Montag, 10. August 2009

Gesicht ohne Gewicht

Hier darf jeder mal, hier müssen alle ran, die noch nicht hatten. Nach Ursula von der Leyen und Wolfgang Schäuble, dem Tralafitti-Arbeiterführer Wiefelspütz, der Justizministerin Zypries und einer ganzen Division weiterer Politiker, die entschieden haben, die nächste Bundestagswahl lasse sich am besten gewinnen, wenn man den Menschen den totalen Krieg gegen den "Schmutz" im Internet verspricht, zieht jetzt auch das frühere Nachrichtenmagazin "Spiegel" blank.

In der Titelstory imaginieren die ehemaligen Reporter ein "Netz ohne Gesetz", in dem alles geht, was sonst nirgendwo erlaubt ist. Zum ZDF entsand wurde dann allerdigs eine Praktikantin namens Kerstin Kullmann, die den Fernsehzuschauern den Mund wässrig machen durfte: "Kinderpornografie, Gewaltdarstellung - all das, was im echten Leben nicht möglich ist, scheint im Netz zu gehen" schwatzt die Dame, die keinen Fernseher hat, und deshalb überhaupt nicht wissen kann, dass Gewaltdarstellung - nach dem früheren Führer und Reichskanzler Adolf Hitler freilich - der Hauptbestandteil des deutschen TV-Programmes ist. Gewürzt immer häufiger mit fein abgeschmeckten Brisen Kinderpornografie wie im letzten "Polizeiruf 110", auf den direkt der schwedische Volvo-Dauerwerbekrimi "Irene Huss" folgte, in dem es natürlich auch um missbrauchte Kinder gehen musste, weil der Fernseher ein Reich ohne Gesetz ist.

"Das fragt man sich natürlich, kann man dem Einhalt gebieten und wenn ja wie", fragt sich Kerstin Kullmann und macht dabei ein Gesicht, als frage sie sich jetzt und ausschließlich immer nur, ob ihr blaues Top vor dem blauen Hintergrund gut rüberkommt.

Ja, tut es. Aber bei "Spiegel Online" bringen sie parallel zum Erscheinen der Druckausgabe trotzdem eine Art Gegendarstellung.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

>> das frühere Nachrichtenmagazin "Spiegel"

Besser kann man es nicht ausdrücken. Und auch für den Rest: d'accord!

Aber das Problem ist nicht (nur) Frau Kullmann, sondern (vor allem) der Moderator des ZDF, der grenzdebil in die Kamera grinst, statt verdammtnochmal seinen Job zu machen und die Aussagen der Tussi kritisch zu hinterfragen.

Aber Qualitätsjpournalismus darf man weder beim Spiegel noch beim ZDF erwarten. Der Unterschied ist, daß man den Spiegel nicht kaufen muß. Ok, könnte man sagen, man muß ja auch kein ZDF schauen. Das nicht - aber bezahlen...

VolkerStramm hat gesagt…

Das leidige Thema hatten wir ja schon oft. Die Heimatzeitung (DNN) hat voriges Wochenende 100.000 KiPo-Seiten halluziniert.
Kann nicht sein; wenn es die gäbe würde man die sehen. Man sieht aber nichts.
Ich habe noch nie, wirklich nie eine KiPo-Seite gesehen. Kann sein es liegt daran (muss ich zu meiner Schande gestehen), dass ich noch nie gesucht habe.
.
Ernstgemeinte Frage:
Hat schon mal jemand eine KiPo-Seite gesehen.
Mich interessiert nämlich, ob es so was überhaupt gibt.

Anonym hat gesagt…

Ach, diese unschuldige blonde Maid und dann schutzlos dem Internet ausgesetzt, während sie früher nur von feuerspeienden Drachen vergewaltigt worden wäre, als Vorspeise. Kann das jemand wollen, diese junge Frau, hilflos im rechtsfreien Internet? Wo Schmutz, Gewalt und Verleumdung herumstreunen, ohne dass sie jemand aufhält. Wollt Ihr das? Ich nicht!