So ist er, der Kapitalismus. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf die Gefahr, von Kunstkennern in aller Welt für geschmacklos und grausam gehalten zu werden. Karl Marx wusste das schon 1867, als er der Kunstwelt im "Kapital" erklärte, wie Fliesen, Kacheln, Preise und Werte sich zueinander verhalten; warum es des Kredits bedarf, um wirklich große Bilder zu malen, und warum die Religion das Selbstbewußtsein und das Selbstgefühl nur des Menschen ist, der "sich selbst entweder noch nicht erworben oder schon wieder verloren hat" (Marx).
Der TÜV, der einst von Börsengang und Weltherrschaft träumte, fällt unter Letzteres: Am Harz, mitten in der historischen City der Fliesenstadt Halle, hat sich der Überwachungsverein jüngst zwei Fliesen kleben lassen, um von der magischen Anziehungskraft der einmaligen Streetart des enigmatischen Fliesenlegers zu profitieren. Links und rechts seines geschmacklosen Logos durfte der Kachel Gott von Halle, der seit Jahren daran arbeitet, die gesamte Innenstadt komplett neu zu verfliesen, zwei kleine, herzzerreißend subtile Kunstwerke anbringen, wie ein Freiwilligenteam aus PPQ-Lesern und ehrenamtlichen Kachel-Feldforschern jetzt feststellen konnte. In einer kurzen Fachdiskussion mit den PPQ-Experten konnte schnell herausgefunden werden, dass die Neuentdeckung noch nicht im einzigen amtlichen Kachelverzeichnis der fantastischen Werke des Kachelmannes aufgenommen war - das ist inzwischen aber natürlich geändert.
Weitere Funde wie immer an politplatschquatsch@gmail.com
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