Er heißt Matthias Güldner, ist Franktionschef der Grünen in der Bremer Bürgerschaft und er hat jetzt mutig all denen die Leviten gelesen, die da glauben, Sperrschilder vor Kinderpornoseiten im Internet seien 1. unwirksam und 2. der erste Schritt hin zu einer Zensur aller möglicher Inhalte im Datennetz. Die Anhänger einer "Virtualisierung der Welt", so Güldner, kämpften "mit hoch effektiven Mitteln für die Rechtsfreiheit ihres Raumes". Wer sich in ihre Scheinwelt einmischen wolle, werde "mit Massenpetitionen per Mausklick weggebissen".
Doch das könne sich die alte Welt der Internet-Ausdrucker, zu denen sich Güldner in seiner "Welt"-Kolummne zählt, nicht zulassen. "Regeln gelten überall", sagt der grüne Experte, der sicher ist, dass die Gegenseite genau diese Regeln suspendieren will. "Wer Ego-Shooter für Unterhaltung, Facebook für reales Leben, wer Twitter für reale Politik hält", fantasiert er sich in die Köpfe seiner Gegner, "scheint davon auszugehen, dass Gewalt keine Opfer in der Realwelt fordert."
Anders könne die ignorante Argumentation gegen die Internetsperren gar nicht erklärt werden, glaubt er - was andererseits nicht erklärt, wie Ego-Shooter, Twitter und Facebook Gewalt erzeugen und Opfer in der Realwelt fordern.
Aber Zeit, das zu erläutern, lässt sein Drängen nach Richtlinienkompetenz nicht. Güldner rechnet ab: "Da ist zum Beispiel das Argument, die Sperren könnten umgangen werden", ficht er verbal vorm Spiegel: "Da haben sich einige wohl das Hirn herausgetwittert." Genauso gut könne die Tatsache, dass Morde begangen werden, obwohl sie verboten sind, als Argument gegen den Mordparagraphen im Strafgesetzbuch angeführt werden. Leicht vertwittert, denn schließlich fordert niemand die Abschaffung des Strafparagraphen gegen Kinderpornografie. Sondern nur, dass Kinderpornografie im Internet wie Mord im richtigen Leben verfolgt und nicht hinter einem Vorhang versteckt werden soll.
So leicht aber ist ein Mann mit einer Mission nicht zu bremsen. Eben noch waren die Grünen Garant von Freiheitsrechten, jetzt trommelt einer von ihnen für deren Abschaffung, denn Stoppschilder im Netz seien zwar "kein Allheilmittel". Aber ein Anfang: Warum nicht, schlägt der Grüne vor, "wie in anderen Politikfeldern auch, Baustein um Baustein zusammenfügen, um eine größtmögliche Wirkung zu erzielen?"
Warum soviel Unkenntnis? Warum soviel Unsinn? Matthias Güldner erklärt es selbst mit Lobbypolitik, die Wählerstimmen bringen soll. "Unser Umfeld kommt zu einem nicht unerheblichen Teil aus den erziehenden Berufen, ist selbst Mutter oder Vater", schreibt er verblüffend offen, "die Internetsperren haben Umfragen zu Folge bei ihnen eine hohe Popularität." Man könnte also Stimmen fangen, wenn man das Internet blockiert. Das ist nachhaltig, das ist nützlich. Denn die Glorifizierung des Internet werde sowieso vergehen, glaubt der Offline-Experte, wie das Experten hier bei PPQ schon seit Jahren festgeschrieben haben. Matthias Güldner wird auch danach noch da sein. In einer Scheinwelt, in der Internetsperren Kinderpornografie verhindern.
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