Mittwoch, 5. August 2009
Angetreten zum Appell
Der öffentliche Appell ist eine besonders widerwärtige Form, sich sprach- und gedankenlos aus der Verantwortung zu stellen und gleichzeitig wichtig zu machen. Der Appellierende posiert dabei rhetorisch, während er doch nur unverbindliche Meinungs-Surrogate von sich gibt. So nimmt er an einem öffentlichen Diskurs teil, der von vornherein nicht an Problemlösungen, sondern an unverbindlichen Statements interessiert ist, deren Halbwertzeit im direkten Zusammenhang mit dem Redaktionsschluss der nächstgelegenen Zeitung steht. Auch beim Thema "Deutschland im Delirium", das hier beim Saufboard PPQ ausführlich gewürdigt wurde, konnte das reflexhafte Appellieren beobachtet werden:
- Nun appellierte der Deutsche Städte- und Gemeindebund an Bund und Länder, dem öffentlichen Alkoholverbot eine rechtliche Grundlage zu geben.
- Das Bündnis appelliert zugleich an die Eltern, ihre Kinder über die Gefahren des Alkoholkonsums aufzuklären und erforderliche Absprachen mit ihnen für einen verantwortungsvollen Umgang zu treffen.
- Inzwischen hat der Hotel- und Gaststättenverband an seine Mitglieder appelliert, an Betrunkene keinen Alkohol mehr auszuschenken.
Im letzten Absatz eines Artikels der "Welt", der online leider nicht verfügbar ist, rutscht dem Autoren - wahrscheinlich unbeabsichtigt - die Wahrheit durch. Nachdem alle einschlägigen Mahner und Warner zu Wort gekommen sind, wird Folgendes vermeldet: "Den neuen Zahlen zufolge brachten alle Appelle seither keine Trendumkehr." Ach nee ...
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4 Kommentare:
das bild ist tot bei mir
wenn es wieder geht, wird es dich freuen :-)
Muss man den Schnaps bald schamhaft aus der Tüte saufen?
Gibt es denn kein Bild wie sie vollgrün auf St. Pauli torkelt?
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