Freitag, 9. Oktober 2009
Angelausflug ins Internet
Verfluchte Cyberkriminelle! Um 300 Prozent seit 2004 und vierzig Millionen Prozent seit 1911 ist die Zahl der Online-Verbrechen nach Zählungen des Bundeskriminalamtes gestiegen - inzwischen wissen die Fahnder von 38.000 Fällen allein im letzten Jahr, mit denen es Online-Verbrecherbanden auf geheimnisvolle Weise gelungen ist, jeden zweiten der rund 50 Millionen deutschen Internetsurfer zum Opfer von Cyberkriminalität zu machen.
Und die Zahlen steigen weiter, warnen die Experten von Wolfgang "Stasi 2.0" Schäuble. Kein Wunder auch, denn sechs von zehn Nutzern seien immer noch bereit, Namen und Adressen in Web-Formularen einzutragen, um bei Anbietern Waren oder Dienstleistungen zu kaufen - etwa wenn es darum geht, den neuen Bestseller von Herta Müller zu kaufen. 38 Prozent der Surfer tippten dabei auch Bankverbindungen oder persönliche Daten zu Beruf oder Hobby in die Eingabefelder dubioser Online-Anbieter wie Amazon, Conrad oder T-Mobile ein.
Besonders gefährdet seien Menschen, die sogenanntes "Online-Banking" betrieben, warnen die Ermittler. Nachdem das ZDF jüngst über "Fisting-Attacken" gegen deutsche User berichtet, hat das renommierte Hamburger Hightech-Magazin "Die Zeit" eine neue Masche der gerissenen Gangster entdeckt: Von 2900 "Fishing-Fällen" berichtet die Zeitung und meint damit nicht Angelausflüge von Online-Gamern nach Norwegen und an die Ostsee, sondern "das Ausspähen von Bankdaten durch den Einsatz gefälschter Eingabemasken".
Der Schaden ist immens, er könnte sich, nach einer detaillierten Pi-mal-Daumen-Berechnung des Branchenverbandes Bitkom in diesem Jahr schon auf 11 Millionen Euro belaufen und damit genau so hoch sein wie der Schaden aus Parkplatzunfällen in München Nord und Bielefeld zusammengenommen.
Handeln tut da natürlich not, weshalb die Bundesregierung jetzt ihr Projekt eines staatlichen Mailversandes gestartet hat. Der Dienst "De-Mail" garantiert seinen Nutzern, dass jede verschickte Mail von Experten im Bundesinnenministerium auf Gesetzestreue und Rechtschreibung geprüft wird. Die Zustellung einer E-mail werde damit erstmals so sicher wie die Zustellung einer normalen Postsendung, verspricht das Innenministerium.
In ganz Deutschland verschwinden derzeit pro Jahr nur knapp über zwei Millionen Briefe und Päckchen, adäquat zum "Nachforschungsauftrag", den die Deutsche Post für echte Briefsendungen anbietet, will das BKA mit Ende der Testphase für "De-Mail" auch eine Nachforschungsstelle für verlorene Emails freischalten. Bürger, die eine De-Mail vermissen, sollen dann in ihrem örtlichen De-Mail-Büro vorsprechen und die Nachricht suchen lassen können.
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3 Kommentare:
Hallo ppq,
gerade im Gesindeltransporter, während des Lesens, fällt mir auf, daß ich mir die Zukunft immer ganz anders vorgestellt hatte. Das war auch auf das Posting bezogen. Ja, Fahrt mal durch Wedding und so.
pervers
einfach krank
de-mail - die erfindung der verschlüsselten e-mail. ganz großartig. zumindest für alle, die ihre mails bisher nicht verschlüsselt haben. wie man damit dem fisting einhalt gebieten kann, bleibt jedoch schleierhaft.
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