Es sollte das größte Massensterben seit der Pest im Mittelalter werden, markiert nun aber nur den Moment, an dem die panikschaffende Kraft medialer Bemühungen zum ersten Mal nachdrücklich versagt hat. Obwohl die später in "neue Grippe" umbenannte "Schweinegrippe" dem Volk über Wochen trommelfeuernd als kommende Pandemie nahegebracht worden war, dachten die meisten Deutschen keine Sekunde daran, sich gegen das unsichtbare Unheil impfen zu lassen. Das hätte jeder wissen können, der auf der Straße danach gefragt hätte - doch um den "Impfwillen" (dpa) nicht noch weiter zu schwächen, wurde darüber lieber geschwiegen.
Stattdessen bestellten die schwer verängstigten Landesgesundheitsminister Impfstoff, dass es nur so krachte. In Flughäfen, auf Bahnhöfen und in Büros tauchten Spender für Desinfizierungsmittel an den Wänden auf, Drogeriemärkte boten Atemschutzmasken aus Baumwolle an. Wider besseren Wissens arbeiteten sich Qualitätsmedien wie die "Welt" an der selbsterfundenen Angst ab, der Impfstoff könne trotzdem nicht für alle reichen. Später entdeckte die die Apothekenrundschau "Bild" zwei verschiedene Impfstoffe für Herrchen und Hund - wieder eine Woche, die sich mit sinn- und realitätsfreien Schlagzeilen füllen ließen.
Das Ende vom Lied ist ein stilles Requiem, gespielt von denen, die eben noch die gellenden Fanfaren bliesen. Erst "sechs bis zehn Prozent der Bundesbürger" seien geimpft, weitaus weniger als erwartet, krokodiltränt es in der Pandemie-Schlagzeilenschmiede "Welt". Die Gesundheitsminister der Länder hätten deshalb mit dem Pharmahersteller Glaxo-Smith-Kline verhandelt und erreicht, dass sie weniger Impfstoff abnehmen müssten als ursprünglich geordert.
Kampflos wird allerdings noch nicht aufgegeben: Das Robert-Koch-Institut, Miterfinder der These von der Pandemie, warnt nun trotzig vor einer möglichen "zweiten Grippewelle". Die Medien hingegen sind entschuldigt. "Das Problem zu viel georderter Impfdosen haben indes nicht nur die Deutschen", schreibt die "Welt". Auch in den USA, Italien oder Frankreich sei nicht nur die "Gefährlichkeit der Schweinegrippe, sondern auch die Impfbereitschaft der Bevölkerung überschätzt" worden. Von den staatlichen Behörden, wohlgemerkt. Von den Medien, den eifrigen Baggerführern der Hysterie, ist nicht die Rede.
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8 Kommentare:
Ich finde das rührend, wie sich die Regierung um das Fortbestehen ihrer Diätenproduzenten kümmert.
Und ich finde es gemein, daß das Massensterben nicht eingesetzt hat. Hatte ich mir doch schon Hoffnungen gemacht, dann meiner Langzeitarbeitslosigkeit entkommen zu können und einen soliden mittelständischen Betrieb als Chef übernehmen zu können.
Wenn Du nicht einen colorierten, weiblichen, sexuellen, behinderten und verfolgten Migrationshintergrund hast, musst Du Dich bei der Bewerbung zur Besetzung freier Aufsichtsratsstellen ganz hinten platzieren.
Ich gestehe, daß ich das Bestellverhalten der Gesundheitsminister nachvollziehen kann.
Sind zuwenig Impfdosen da und es gibt eine Pandemie, dann sind sie dran, auch wenn "der kleine Mann auf der Straße" vorher nicht impfwillig war.
Also bestellen sie, was das Zeug hält, ist ja nicht ihr Geld. Würde ich genauso machen.
natürlich, ich auch. aber medien sind kein gesundheitsminister
Allerdings.
Inzwischen sind Medien oft genug nicht einmal mehr Quell des Wissens sondern bloße Unterhaltung.
Beschäftigung fürs gelangweilte Volk.
"bloße Unterhaltung"?
Wäre ja schön. Leider sind die immer mehr ein Instrument der Verdummung.
Gibt´s Neuigkeiten im Mannichl-Stadl?
Nebenbei, Boos (www.tagesspiegel.de/politik/deutschland/Extremisten-Dresden-Jahrestag;art122,2996461) behauptet ganz locker:
„Im vergangenen Jahr hatten Rechtsextremisten, die vom Aufmarsch in Dresden kamen, an einer Autobahnraststätte in Thüringen Gewerkschafter attackiert, die in der sächsischen Hauptstadt gegen die braune Demonstration protestiert hatten. Ein Opfer wurde schwer verletzt.“
Er meint wohl diesen Fall: www.stern.de/politik/deutschland/ueberfall-in-thueringen-sie-traten-immer-wieder-auf-ihn-ein-654936.html
Weiß jemand, was aus dieser Posse geworden ist? Kokeln hilft jedenfalls nicht weiter.
letzte meldung ein paar tage nach dem vorfall war, dass schweden gesucht werden, der bus, in dem die angreifer gefahren sind, ein "npd-bus" war und dass "Der Überfall auf Gewerkschafter an einer Raststätte hat die Diskussion über ein NPD-Verbot neu entfacht" habe. danach hat zumindest der "spiegel" keine silbe mehr dazu gehabt.
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