Donnerstag, 13. August 2009

Schriftdesigner auf Fahnenjagd

Seit Jahren hängt sie bei jedem Länderspiel, immer am besten Platz im Stadion, und macht völlig grundlos Werbung für die mitteldeutsche Fliesenkunst-Metropole Halle an der Saale. PPQ widmete den Trägern der weißen Fahne mit dem Aufdruck "Halle/S." bereits vor längerem eine große Hintergrund-Geschichte, neuerdings kümmert sich mit Parkverein.de sogar eine eigene Internetseite aus dem idyllischen Kabelsketal liebevoll um die Sichtungen der geheimnisvollen Flagge.

Die aber wird nicht mehr lange ungestört neben der fast ebenso berühmten "Thalheim"-Fahne wehen wie im aserbaidschanischen Baku, wenn es nach Halles Stadtverwaltung geht. Die hat sich gerade vom stadtbekannten Diskussionsforum Halleforum ein neues Stadtlogo gestohlen und mit der Einführung die Auflage verkündet, Halle/Saale dürfe künftig nur noch "hallesaale*" geschrieben werden.

Da die von zahllosen Hallensern bei jedem Länderspiel begeistert begrüßte Fanfahne auch im Stadion von Baku weder auf die amtlich vorgeschriebene Kleinschreibung Rücksicht nahm noch "saale" korrekt ausschrieb noch den Stern, der neuerdings ein Namensbestandteil ist, Berücksichtigung fand, wird inzwischen nach den Urhebern des verleumderischen Spruchbands gefahndet. Auf ihre Ergreifung ist ein Preis von 500 Halle-Werbepostkarten mit aufgedruckten Internetadressen wie "huellefuelle.de" und "hallosonne.de" ausgesetzt, die selbstverständlich zu völlig hallefremden Internetseiten führen, weil das Stadtmarketing vor dem Start der Werbekampagne vergessen hatte, die Domains zu sichern.

Umso dringender muss das illegale Halle/S.-Plakat eingezogen werden. Es komme jetzt vor allem darauf an, die quasi schriftgestalterisch neugegründete Stadt hallesaale* nach außen einheitlich zu kommunizieren, hieß es. Dann erst könne der Aufschwung kommen, würden sich die Gewerbegebiete ringsum füllen und die geburtenzahlen explodieren. Eine Gefängnisstrafe droht den Urhebern des Spruchbandes jedoch offenbar nicht - sie sollen vielmehr künftig auf eigene Kosten ein vom Stadtmarketing gesponsortes Plakat mit der korrekten Aufschrift hallesaale* durch die Stadien der Welt tragen dürfen.

4 Kommentare:

derherold hat gesagt…

Der auf der Startseite des halleforum sich äußernde Burg-Prof ist doch bloß sauer, weil er selber nicht in der Jury saß.

Hat nicht Kaminer einst geschrieben, Halle (Saale) sehe so aus, als sei hier der Kapitalismus mit dem Arsch zuerst angekommen ?

Also, halleamarsch* wäre auch keine bessere Lösung.

(Wobei ich bei dem Sternchen und den Funkenflug des Logos dachte, daß hier für einen Zirkus geworben wird.)

binladenhüter hat gesagt…

freilich ist er das. aber recht hat er trotzdem. genau wie kaminer. der das übrigens auch anderen städten schon bescheinigt hat, wie ich mal gehört habe

derherold hat gesagt…

In "Mein deutsches Dschungelbuch" hat er sich ähnlich fundiert über meine Heimatstadt Essen (Oberhausen kam auch vor) geäußert.

Ich glaube, Gera hat vor ein paar Jahren ein städt. "Schlangen-Logo" verhindern können. Ansonsten paßt man sich am besten italienisch an: Man interessiert sich nicht dafür, was die da oben machen und unterstellt sowieso Vetternwirtschaft bei der Vergabe.

ppq hat gesagt…

und man hätte völlig recht damit