Hinter den Gleisen, wo nicht mehr viel kommt als ein paar Schrottannahmestellen und einige verlassene Weichenstellerhäuschen, verrottet ein Stück mitteldeutscher Reichsbahngeschichte. Generationen von Berufsschülern absolvierten in der Betriebsberufsschule mit dem revolutionären Bekenner-Namen "Deutsch-Sowjetische Freundschaft" hier die Minimalkaderschule der Deutschen Reichsbahn, wie die Bahnbetriebsgesellschaft der sozialistischen Arbeiter- und Bauernrepublik zum ewigen Rätselraten ihrer Staatsbürger hieß. Lokführer und Weichensteller, Handwerker und Verwaltungskräfte wurden auf dem Areal hergestellt, das seit dem Abschied der zweiten deutschen Republik aus der Weltgeschichte still vor sich hindämmert. Frisches Grün überdeckt den bröckligen Putz, die Mißbildungsanstalt versinkt hinter botanischer Tarnung wie einst Dornröschens Schloß. Dazu läuft in der Tat kitschiger Russen-Pop: Eine späte Sternstunde der deutsch-sowjetischen Freundschaft.
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