Montags kommt neuerdings keine Post mehr, eine andere Tradition aber hält sich tapfer. An jedem ersten Arbeitstag der Woche sammeln sich in der geschmacklos, aber prachtvoll sanierten Einkaufsmeile von Halle die Angehörigen aller sozialen Bewegungen zur Montagsdemo. Rentner sind dabei, die gegen die Rente mit 67 wettern, Blinde, die für die Beibehaltung des Blindengeldes kämpfen, Mitglieder der Vierten Internationale warnen, dass es nach den Wahlen ans Zahlen gehe, verraten aber nicht, wieviel sie zu kassieren gedenken, wenn man ihnen denn wirklich seine Stimme geben würde.
Gerhard Schröder selbst rief die Geister, die hier spuken, als er damals die "Agenda 2010" verkündete. Die Massen vor allem im Osten gingen auf die Straße, die Enttäuschten und Entrechteten im Westen, geübter im Umgang mit den Möglichkeiten der Demokratie, gründeten die WASG und schufen sich so wenigstens ein paar auskömmliche Jobs abseits von Hartz IV.
Die sieben Aufrechten hingegen, die seit sechs Jahren an der Tradition festhalten, ihren Protest mit einer Trommel, einem Plakat und der immergleichen Protestrede auf die Straße zu tragen, ernten nur Achselzucken, Schmunzeln und ehrliches Bedauern der Passanten für ihren Windmühlenflügelkampf jenseits der politischen Realität: "Wir kämpfen weiter, bis die unmenschlichen Hartz-Gesetze zurückgenommen werden", ruft die Hauptrednerin abschließend. Nächsten Montag seien sie wieder da und sie freuten sich wie immer "über jeden, der sich uns anschließt".
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2 Kommentare:
Ich bin auch dafür, dass die Hartz-Gesetze zurückgenommen werden.
Die sind eine Wohlstandsgarantie für das Gesindel und eine Frechheit gegen alle arbeitenden Menschen.
Nur, ich fürchte, die verehrten DemonstrantInnen meinen was ganz anderes.
da kannst du sicher sein
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