Gerade waren wir alle noch ganz schrecklich aufgeregt, weil den brutalstmögliche Fernsehaufseher Roland Koch es all seinen Vorgänger gleichgetan und einen ihm nicht genehmen Mann mit der Mehrheit seiner Partei aus dem Amt des ZDF-Chefredakteurs gejagt hatte. Die Grünen, die den bisherigen Amtsinhaber Nikolaus Brender einst mitgewählt hatten, weil er ihnen politisch genehm war, kreischten Verfassungsklage, die SPD grummelte dunkel, sie habe "Zweifel an der Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Fernsehens", ein Zustand, von dem die einstige Arbeiterpartei seit Jahrzehnten wunderbar lebt.
Es hätte eine schöne Staatsaffäre werden können: Politische Parteien, die politisch Einfluss auf die politische Ausrichtung des Staatsfernsehens nehmen, klagen genau dagegen vor dem Verfassungsgericht. Doch weh, ohwe, es wird nicht soweit kommen. Nirgendwo wird erörtert werden müssen, das Nikolaus Brender es in seiner Amtzeit nicht schaffte, das dröge ZDF weniger dröge zu machen, nirgendwo wird ein Urteil darüber fallen, dass er mithalf, die letzten Inseln ansehbaren Fernsehens zu schließen, etwa indem er aus ZDF Doku den Soap- und Tierfilmkanal ZDK neo machte.
Denn nun wird alles gut, weil mit dem bisherigen Hauptstadtstudio-Leiter Peter Frey ein Nachfolger bestimmt ist, dem man kein bisschen vorwerfen kann, er sei erzkonservativ, CDU-nah und ein besonderer Freund von Roland Koch. Das Erstaunen darüber hält sich auf den Medienseiten der eben noch herzhaft empörten Qualitätspresse in überschaubaren Grenzen. Die neue Entwicklung wird nun nur noch gemeldet, nicht mehr kommentiert.
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