht das, glaube ich
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