Samstag, 11. Juli 2009

Wirbel um Wohlstandsarmut

Es wird ja nicht alles immer schlimmer, sondern es ist nur immer öfter und immer lauter die Rede davon. In der Welt berichtet der Statistik-Professor Walter Krämer unserem immer gern gelesenen Michael Miersch von dem Gefühl, das ihn packt, wenn er davon liest, dass die Armen immer ärmer und die Welt immer schlechter werde. Das ganze Gegenteil sei ja richtig, behauptet er, was wir hier bei PPQ seit Monaten vereinsamt in die Runde rufen: "Wussten Sie, dass in vielen europäischen Ländern die Armut im Zuge der aktuellen Wirtschaftskrise dramatisch zurückgegangen ist? Und zwar wegen der geradezu hirnrissigen Art und Weise, wie man sie auch hierzulande misst, nämlich als Anteil derjenigen, die weniger haben als die Hälfte des Durchschnitts. Wenn aber die Reichen auf einmal ärmer werden, sinkt der Durchschnitt und der Anteil derjenigen, die weniger haben, ebenfalls. Mit wahrer Armut und Sorge um das nackte Überleben hat das, was heutzutage in Deutschland als Armut kolportiert wird, nicht das Mindeste zu tun. Über diese DGB-Armut können die wirklich Armen dieser Welt nur lachen. Anders als die wahre lässt sich auch die vom DGB und seinen Claqueuren in den Medien beklagte Wohlstandsarmut spielend leicht beheben – wir nehmen den Reichen ihre Mehrverdienste weg, dann haben alle das Gleiche, und die Armut ist verschwunden."

Der ganze Rest des beachtlichen Textes, in dem die Klimaerwärmung als "statistisches Artefakt veränderter Messmethoden und der Tatsache, dass es vor 2000, 3000 oder 10.000 Jahren noch keine Thermometer gab" bezeichnet wird, findet sich hier.

19 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Erst wenn wir arm sind, wie der eiweissmangelaufgetriebene Negerbub in der Sahelzone, erst dann sind wir alle reich.

derherold hat gesagt…

Es ist noch viel schlimmer: Georg Busch ist Robin Hood !

Als er das Amt des POTUS übernahm, sank der Anteil, den die oberen 10% an den Gesamteinkommen hatten und der GINI-Koeffizient verbesserte sich.

ppq hat gesagt…

merkel ist aber noch besser: durch die rentengarantie werden sich die einkommen der superreichen und die der senioren nicht nur annähern, sondern gleich zweier nicht-paralleler geraden in der unendlichkeit schneiden!!!

nwr hat gesagt…

"...nämlich als Anteil derjenigen, die weniger haben als die Hälfte des Durchschnitts. Wenn aber die Reichen auf einmal ärmer werden, sinkt der Durchschnitt und der Anteil derjenigen, die weniger haben, ebenfalls."

Ja, das funktioniert, wenn ich meine Reichtums-/Bevölkerungskurve mit Einfachintegral auflöse. Allerdings weiß ich nicht, wo ich den Reichtum hinpacken soll, den ich den ganz Reichen weggenommen habe. Wenn ich ihn zu den Armen packe, bleibt die Linie nämlich gleich hoch.

Das ganze hat eben noch eine dritte Dimension: die der Wertschöpfung. Wenn alle das gleiche verdienen (müssen), beibt die Innovation aus und die Masse verarmt. Wenn Wenige Hypermilliarden erhalten, dann hat das mit Wertschöpfung aber ebenso wenig zu tun, sondern mit Spekulationen, imaginären Werten.

Von daher: Traue keiner Statistik, die du nicht selbst interpretierst.

derherold hat gesagt…

Ich vermute allerdings, daß sich die Rentengarantie als Garantie nicht erst in der Unendlichkeit mit "Zero" schneiden wird.

Es müssen nicht alle gleich verdienen. Schon die DDR hatte innovative Lösungen, indem sie die Miete für eine WBS70-Wohnung ähnlich hoch ansetzte wie für die Villa des Herz-Spezialisten in Kröllwitz - sozusagen eine dritte Lohntüte.

Allerdings würde dies eine "Konferenz gegen die Verbreitung von Hetze in den Medien gegen verdiente Leistungsträger" erforderlich machen - und einen vorhergehenden Mauerbau. So einen Abfluß wie in Polen von mehr als 1 Mio. jüngeren Leuten könnten wir nur bei Sozialpädagogen und Medienschaffenden auffangen.

ppq hat gesagt…

Deutschmann schreibt in der FAZ zur Zukunft des Kapitalismus:

In einem System, das die Bedürfnisse der Verbraucher mit immer geringerem Aufwand befriedige, werde es, wie Keynes später in seiner „General Theory“ präzisierte, immer schwieriger, profitable Investititionsgelegenheiten zu finden. Kapital aber, das nicht länger knapp ist, bringt auch keine Rendite mehr.




das führt zu einer situation, wie wir sie im westen überall haben.
Hier wächst die Bevölkerung nicht mehr, sondern stagniert oder schrumpft; der wirtschaftlich aktive Teil der Bevölkerung geht zurück. Breite Mittelschichten haben sich gebildet, deren Angehörige nicht mehr um jeden Preis weiter nach oben streben. Geld ist zwar unvermindert beliebt; die Zahl der Vermögensrentiers und mit ihnen das Volumen der anlagesuchenden Geldvermögen wächst. Die unternehmerische Arbeit als notwendiges Gegenstück der Vermögen dagegen verliert an Attraktivität. Die Zahl der soliden, das heißt potentiell zahlungsfähigen Schuldner in den unteren Schichten geht relativ zurück, und die Vererbung der Vermögen und Bildungsprivilegien der Erfolgreichen sorgt dafür, dass die Vermögenslosen den Traum vom Aufstieg begraben.
Vor diesem Hintergrund kann die schon seit Jahrzehnten aufgestaute Überliquidität an den Kapitalmärkten, die sich in der aktuellen Krise entladen hat, nicht überraschen. Keynes hatte also recht mit seiner Prognose, ungeachtet der unzureichenden historisch-soziologischen Begründung. Das Problem des Kapitalismus liegt gerade in seinem eigenen Erfolg. Er mobilisiert die Individuen, manchmal sehr wirkungsvoll, mit seinem Versprechen eines Wohlstands für alle. Aber sollte sich diese Hoffnung wirklich für breite Massen erfüllen – was dann?


http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~EA3914F9A0F724DF889121BC2972EFC9D~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_googlenews

ppq hat gesagt…

Deutschmann schreibt in der FAZ zur Zukunft des Kapitalismus:

In einem System, das die Bedürfnisse der Verbraucher mit immer geringerem Aufwand befriedige, werde es, wie Keynes später in seiner „General Theory“ präzisierte, immer schwieriger, profitable Investititionsgelegenheiten zu finden. Kapital aber, das nicht länger knapp ist, bringt auch keine Rendite mehr.




das führt zu einer situation, wie wir sie im westen überall haben.
Hier wächst die Bevölkerung nicht mehr, sondern stagniert oder schrumpft; der wirtschaftlich aktive Teil der Bevölkerung geht zurück. Breite Mittelschichten haben sich gebildet, deren Angehörige nicht mehr um jeden Preis weiter nach oben streben. Geld ist zwar unvermindert beliebt; die Zahl der Vermögensrentiers und mit ihnen das Volumen der anlagesuchenden Geldvermögen wächst. Die unternehmerische Arbeit als notwendiges Gegenstück der Vermögen dagegen verliert an Attraktivität. Die Zahl der soliden, das heißt potentiell zahlungsfähigen Schuldner in den unteren Schichten geht relativ zurück, und die Vererbung der Vermögen und Bildungsprivilegien der Erfolgreichen sorgt dafür, dass die Vermögenslosen den Traum vom Aufstieg begraben.
Vor diesem Hintergrund kann die schon seit Jahrzehnten aufgestaute Überliquidität an den Kapitalmärkten, die sich in der aktuellen Krise entladen hat, nicht überraschen. Keynes hatte also recht mit seiner Prognose, ungeachtet der unzureichenden historisch-soziologischen Begründung. Das Problem des Kapitalismus liegt gerade in seinem eigenen Erfolg. Er mobilisiert die Individuen, manchmal sehr wirkungsvoll, mit seinem Versprechen eines Wohlstands für alle. Aber sollte sich diese Hoffnung wirklich für breite Massen erfüllen – was dann?


weiß er natürlich auch nicht.

FS hat gesagt…

Dass die Reichen immer Reicher und die Armen immer Ärmer werden war schon immer Blödsinn. Aber mit Sozialneid kann man nun mal so gut Wahlkampf machen ...

derherold hat gesagt…

Ich halte Deutschmanns Beitrag für intelligent und will auch gerne auf die letzte - nicht gestellte - Frage mit einem ehem. (auch) DDR-Bürger antworten: Wenn der Kommunismus gesiegt hat, werden die Menschen die Banalität nicht mehr ertragen können. (E. Bloch)

Nur das mit dem vielen Kapital leuchtet mir nicht ein. Das ist Buchgeld, das geschöpft worden ist... und dem jede Menge Schulden gegenüber stehen. Sollte es doch noch 2010 *peng* machen, bleibt abzuwarten, ob das viele Kapital noch "da" ist.

Auch scheint mir angesichts von anzustrebenden 25% EK-Rendite der Gedanke von den fallenden Profitraten nicht ganz schlüssig.

ppq hat gesagt…

die 25 % sind doch bei genauerer betrachtung nicht er blödsinn, als der sie öffentlich verkauft werden. ackermann selbst hat schon häufig klargemacht, dass 25 % natürlich nicht für alle unternehmen möglch sind, auch nicht für alle innerhalb einer branche. aber selbstverständlich kann ein teil der unternehmen die 25 % erzielen - auf kosten der anderen logischerweise.

vergleichbar könntest du als privatanleger ja auch darauf zielen, 25 % rendite im jahr zu machen - wenn du es schaffst, hast du das geld von jemandem, der es vermutlich nicht geschafft hat.

was die geldschöpfung betrifft, steht in deutschmanns beitrag die schöne definition, was ein investor ist: jemand, der nicht seine katze liebt, sondern deren kätzchen bzw. eigentlich die kätzchen der kätzchen bzw. ganz in wirklichkeit deren kätzchen und immer so weiter.

was die regierungen weltweit derzeit tun ist ja nichts anderes. sie satteln auf die aus das zukunft geborgte kapital, das die blase ausgelöst hat, neues aus der zukunft geborgtes kapital drauf.

nwr hat gesagt…

"sie satteln auf die aus das zukunft geborgte kapital, das die blase ausgelöst hat, neues aus der zukunft geborgtes kapital drauf."

Die Frage steht noch im Raum: Wer borgt ihnen denn das Geld?

Siehe: "Wohlstandszauber der 68er auf dem Schuldenberg"
http://tinyurl.com/wohl2009

TK hat gesagt…

25% Eigenkapitalrendite sind doch für jedermann überhaupt kein Problem, wenn man (nahezu) kein Eigenkapital hat...

ppq hat gesagt…

wer ihnen das borgt? kleines, ganz einfaches beispiel: wenn du eine abwrackprämie auslobst, die du erst zahlst, wenn alle ein auto gekauft hast, finanziert da eine zu einem großen teil das andere.

und den rest finanziert das versprechen darauf.

mithin: solange der staat etwas zu beleihen hat, und sei es nur die tatsache, dass er nächstes jah, nächstes jahrzehnt, nächstes jahrhundert noch vorhanden sein wird, solange sprudeln die quellen.

nur dass die kätzchen aus einem immer weiter in der zukunft liegenden wurf kommen.

ppq hat gesagt…

@ TK: das stimmt so nicht. 25 % gewinn aus 100 euro eigenkapital sind genauso schwer oder leicht zu machen wie aus 1000 oder 100000. ohne eigenkapital aber musst du, weil du das einzusetzende eigenkapital ja leihen und während der leihzeit bezahlen msst, viel härter erarbeiten - leihst du es für 10 %, brauchst du schon, grob gesagt, 35 % rendite, um auf 25 % zu kommen

derherold hat gesagt…

*hüstel* Ist das richtig ? *räusper*

Ich dachte immer geliehenes Eigen- sei Fremdkapital. Die EK-Rendite beeinflusse ich durch die Kapitalstruktur.
Soange die Rendite des Gesamtkapitals größer ist als die des FK, kann ich hebeln und mit zunehmender Fremdfinanzierung steigt meine EK-Rendite (vereinfacht).

Das ist ja der Trick: Ich mache groooße Geschäfte, für die ich nur geringstes Eigenkpaital aufwende. Das funktioniert, solange mir jemand das FK leiht und die Investition >Zins abwirft.

Aber was regen wir uns auf. "Der Staat" wird sowieso nicht in der Lage sein, das Problemgeflecht "Überalterung-Einwanderung-Verschuldung" zu lösen. 2020 ... die Uhr tickt.

Anonym hat gesagt…

richtig. an der einen stelle hätte es nur "kapital" statt "eigenkapital" heißen müssen

derherold hat gesagt…

Du brauchst umso weniger Gesamtrendite, je "größer" der Hebel ist: Je höher der FK-Anteil, um so weniger "hart" muß ich arbeiten.:-)

Bei 10% FK-Zins reichen mir bei 50% Eigenkapital schon 17,5% Gesamt(kapital)rendite. Verschulde ich den Laden bis über´s Dach brauche ich bei 10% EK-Anteil nur 11,5% Kapitalrendite (vereinfacht und c.p.).

Nicht arm aber sexy.

ppq hat gesagt…

ganz so ist es nicht, weil du ja die 10 % für das geliehene fremdkapital auch verdienen musst. das gelingt dir mit einer gesamtrendite von 1,5 % nicht. bei 10 % EK und 90% FK ist dein EK (bei 10 % Zinsen) nach einem jahr vielmehr nahezu völlig aufgezehrt, so du nicht mit dem eigenen einsatz von EK und FK, das ist eigentlich nur der punkt, mehr rausholst als dich die mobilisierung des FK kostet.

der hebel wirkt ja in beide richtungen - frag mal die leute, die im letzten jahr margin calls hatten dass es kracht. 10 euro haben und 100 anlegen ist ja ganz schön, weil hundert % gewinn bei 10 einsatz dann eben nicht 10 sind, sondern 90 (abzügl. finanzierung). aber ich glaube, ackermann rechnet das nicht so, sondern vom EK aus: auf das, was eingesetzt wird, will er 25 %. ob er dazu jetzt FK mobilisiert oder omas mit lustigen gold-oder-öl-zertifikaten bescheißt, ist ihm egal. wobei man sagen muss: meine erfahrung mit den produkten ist eigentlich, dass es andere gibt, deren preisstellung zuweilen viel, ähm, ja, unnachvollziehbarer ist.

derherold hat gesagt…

Hehehehe ... :-)
Gesamtkapital:10 Mio. FK-Zinssatz:10%
Fall 1: je 50% FK/EK.
Zinsen:0,5 Mio. 25%EK-Rendite=1,25 Mio. -->ges. notwendiger Gewinn=1,75Mio.=17,5% GK-Rendite

Fall 2: 10% EK, 90% FK
Zinsen:0,9Mio. 25%EK-Rendite= 0,25Mio. -->ges. notwendiger Gewinn=1,15Mio.=11,5% GK-Rendite

It´s the hebel, baby !
e.v.v.: Liegt aufgrund "schwacher Konjunktur" (o.ä.) die Verzinsung im zweiten Fall <9% ist *ratzfatz* das EK ausgelöscht.
Hat der *ppq-hedge fonds* 10 Mio. zur Verfügung, kann er zwei Firmen mit 50%EK-Anteil (Fall 1) "kaufen" ... und ZEHN Firmen à la Fall 2.