Ein feuchter Wald voller Mücken, und mittendrin ein Wolf. Ab 1940 baute die Organisation Todt in einen Wald bei Rastenburg im heutigen Polen ein Führer-Hauptquartier für den geplanten Russland-Feldzug, ab 1941 zog Adolf Hitler selbst in einen der sieben riesigen Stahlbetonbunker mit dem Tarnnamen „Chemische Werke Askania“, um näher an der Front zu sein.
In zwei ineinanderliegenden Zonen erbaut, war das von Hitler selbst mit dem Namen "Wolfsschanze" geschmückte neue Regierungszentrum des 3. Reiches ein Denkmal der Angst: Tarnnetze sollten es vor den Augen feindlicher Flieger verbergen, ein Tarnzement mit Algenanteilen versprach, die Bunker schnell bemoosen und bewachsen zu lassen. Ringsum lauerten Flakstellungen im Unterholz, um angreifende Flugzeuge auszuschalten. Absurd erscheinen die Bunkerbauten: Hinter einem bis zu 150 Meter breiten Minengürtel und einem 10 Kilometer langen Stacheldrahtzaun ragen Betonburgen mit sechs bis acht Meter dicken Wänden auf, in deren Inneren gerade noch Platz für ein paar kleine, muffige Kammern ist.
Die Wolfsschanze ist nie angegriffen worden, abgesehen vom Bombenattentat des Grafen Stauffenberg hatte es Hitler hier den ganzen Krieg lang wunderbar friedlich. Aus Bunker Nr. 13 im streng gesicherten inneren Sperrkreis regierte der selbsternannte "Wolf" das Reich per Funk und Telefon, gequält nur von schwarzen Mückenschwärmen, die das Oberkommando des Heeres im Zusammenspiel mit den Wutausbrüchen des Herrschers veranlassten, die eigenen Führungsbunker lieber 20 Kilometer entfernt bei Mauerwald in einen luftigen Wald am See zu bauen.
Im Januar 1945 wurden beide Anlagen aufgegeben, weil die Sowjetarmee vor den Toren stand. Nach Angaben in der Literatur wurden alle Objekte von der zurückweichenden Wehrmacht gesprengt, angeblich mit Hilfe von zwölf Tonnen Sprengstoff. Örtliche Führer hingegen behaupten, die Sowjetarmee habe nach der Eroberung versucht, Hitlers Hauptquartier dem Erdboden gleichzumachen.
Gelungen jedenfalls ist es nicht, wem auch immer. Die wie kaputte Hochhausfundamente aus dem Waldboden ragenden Reste der Bunkeranlage sind heute eine der Touristenattraktionen in den Masuren. Pro Jahr kommen Hunderttausende aus aller Welt auf Abriss-Exkursion, um zuzuschauen, wie Wasser, Moos und Sträucher Wolfs einstiges Revier langsam unterspülen und überwuchern.
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