Nur Ruinen, die wurden reichlich zur Verfügung gestellt. Klischee olé! "Wie eine Geisterstadt wirkt der Hallenser Stadtteil Glaucha am Sonntagnachmittag", schreibt Linzer, und meint sicherlich den halleschen Stadtteil Glaucha. Aber wozu exakt, wenn es auch stimmungsvoll geht: "Tauben gurren hinter zugemauerten Türen und Fenstern. Auf der Straße liegt Müll, in vielen Hausfluren verrotten alte Möbel, aus den Briefkästen quellen Werbebroschüren. Passanten gibt es nicht. Nur eine Frau steht auf der Straße in der Sonne und raucht."
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Ein Blick in den Vorhof der Wahlfahrt-Hölle: "Familien und Studenten wohnten hier, aber auch Prostituierte und Zuhälterpack - in Gründerzeitgebäuden, Hochhäusern und Plattenbauten. Der Stadtteil Glaucha gilt als Problemfall, 30 Prozent der Häuser stehen leer, viele müssen saniert werden."
Eine Reise in die Nacht mit Susanne M. als Reiseführerin. Die Münchnerin, von der unklar bleibt, weshalb sie nach hlle gezogen ist, führt nun durch das Treppenhaus, "zeigt auf Risse in den Mauern, die mit jedem Stockwerk größer werden. An der Tür zum Innenhof hat jemand Schilder angebracht: "Achtung Lebensgefahr". Seit zehn Jahren steht das Nachbarhaus leer, es wurde nichts mehr daran gemacht. Geröll von nebenan liegt im Hof."
"Das ist doch kein Zustand", sagt Susanne M., "aber die Stadt macht ja hier nichts, die ist doch selber pleite." Früher nannte der Volksmund Halle die "Diva in Grau", vor allem die chemische Industrie hatte sich hier angesiedelt. Doch seit der Wende sind 70.000 Menschen weggezogen. Niemand habe wirklich Interesse, sagt Susanne M., "oder Visionen, wie es weitergehen kann." Sie gibt der Linken ihre Stimme: "Ich bin Protestwählerin."
Wie sie fühlen sich viele in Halle von der Politik allein gelassen, schlußfolgert die Autorin, ehe sie anhebt, T-Shirts zu beschreiben, die mit "Blumenerde bekleckert" sind, und die zarten Pflänzchen bürgerschaftlichen Engagements zu loben, die im ausgebombten Viertel arglos sprießen.
6 Kommentare:
Und warum soll die Stadt da was machen? Ist sie der Vermieter oder was?
weiß ich auch nicht. frau reporterin wird sich nichts dabei gedacht haben. das schreibt man eben so, wenn man auf wahlfahrt ist, glaube ich
vor allem schreibt man das, wenn man von der evangelischen journalistenschule kommt
linzer
Vor allem schreibt man das, weil man heutzutage als Journalist(in) eine Stadt nicht mehr besucht, sondern googelt und dann nochmal kurz auf dem Marktplatz vorbeischaut (wenn überhaupt).
Abgesehen davon, daß das Glaucha(er) Viertel seit Generationen einen *hüstel* hervorragenden Ruf wg. der sozialen Schichtung seiner Einwohner hat und ein gewisser Francke mgl.weise *räusper* nicht ohne Grund dort wirkte ...
... gibt es vllt. ein schiefes Bild, wenn man nicht weiß, daß der ladenlose Glauchaer binnen fünf Gehminuten in der Innenstadt ist.
Hätten Dresden und Leipzig nicht einen "mondäneren" Ruf und deshalb früher und mehr westdt. SonderAfa-Kohle angezogen, würden bspw. Leipzig-Plagwitz oder Dresden-Neustadt auch nicht besser aussehen.
Darüber hinaus hieß es zu DDR-Zeiten (angeblich !): "Proletarier aller Länder, vereinigt Euch ! In Halle !"
Soweit ich weiß, hieß es "Proletarier aller Länder, reinigt Euch". Hatte wohl mit Buna und Leuna zu tun.
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