Seit Jahren bereits warnen Politiker, Krankenschwestern und unser kleines Prohibitions-Blog PPQ wie aus einem Munde vor den unbeherrschbaren Gefahren der Online-Glücksspielsucht. Häufig ausgelöst durch das Anschauen von Fußballtrikots mit bwin-Werbung, führt das Wetten auf den Ausgang von Fußball-, Eishockey und Baseballspielen automatisch dazu, dass treusorgende Familienväter Haus, Hof und Kompaktwagen verspielen. Die bedauernswerten Angehörigen können nur zuschauen, wie die Opfer langsam vom Fleisch fallen, ihre Kinder zu dubiosen Zwecken im Internet anbieten und all ihre Gedanken nur noch auf den nächsten auszuspielenden Lotto-Jackpot richten.
Zum Glück hat die Politik hier bereits vor einiger Zeit einen Riegel vorgeschoben. Online-Glücksspiel wurde verboten, erlaubt ist Tippen und Wetten nur noch denen, die bereit sind, aus dem Haus zu gehen und ihre Spielscheine händisch bei einer staatlichen Abzock-Annahmestelle abzugeben. Alle Einnahmen aus den Einsätzen stehen den Landesregierungen anschließend zur Verfügung, Gelder für um wohltätige Zwecke ausreichen zu können, wenn Parteifreunde Wahlhilfe brauchen oder Steuergelder nicht ausreichen.
Dennoch scheut die international organisierte Glücksspielmafia keine Mühe, die Gefahren von Online-Glücksspielen zu verharmlosen. Obwohl eine Zulassung von privaten Anbietern der Politik ein wichtiges Feld zur Unterbringung von alten Parteigenossen rauben und die Steuereinnahmen nach oben schrauben würde, kommt eine Untersuchung der Division on Addictions (DOA) der Harvard Medical School jetzt zum Ergebnis, dass die Suchtgefahren von Glücksspiel allgemein überschätzt würden. "Rund 95 Prozent der Online-Spieler weisen kein problematisches Spielverhalten auf", ließ DOA-Direktor Howard J. Shaffer in Wien wissen - zufällig die Hauptstadt eines Landes, das private Sportwetten im Widerspruch zum deutschen Recht legalisiert hat.
Internet-Glücksspiel sei bei weitem nicht so gefährlich wie bislang von interessierten Kreisen angenommen. "Keine wissenschaftlich fundierte empirische Studie kann die risikoverstärkende Wirkung von Online-Gaming beweisen", stellt Shaffer fest. Die überwiegende Mehrheit betreibe ihre Leidenschaft in einer sehr moderaten Art und Weise. So habe die Analyse von über 40.000 Online-Spielern ergeben, dass diese im Schnitt nur 2,5 Sportwetten mit jeweils vier Euro Einsatz an jedem vierten Tag nutzen.
Das reiche nicht, Haus und Hof zu verspielen, auch endlose Spielnächte mit Millionenverlusten könnten so nicht realisiert werden. Erschwerend bei der Untersuchung sei gewesen, dass keine allgemein anerkannte Definition von Onlinesucht vorliegt. "Online-Glücksspiel ist ein hochkomplexes Phänomen, über das wir bislang noch sehr wenig wissen", erläutert Michael Musalek, Vorstand und ärztlicher Direktor des Anton-Proksch-Instituts. Bis heute wisse niemand, ob eine Wette auf einen Sieg Bayern München in der Champions League oder das Setzen von fünf Euro auf einen Durchmarsch der SPD bei der anstehenden Landtagswahl in Sachsen-Anhalt als echte Suchterkrankung oder als bloße Impulskontrollstörung zu sehen sei.
Um weitere Daten zu gewinnen, soll es ARD und ZDF weiter gestattet bleiben, Fußballspiele mit Mannschaften zu übertragen, deren Trikotsponsoren nach dem bekanntermaßen weltweit geltenden deutschen Recht illegale Geschäfte betreiben. In Absprache mit der Bundesregierung haben sich die Länderchefs darauf geeinigt, hier auch in Zukunft konsequent wegzuschauen. Eigene Wetten auf Fußballspiele, aber auch auf das Ende des staatlichen Glücksspielmonopols können Suchtkranke rechtswidrig hier abgeben.
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4 Kommentare:
Hallo PPQ,
eine einfache dumme Doppelmoral. Werbeinahmen vom Fußball von bet gehen an den Staat. Von bet´s Lotterie bekommt er aber nichts, deswegen wird nur die deutsche Lotterie erlaubt. da gehen 25% Steuern ab. 50% werden ausgezahlt, 25 behalten die Betrüger. Freiwillige Steuer der Deppen im Lande.
Grüße vom Beobachter
Was wäre eigentlich, wenn es gar keine "Glücks"spiele gäbe?
Dieses Thema ähnelt sehr dem Dogma von der Erde als Scheibe.
Die wirklichen Fakten sind aber heute schon bekannt.
Deshalb werden sich auch über dem "Glücks"spiel eines Tages die Strahlen der Erkenntnis ausbreiten.
Auch "Wetten, daß..?" sollte in der jetzigen Form verboten werden. Die Sendung muß unbedingt umbenannt werden in "Ich gehe davon aus, daß..?", sonst verkommen die Sitten.
das wetten dass verbot würde ich allerdings begrüßen.
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