"Hat George W. Bush doch recht gehabt?", fragt die renommierte "Zeit" eben verblüfft angesichts der Tatsache, dass "die Iraker" sich ein neues Parlament gewählt haben, "mit eindrucksvoller Beteiligung trotz massiver Terrordrohungen". Erstaunlich für die Nahost-Experten in Hamburg: Die einheimischen Sicherheitskräfte hatten die Lage weit besser unter Kontrolle, als viele erwartet hatten, heißt es, ohne dass erklärt werden würde, wer "viele" ist und von wem diese vielen zu ihren Erwartungen befragt worden waren. Lob dafür dennoch: "In keinem anderen arabischen Land wären solche Wahlen möglich gewesen", schwärmt die "Zeit", denn das hier seien Wahlen, auf die es "wirklich ankomme", inmitten einer "Region der Scheinparlamente und der 90-Prozent-Mehrheiten für Lebenszeitpräsidenten".
Nun, wo Optimismus billig ist, greift auch die Schmidtsche Schreibmaschine fleißig zu am kalten Buffett für Rückschau-Propheten: "Es wird jetzt im Irak ein politischer Prozess beginnen: Mehrheitssuche, Koalitionsbildung, Kuhhandel, sicher auch Manipulation und Gewalt – aber niemand kann die Macht einfach mit autoritärer Gebärde für sich beanspruchen", fabuliert Jan Ross, der 2007 noch hatte entdecken können, dass der kollektive Anti-Amerikanismus von der Subkultur zur Leitkultur geworden sei.
Jetzt handelt es sich bei dessen Ergebnissen um "eine enorme Errungenschaft politischer Kultur", die die "Verächter des früheren US-Präsidenten nachdenklich machen" müsse, wabert es unbestimmt konkret. War der Krieg zum Sturz Saddam Husseins vielleicht doch richtig? Bestätigt sich Bushs als Fantasterei abgetane Vision von der Demokratisierung des Mittleren Ostens am Ende doch noch? Noch mehr nachholende Klugheit zum Irak gibt es direkt bei der "Zeit". Entsprechende Artikel zu Afghanistan sind für die Ausgabe 17 des Jahres 2015 geplant.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
1 Kommentar:
Zum Glück gibt´s die Online-Leserbriefseite.
Da werden die Irrtümer des Artikel schonungslos entlarvt.
Kommentar veröffentlichen