Er ist der böse Bube, der "Ekelgeiler" (Stanislaw Lem) der Finanzkrise. Seit Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann 25 Prozent Eigenkapitalrendite für sein Haus als Ziel ausgab und dann auch noch die Annahme von staatlichen Rettungsgeldern verweigerte, muss der Schweizer als widerliche Fratze der Finanzkrise herhalten: Ackermann ist "das Gesicht des Kapitalismus" (Stern), eine "Reiz-Figur" (Bild), die "kassiert wie in alten Zeiten" (Focus).
Um die richtige Wirkung zu erzielen, wird dabei generell darauf verzichtet, den Unterschied zwischen Umsatz- und Eigenkapitalrendite zu erwähnen: Investiert eine Bank nur ihren einen eigenen Euro, muss sie 25 Prozent verdienen, um 25 Prozent Rendite zu haben. Borgt sie sich zu dem einen eigenen Euro drei weitere und investiert dann alle vier Euro, ist ihr Risiko zwar höher. Doch sie braucht nun nur noch zehn Prozent Gewinn machen, das geborgte Kapital samt Zinsen zurückzahlen und hat mit ihrem einen eigenen Euro doch 25 Prozent Rendite erzielt.
Der Sohn eines Landarztes kassiert mit 9,5 Millionen Euro schon zwölf Monate nach dem Höhepunkt der tiefsten Krise aller Zeiten wieder mehr Geld als der Fußballer Frank Ribery, und dabei hat er sogar noch weniger Fehlzeiten. "Sie zocken wieder wie in alten Zeiten", echauffiert sich CDU-Denkmal Heiner Geißler, Attac plant ein volksgerichtshofartiges "Tribunal" und der ehemalige Thüringer Fast-Ministerpräsident Bodo Ramelow ist sicher, dass Ackermann einer von denen ist, die nichts gelernt haben: 4,9 Milliarden hat die Deutsche Bank im vergangenen Jahr verdient. Als wäre gar nichts gewesen.
Viel weniger Aufregung verursachen seltsamerweise die stolzen Zahlen, die die deutschen Sparkassen jetzt vorgelegt haben. Um 150 Prozent konnten die 431 Einzel-Institute ihren Gewinn steigern, vor Steuern stehen mit 4,6 Milliarden Euro nur ein paar Millionen Gewinn weniger in der Bilanz als bei der um ein Drittel größeren Deutschen Bank. Wären Zahlen zur Eigenkapitalausstattung der Sparkassen öffentlich, ließe sich sogar sagen, wer an Ackermanns Eigenkapitalrendite-Ziel von 25 Prozent näher dran ist.
Groß kann der Unterschied nicht sein, groß ist offenbar nur der, woher die riesigen Gewinne kommen. Bei der Sparkasse nicht vom Investmentbanking. Sondern von Oma, Opa und dem Glasermeister um die Ecke: "Das Ergebnis geht auf reales Kundengeschäft zurück, und nicht auf spekulative Finanzmarktpositionen oder Kreditersatzgeschäfte", versichert Sparkassen-Präsident Heinrich Haasis im Tagesspiegel, der den Satz der Einfachheit halber qualitätsjournalistisch fast exakt wörtlich aus der Pressemitteilung des Sparkassen-Verbandes heraus- und in die wertvolle eigene Analyse hineinkopiert hat.
Nicht dort zu finden sind die Angaben zu den Verlusten aus notwendig gewordenen Wertberichtigungen, die die öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute selbst in ihrer Pressemitteilung auf 5,3 Milliarden Euro beziffern - abgefedert durch die hübsche Formulierung, der Verlust sei "deutlich besser aus als im Vorjahr", wo es noch 6,3 Milliarden waren - die Deutsche Bank kam mit 5,9 Milliarden Verlust besser weg.
Dennoch deutlich besser als Josef Ackermann verdienen die Manager, die das Sparkassen-Renditewunder organisiert haben: Wo bei der Deutschen Bank ein Chef 9,5 Millionen nach Hause trägt, nehmen bei den Sparkassen 431 Vorstände zwischen 200.000 und 300.000 Euro mit. Macht alles in allem 100 Millionen fürs oberste Führungspersonal. Kassierte Ackermann solche Beträge, hätte Heiner Geißler schon längst seine Drohung wahr gemacht, "eine Konzeption" (Geißler) zu entwickeln, "die im Gegensatz zum gegenwärtigen kapitalistischen Wirtschaftssystem steht".
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2 Kommentare:
Wenn ich mal was fragen dürfte ...
1.
Wie kriegen wir Kotzbrocken Geißler los?
2.
Stimmt das wirklich, dass die Eigenkapitalausstattung der Sparkassen geheim ist?
Ich meine, man wundert sich ja über gar nichts mehr; aber hätte gedacht, dass eine öffentliche Einrichtung der Öffentlichkeit gegenüber rechenschaftspflichtig wäre (wenigstens zum Schein).
das sind 431 unterschiedliche institute mit jeweils unterschiedlicher eigenkapitalquote. das ist das ganze geheimnis
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