Donnerstag, 24. Dezember 2009

Alle Jahre wieder II

Auch die deutschen Kirchenfürsten lassen es nicht an Courage mangeln: "In zahlreichen Interviews habe katholische und evangelische Bischöfe an Heiligabend zu mehr Zusammenhalt in der Gesellschaft aufgerufen." Das haben sie zwar auch vergangenes Jahr und die gefühlten 100 Jahre vorher getan - but who cares? Zusammenhalt geht immer, verpflichtet zu nichts und hört sich in seiner ganzen Substanzlosigkeit doch zumindest nach einer Art Substanzsurrogat an. "Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch,", ein offenbar besonders findiger und fantasievoller Mann, "bezeichnete Weihnachten als Ansporn zum Einsatz für andere und die Gesellschaft." Holla, Weihnachten scheint gar kein Fest von Egoismus und Selbstbezogenheit zu sein, sondern die Tugend der Großzügigkeit zu fördern. Na, wer sagt es denn: "Weihnachten sprengt das kleinliche Aufrechnen und fördert die Tugend der Großzügigkeit", schreibt der Freiburger Erzbischof in der Tageszeitung "Die Welt". Vielleicht ermuntert das Fest der Liebe sogar zu einer Politik aus dem Geist der Menschenachtung bis hinein in die globalen Verantwortungszusammenhänge? Na klar: "Das Fest der Liebe Gottes zu den Menschen ermuntere aber auch zu einer Politik aus dem Geist der Menschenachtung bis hinein in die globalen Verantwortungszusammenhänge, betonte er unter Verweis auf die Klima- und Umweltproblematik." Sollten wir eventuell darüber hinaus nachdenken, was im Leben wirklich wichtig ist? Auch das: "In einem Gastbeitrag für die „Mittelbadische Presse“ betonte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, gerade die Wirtschaftskrise lasse neu darüber nachdenken, was im Leben wirklich wichtig sei." Jetzt fehlen nur noch kleine Gesten der Menschenfreundlichkeit und Güte. Und da sind sie auch schon: "Kleine Gesten der Menschenfreundlichkeit und Güte, etwa in Partnerschaft, Familie oder am Arbeitsplatz, könnten in die Gesellschaft hineinstrahlen, so Zollitsch."

Auch "die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann," wagt sich weit nach vorn. Der Ethik des "Immer mehr" stellt sie eine "Ethik des „Genug“" gegenüber. Da will der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst nicht hintan stehen und entdeckt doch glatt die "Sehnsucht nach unzerstörbarem Frieden". Fürst stellt sich somit gegen den Mainstream, der bisher und immerdar die "Sehnsucht nach einem zerstörbaren Krieg" forderte. Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen prangert hingegen an. Und zwar die "elementare Gottvergessenheit", die nicht zu verwechseln ist mit dem "Reden von Gott", das doch "immer mehr aus der Öffentlichkeit zu verschwinden" drohe.

Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann kann sich angesichts dieser unumstößlichen Wahrheiten nur noch in noch unumstößlichere Wahrheiten retten: "Jesus bekommt die volle Realität der Welt zu spüren." Denn: "Hinter der Krippe wird schon das Kreuz sichtbar." Von dort aus erblickt der Trierer Bischof Stephan Ackermann nicht etwa "eine naiv-heile Welt". Nein. Er sieht "die Hoffnung auf eine geheilte Welt". Denn "Krippen sind Gegenbilder zur Alltagswelt, die schon wegen der Dauerkonflikte in Afghanistan, im Irak und im Heiligen Land oder wegen der weltweiten Finanzkrise ungeordnet bleibe", so Ackermann.

Amen.

1 Kommentar:

ppq hat gesagt…

nicht mal in der galligen zusammensetzung schaffe ich es, die ganzen dreistdämlichen plattitüden der vollgefressenen paffen durchzulesen. "ethik des genug"? die würden sich schon umgucken, wenn die staatskollekte nicht mehr reicht, neue talare zu kaufen.