Trotzdem ein Spitzenspiel, trotzdem eine ansehnliche Kulisse. Sogar aus Chemnitz sind 200 angereist und das ist Grund genug für die Polizei Sachsen-Anhalts, einmal mehr den Ernstfall durchzuspielen: Mehr Truppen könnte der ehemalige Offiziersschüler Holger Hövelmann auch im Falle eines Atomschlages auf die mitteldeutschen Raffineriekapazitäten nicht aufbringen.
Straßen gesperrt, lange Staus, Strafräume dicht, lange Bälle, so läuft es dann an, das Duell um den Platz im Nacken von Tabellenführer Babelsberg. Die zweitbeste Verteidigung der Liga trifft auf den erfolgreichsten Angriff - da gibt es nicht viele Torchancen. Die beste hat Thomas Neubert, der Carsten-Jancker-Gedächtnisstürmer, der der gegnerischen Torwart nie ins Auge schaut, weil er mit dem Rücken zum Tor auf Pässe wartet. Sein Kopfball nach einer Kanitz-Ecke segelt als Bogenlampe Richtung 1:0, wird von dort aber vom ehemaligen Sachsen-Leipzig-Kicker Garbuscheski zurück ins Spiel geköpft.
Dann aber kommen die fünf Minuten des Selim Aydemir, der die "23" von René Tretschok auf dem Rücken trägt. Martin Hofmann hat wieder angepfiffen, Halle einen Chemnitzer Angriff abgewehrt. In der eigenen Hälfte bekommt der türkische Nachwuchsnationalspieler den Ball, er nimmt den kürzesten Weg zum Chemnitzer Tor, lässt einen Sachsen stehen, dann den zweiten - und der dritte legt ihn dann, vier Meter im Strafraum.
Martin Hofmann aber hat noch nicht wieder Luft für einen Pfiff. Er winkt "weiterspielen" und provoziert damit die ersten "Hoyzer"-Rufe. Die hören nun auch nicht mehr auf, weil der Mann vom FC BW Dachwig/Döllstädt sich kontinuierlich zu steigern versteht. Zuerst übersieht er ein Handspiel von Trehkopf, dann ein Foul von Emmerich, schließlich bekommt Mouyaya sogar einen Freistoß wegen "Handspiel" aberkannt: Er hatte sich den Ball mit der Hand zurechtgelegt, nachdem Hofmann den Freistoß freigegeben hatte.
Szenen einer zerrigen, zerfahrenen Partie, denen nur Toni Lindenhahn einige Glanzlichter aufsetzt. Zweimal zieht der neben Chemnitz´ Emmerich einzige Hallenser auf dem Platz unwiderstehlich Richtung Tor. Zweimal wird er gefällt, zweimal vertändeln die Mitspieler den möglichen Torerfolg.
Viel tut sich daher nicht mehr. Martin Hofmann führt seine mitgebrachte Gelbe Karte noch fünfmal stolz vor, die Tribüne ruft "Hoyzer, Hoyzer". Sven Köhler ist sauer, sein Chemnitzer Kollege Gerd schädlich schaut immer wieder auf die Uhr. Dann ist es vorbei, die Premiere über die Bühne gebracht: Das erste Spiel der Vereinsgeschichte am Nachmittag eines ganz normalen Mittwoch endet 0:0, es ist das erste torlose Heimspiel seit dem Oktober 2009. Damals fuhr Halle anschließend nach Wilhelmshaven und gewann 2:0. Am nächsten Wochenende heißt das Reiseziel Magdeburg.
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