Sonntag, 31. Mai 2009
Samstag, 30. Mai 2009
Frühjahrstraum zum Fußballmärchen
Und weil es spannend bleiben muss bis ganz zum Schluß, bleibt es dann auch so. Kiel gewinnt bei Sachsen Leipzig, die pleite und damit schon abgestiegen sind und deshalb seit Wochen mit der halben A-Jugend spielen, mit 3:0. Der HFC holt mit einem 2:0 beim Deutschen Meister in Wolfsburg, der Stadt, die einst Hitler zum Kraftwagenbau durch Freude gründete, drei Punkte, verliert aber noch ein Tor mehr in der Tordifferenz, die am Ende entscheiden könnte.
Dass sie das in den Hinterköpfen haben, ist den Spielern in den alten rot-weiß-quergestreiften Trikots zumindest in der ersten Halbzeit nicht anzumerken. Konzentriert, als habe es die Verschaukelung im Pokalfinale zwei Tage zuvor nicht gegeben, gehen Kanitz, Görke und Co. vom Anpfiff weg nach vorn. Wie schon in Magdeburg verzieht David erstmal knapp, dann aber schlägt der Mann zu, von dem die 1000 auf der Tribüne singen "Unser Stark ist superstark": Nach einem Freistoß von Thorsten Görke taucht René Stark ab und köpft den Ball ins linke Eck.
Spiel, Satz und Sieg, denn bei eigener Führung hat die Mannschaft von Trainer von Köhler noch nie verloren. Unentschieden gespielt allerdings schon: In den letzten beiden Punktspielen gegen Hamburg und Berlin langte eine Führung am Ende jeweils nur zu einem remis, vier Punkte blieben liegen, vier Punkte, die gereicht hätten, Halle mit einem Sieg in Wolfsburg zum Aufsteiger zu machen.
Aber die Hoffnung auf einen Kieler Patzer am letzten Spieltag gegen Lübeck stirbt zuletzt. Der HFC tut nicht viel, aber es reicht gegen die sturmstärkste Mannschaft der Liga. Wolfsburg kommt vorn allenfalls zu Ecken und Freistößen, zu Torchancen kommen sie dank der wieder großartig verteidigenden Schubert, Kamalla, Lachheb und Benes nicht. Dafür Halle, wieder mit Müller für Neubert als einziger Spitze. Nach einem mißlungenden Abwehrschlag landet der Ball bei Pavel David, den der Wolfsburger Stadionsprecher als "Pewel David" angekündigt hat. Der Tscheche visiert kurz und zirkelt die Murmel vom rechten Strafraumeck zentimetergenau in den linken Torwinkel. Die Tribüne tobt, der hallesche Anhang jubelt. Der Stadionsprecher versucht, seinen Ansagefehler zu korrigieren: Der Torschütze heiße, sagt er, "Pawel Devid".
Die Wölfe sind danach einfach zu schwach, bei Halle Erinnerungen an das 2:0 Trauma des Hertha-Spiel wachzurufen. Und Halle ist zu clever, sich noch einmal hinten herauslochen zu lassen. Unter nichtendenwollenden "Olé Olé Olé - HFC"-Gesängen von der gemütlichen Tribüne lässt die Mannschaft die Uhr herunterlaufen.
Kraft sparen für das Finale am kommenden Wochenende, das der HFC gegen das schwer abstiegsbedrohte Plauen bestreiten muss, während Konkurrent Kiel zu Hause gegen Lübeck antritt. Gewinnt Kiel, sind sie Meister und Aufsteiger, gewinnt Halle, und Kiel spielt nur unentschieden oder verliert, vollenden sich die Frühjahrsträume in der halleschen Fußballprovinz zum Fußballmärchen: Nach 18 Jahren würde der Klub von der Saale, der nach dem Mauerfall noch Zweite Bundesliga spielte und danach so tief fiel wie sonst nur das längst vergessene Stahl Riesa, zurückkehren in den bezahlten Fußball. Dieter Strotzniak, der Co-Trainer, steht am Ende vor der Fankurve und lächelt still vor sich hin. Strotzniak hat für den HFC DDR-Oberliga gespielt und er hat den tauchgang in die Fünfte Liga mitgemacht. Er war Aktiver, er war Trainer und ist heute Co-Trainer. Nach einem Auswärtssieg in Wolfsburg. Was jetzt noch kommt, ist Zugabe. Nur Zugabe.
Wolfsburg gehoert Halle
Freitag, 29. Mai 2009
Klimawandel fordert immer mehr Studien
Damit liegt der Klimawandel zumindest prognostisch wieder im Plan. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO und der London School of Hygiene and Tropical Medicine aus dem Jahre 2003 fielen damals 160.000 Menschen jährlich dem Klimawandel zum Opfer. Bis zum Jahr 2020, hieß es, werde sich die Zahl der Klimatoten "wahrscheinlich verdoppeln."
Nur das Wetter spielte dann nicht mit. 2006 zog die WHO eine ernüchternde Bilanz: Laut einer damals vorgelegten Studie starben 2005 statt 160.000 Menschen nur noch 150.000 "an den Folgen des Klimawandels". 10.000 weniger als zwei Jahre zuvor, wo doch 10.000 mehr notwendig gewesen wären, um bis 2020 auf mehr als 300.000 zu kommen . Allerdings, prophezeite die Weltgesundheitsorganisation optimistisch, werde diese Zahl sich vermutlich später verdoppeln.
Hat sie mit der neuen Studie nun doch noch geschafft, und das in nur vier Jahren. Ein schöner Erfolg, zu dem es aber weder Wetterveränderungen oder Klimawandel braucht: Die Zahl der Hitzetoten des klimawandelmäßig beispielhaften Sommers 2003 etwa verdoppelte sich, als längst schon wieder Winter geworden war. Aus 30.000 Todesfällen, die im Herbst 2003 gemeldet worden waren, waren nur drei Jahre und ein Durchzählen später nach DPA-Angaben allein "in zwölf europäischen Ländern insgesamt 70 000 Todesfälle" geworden.
Soviel Zeit bis zur Ewigkeit
Den Schwung der weitreichenden Entscheidung will das Parlament nutzen, um noch vor der Sommerpause weitere Pflöcke einzuschlagen und zahllose Entscheidungen von historischer Tragweite zu fällen. So soll ein Gesetzespaket beschlossen werden, das Tretrollerherstellern aus Sicherheitsgründen die Montage von zwei zusätzlichen Sicherheitsrädern ab dem Jahr 2737 vorschreibt. Handyanbietern soll es ab dem Jahr 2988 verboten sein, berührungsempfindliche Bildschirme ohne aufgedrückte Warnung "Achtung, berührungsempfindlich" anzubieten.
Ab dem Jahr 3271 tritt dann ein Verbot der Haltung von Kanarienvögeln in Käfigen in Kraft, ab dem 1. Januar 5320 will die Bundesregierung die Zinsen für Konsumentenkredite auf 4 Prozent festschreiben. Banken, die nach dem 13. 2. 8100 Leasingverträge finanzieren wollen, müssen sich dafür bei einer noch zu gründenden Bundesleasingprüfanstalt, deren Hauptsitz in Goslar sein wird, registrieren lassen. Silvesterraketen, so hieß es bei den Regierungsparteien, sollten "mit Rücksicht auf die Brauchtumspflege" erst nach dem 1.1.10000 endgültig verboten werden.
Die Welt ist schlecht, aber sie hat einen guten Geschmack
Wofür wir gern werben: BND-Umrechner
Klar ist damit, dass das langweilige Prinzip aufgegeben wird, nur Delikt oder der Versuche dazu unter Strafe zu stellen. Demnächst kann eine Pakistan-Reise wie ein Selbstmordanschlag angeklagt werden, ein Aufenthalt in Syrien wird mit Gefängnis bestraft. Unklar ist noch, ob GST-Zivilschutzlager oder die Teilnahme an NVA-Manövern als "Terrorcamps" im Sinne des Gesetzes definiert werden.
Als engagiertes Bürgerrechtsportal, das sich ganz dem Kampf gegen Klima und Terror gewidmet hat, sind deshalb besonders stolz, pünktlich zur Verabschiedung des neuen Gesetzes von unserem Partner Google ein flottes Reklamefeldchen an die Seite gestellt bekommen zu haben. Darin werben wir für die Umrechnung des Bundesnachrichtendienstes in irgendwas anderes. "Schwerter zu Pflugscharen" war gestern, heute heißt es "Wanzen zu Wickelröcken". Falls das strafbar sein sollte, bitten wir um einen Hinweis.
Jetzt ist Polen doch verloren
Wie einst im Mai grenzt Deutschland direkt an Russland, weshalb die polnische Botschaft sofort bei den Schweizer Staatsbetrieben protestierte. Die Beneluxländer, Dänemark, Tschechien und Ungarn fehlen auch, haben aber noch nicht protestiert. Die Schweiz selbst findet sich auf der Karte ebenfalls nicht. Womöglich, damit niemand die Zahngoldvorräte orten kann.
Donnerstag, 28. Mai 2009
Doppelt hält besser
Versteckte Pornos für alle
Und zweitens, führte Maurer aus, seien kinderpornographische Angebote selbst auf Kinderporno-Seiten "oft schwer zu finden". Bei der Überprüfung der aktuellen Sperr-Listen aus Skandinavien musste sich das BKA deshalb von der örtlichen Polizei helfen lassen, um überhaupt in die Bereiche gelangen zu können, an denen die kriminellen Inhalte gelagert waren.
Nach Auskunft Familienministerin Ursula von der Leyen haben nicht-verbeamtete deutsche Internetnutzer damit weniger Probleme: täglich schaffen sie "bis zu 450.000 Zugriffe" auf Seiten mit kinderpornografischem Inhalt.
Mittwoch, 27. Mai 2009
Siegen hinter der Sülze
Jeder, der kommt, ist ja ein Sicherheitsrisiko, und wird auch so behandelt: Dennoch, vermeldet ein Magdeburger Fan auf dem Weg zum Stadion, habe "Axen, der heute die Einsatzleitung macht", ihm verraten, "dass 4000 Scheiß-Hallenser auf dem Weg ins Stadion" sind.
Von Halle aus gesehen jenseits des pittoresken Flüßchens Sülze, das in Sachsen-Anhalt bäuerlich belassene Gebiete und industriell erschlossenes Land voneinander trennt, steht die rot-weiße Wand, und die rot-weiße Abwehr steht anfangs auch. HFC-Trainer Sven Köhler hat eine überraschende Anfangsaufstellung mit Hebestreit und Neubert, dem Westernhagen des deutschen Fußballs, ausgeknobelt. Und noch etwas ist neu: Statt mit den erschreckend häßlichen quergestreiften Trikot, die seit dem Pokalfinale vor einem Jahr nur eine einzige Niederlage erlebt haben, läuft der HFC mit erstaunlich geschmackvollen neuen Dressen auf.
In Rot mit weißen Schulterklappen hat Chemie die ersten Minuten für sich. Ronny Hebestreit, im Fußballherbst um einen neuen Vertrag bemüht, rackert, kämpft und köpft, Thomas Neubert versucht, vorn den Ball abzuschirmen und Löcher für seine Mitspieler zu reißen. Auf den Traversen des neuen, streng nach stalinistischer Bauästhetik konzipierten Magdeburger Stadions duellieren sich die Fankurven: Halle schwenkt rote Fähnchen, Magdeburg entrollt ein überdimensionales Plakat, so fein gearbeitet, dass niemand im weiten Rund die Botschaft zu enträtseln vermag.
Unten läuft ein typischen 0:0-Spiel, Spitze auf Knopf, und der ist für das Loch zu groß. Hier geht keiner rein. Abgesehen von einer hundertprozentigen Magdeburger Chance, die das Fußballglück zum Pfostentreffer abstuft, und einem Volleyversuch von Pawel David auf der anderen Seite, der übers Tor fliegt, ist da viel Kampf und Beißerei, aber wenig Torgefahr. Magdeburg hat zumindest mehr Freistöße, weil Schiedsrichter Gunnar Melms bei jedem halleschen Tackling ganzganzganz genau hinschaut. Dazu haben sie ihn ja geholt. Wenn ein Magdeburger samt Ball hingegen einen halben Meter jenseits der Seitenauslinie dribbelt, muss der mit leichtem Übergewicht ins Spiel gegangene Mann aus dem nahegelegenen Osterburg erstmal kurz verschnaufen. Blick nach unten. Schade, hat er nicht sehen können.
Nach vorn geht beiderseits nicht viel. Halle kommt viel durch die Mitte, obwohl Benes außen ständig frei steht. Magdeburg verdribelt und verschießt sich. Aber auch da kann Gunnar Melms glücklicherweise helfen. Als Magdeburgs Braham sich gerade mal nicht schwer verletzt auf dem Boden wälzt, sondern auf Torwart Darko Horvat zustürmt und sich dann auf die Erde wirft, glaubt das Stadion zuerst, Melms suche nach der Gelben Karte. Er werde, ahnen Blau und Rot gleichermaßen, dem sympathischen Tunesier, dessen großes Schauspieltalent bekannt ist, nun eine nachdrückliche Einweisung in die Spielregeln erteilen.
Aber es gibt dann doch Elfmeter, allerdings keine Rote Karte für Horvat. Rätsel der Regelauslegung, über die die 13.000 aber nur eine knappe Viertelstunde nachdenken müssen. Dann hat Melms den roten Karton gefunden: Hebestreit, bis dahin bester Hallenser, hatte wieder eines der nicht gern gesehen Tacklings begangen und auch noch den Ball gespielt.
Nach uralten Fußballgesetzen muss auch der HFC ein Tor schießen, um ein Spiel zu gewinnen. Nach den Gesetzen der kumulativen Agens-Arithmetik aber ist das zu zehnt schwerer als zu elft: Trifft der HFC im Normalfall etwa 1,25 mal pro Spiel, sinkt der Wert mit ersatzloser Auswechlung eines Spielers auf unter Eins.
Pokalsieger also schon zur Halbzeit der 1. FC Magdeburg, einst von sich selbst offiziell zum "Größten Klub der Welt" ernannt und anschließend dreimal hintereinander mit Niederlagen gegen den Erzfeind Halle. Der weiter spielfähige Rest des HFC ist trotzdem schon nach fünf Minuten zurück aus der Kabine, die Spieler versuchen, wild entschlossen zu schauen. Hier geht noch was, hier ist noch alles drin, sagen die Minen von Lachheb, Schubert, Kamalla und Neubert, der nun dem Westernhagen aus "Theo gegen den Rest der Welt" zum Verwechseln ähnelt.
Geht aber nicht mehr. Magdeburg steht gut, Melms tut, was er kann. Ein Pfeifen ist das, und kein Wald in Sicht. Der HFC hat kein Einsehen und ist bemüht, aber für einen Treffer reicht die ganze Aufbäumerei einfach nicht aus. Da kann die rot-weiße Wand hinter FCM-Torwart Beer, der mit dem gleichnamigen RAF-Terroristen nicht verwandt und nicht verschwägert ist, brüllen und singen und klatschen wie sie will.
Melms pfeift dann auch recht pünktlich ab, ehe doch noch etwas Unvorhergesehenes passiert. Und öffnet die Bühne für das wahre Drama dieses Abends an der Elbe. Während der maghrebinische Hobbyschauspieler Nadsch Braham sich das längst lästig gewordene Blau-weiße FCM-Trikot über den Kopf reißt und brusttrommelnd wie ein brünftiger Silverback zu den HFC-Fans eilt, stehen die HFC-Spieler ernüchtert in der eigenen Hälfte und klatschen ihren Fans Beifall. Die klatschen zurück, und der Applaus wird zum Orkan und Christian Kamalla, der einmal ein Fußball-Legastheniker war und heute Sachsen-Anhalts Beckenbauer ist, läuft wie einst der Kaiser ganz allein über den großen Platz, mit versonnenem Blick.Einmal hat er selbst die Tabellenführung in der Regionalliga mit einem Eigentor vermasselt. Das zweite Mal haben sie es alle zusammen verbockt. Jetzt der verlorene Pokal. Und in 64 Stunden, so schön hat das der Fußballverband von Sachsen-Anhalt organisiert, ist schon wieder Anpfiff zum Endspiel um den Aufstieg in die 3. Liga.
Schließlich kommt HFC-Präsident Michael Schädlich und fängt ihn ein, fängt sie alle ein, die verlorenen Sieger von jenseits der Sülze: Markus Müller, der ein T-Shirt trägt, auf dem "I love Juliane" steht, auf dem aber alle "I love Halle" lesen. Adli Lachleb, der humpelt. Nico Kanitz, den Kapitän. Pawel David, Maik Kunze, Philip Schubert, Jan Benes, Darko Horvat, der ganz schmal zu lächeln versucht. René Stark kommt dazu, Thomas Neubert, Kevin Kittler, Steve Finke und Ronny Hebestreit, der immer noch den Kopf schüttelt. Sie stehen im Kreis, zwischen sich und der Fankurve ein Polizeiaufgebot, das aussieht wie die Sondereinsatztruppen zur Entseuchung im Hollywoodschinken "Outbreak". Staatskrise in Magdeburg. Ein Böller geht hoch. Der Kreis aus Männer in Rot aber erzählt sich irgendetwas. Gibt sich auf irgendwas die Hand.
Oben im Rang versteht man kein Wort, weil die siegreichen Magdeburger von Fußballverbandschef Werner Georg, dessen Sohn Lars irgendwann vor zwei Jahren keinen Vertrag mehr beim HFC bekommen hatte, irgendeinen Pokal in Empfang nehmen. Magdeburg ist glücklich, Tabellenvierter in der vierten Liga und Landessieger in einem Land, dessen höchstklassigste Mannschaft es vielleicht schafft, in die 3. Liga aufzusteigen.
Dazu muss der HFC in 64 Stunden in Wolfsburg gewinnen.
Schulden, biologisch abbaubar
Hallenser haben es schon immer gewusst
Das fieseste Bundesland ist Sachsen-Anhalt, und zwar in jeder Hinsicht: Landschaftlich, infrastrukturell, architektonisch und auch rein menschlich ist dort flächendeckend alles noch ein bisschen fieser als im Rest der Republik, wobei die Landeshauptstadt Magdeburg nach den Erhebungen des DPWV eine herausragende Rolle bekleidet.
War das schon der Weltuntergang?
Ein halbes Jahr und gefühlte 470 Krisenrunden im Staatsfernsehen immerhin hat es gedauert. Ein halbes Jahr, in dem "Schutzschirme" gespannt wurden und "Rettungsschirme" entfaltet, Nachtragshaushalte wurden verabschiedet und Banken gerettet. Ein halbes Jahr, in dem sich Experten dem Jüngsten Tag nahefühlten und Provinzpolitiker die Welt retten mussten.
Jeder Tag ein Schicksalstag, jede adhoc-Meldung von der Börse ein Donnergrollen, das die nahe Apokalypse ankündigte. Bis schließlich keiner mehr hören konnte. Bis schließlich nicht einmal der Finanzminister mehr wusste: Habe ich die Bad Bank nun eigentlich gegründet? Und gibt es die West LB eigentlich noch? Hat die KfW ihre Steuerspargesellschaften im US-Bundesstaat Delaware geschlossen oder noch neue dazugegründet? Weiß Peer Steinbrück nur Bescheid oder hat er die Anweisung gegeben und brüllt deshalb so laut nach kleinen Steuertricksern, die ihre fünf Mark achtzig in der Schweiz verstecken?
Unterwegs haben sie gemerkt, dass sich mit dem Argument "Krise" alles begründen lässt. Die Krise ist der neue 11. September, die Rettung vor den Folgen extensiver Verschuldung durch noch extensivere Verschuldung der neue "Krieg gegen den Terror". "Konjunkturpakete" sind natürlich viel zu langsam und zu schwach, eine Volkswirtschaft zu retten. Ihre Wirkung kommt stets zu spät, dann nämlich, wenn die Krise längst überwunden ist. Sie dienen dennoch einem guten Zweck: Hat man sie verabschiedet, lässt sich im Nachhinein stolz behaupten, sie seien es gewesen, die das Ende der Welt, wie wir sie kennen, verhindert hätten.
Es reicht ja auch die Ankündigung einer "Abwrackpraämie", die nach Monaten immer noch eine Ankündigung ist, um den Autoabsatz anzukurbeln. Es reicht die Ankündigung von Investitionen in die öffentliche Infrastruktur, um pleitebedrohte Städte zu unternehmungslustigen Bauherren zu machen. Nichts ist so spendabel wie der Weltuntergang, denn das allerletzte Hemd hat ja keine Taschen.
Einmal runter, einmal hoch, und das bisher doch noch ohne Währungsschnitt und Armenküche, ohne brennende Barrikaden und Machtübernahme durch Oskar Lafontaine. Ging dessen heißgeliebter Sozialismus an einem Übermaß an Visionen zugrunde, die den Kontakt mit der Wirklichkeit dauerhaft nicht ertrugen, so überlebt der Kapitalismus durch das genaue Gegenteil: Ringsum ist keine Vision zu sehen, wie eine Gesellschaft sein müsste, um besser zu sein als diese. Wo es aber keinen Ort gibt, an den sich zu fliehen lohnt, bleibt der Mensch meist, wo er ist.
Pathos in Blau
Keiner weiß nichts
Dienstag, 26. Mai 2009
Burundi im Märchenland
Zumal, wenn gewissenlose Geschäftemacher, die sicherlich mit Managern im finstren Bunde sind, Wetten auf Ereignisse anbieten, die 82 Millionen Deutsche heute schon kaum noch eine Nacht ruhig durchschlafen lassen. Wer wird nächster Kanzler? Welche Koalition wird nächste Weihnachten regieren? Reicht es für Jamaika? Oder kommt Burundi? Macht die Nationale Front weiter? Oder wechselt Steinmeier als Schneeeule ins Märchenland?
Im Moment muss der eleganteste aller Arbeiterführer zumindest nicht ernsthaft darüber nachdenken, wie er die Kanzlerwaschmaschine neu möblieren wird. Nach den Betfair-Quoten bleibt die frühere Klima- und derzeitige Krisenkanzlerin Merkel ihren Wählern erhalten, regieren wird sie nach der augenblicklichen Einsatzverteilung mit der FDP müssen. Wieviele Menschen für diese unsichere Aussage bei bislang gesetzten 6500 Euro irgendein Haus oder irgendeinen Hof verlieren mussten, sagen die Briten natürlich nicht.
Nach Norden nach Norden
...und mit dem Pott zurück. Für alle die morgen auf der Seite der Guten, der Aufrichtigen, der Geschundenen stehen.
Verbot der Woche: Lego illegal
Ein Fall für Sachsen-Anhalts Innen-Staatssekretär Rüdiger Erben, die graueste Eminenz in Magdeburg, die manchen Rasen schon wachsen hört, ehe der Samen im Boden ist. Schon im April 2007 äußerte der wackere Sozialdemokrat, dass "Spiele mit Tötungssimulation" in Sachsen-Anhalt seiner Ansicht nach bereits "definitiv verboten" seien. So verstoße das Spiel Paintball zum Beispiel irgendwie echt krass gegen das Grundgesetz.
Mit Verspätung plant nun auch die Bundesregierung, das in Sachsen-Anhalt zumindest subkutan seit Jahren gültige strenge Paintball-Verbot, das nur in den über das Land verstreuten Paintball-Arenen nicht durchgesetzt werden konnte, auf die restlichen Bundesländer auszuweiten. Der Flammenwerfer-Film aber ändert alles: Nach dem Verbot von Farbspritzpistolen werde nun zu prüfen sein, hieß es in Berlin, ob auch eine globale Anwendungsuntersagung an Besitzer von Wasserpistolen und Spritzgewehren ergehen müsse.
Rüdiger Erbven würde sicher der Ansicht sein, dass unverantwortliche Elemente, die es Amokläufern mit Hilfe von Legobausteinen ermöglichen, brandgefährliche Waffen selbst zu bauen, in seinem Bundesland ohnehin bereits seit dem Ende des 2. Weltkrieges verboten seien. Wirklich sicher aber kann die Gesellschaft nur sein, wenn die Politik in Land und Bund sich rasch entschließt, bei der Änderung des Waffenrechtes auch ein Verbot von Legosteinen, Youtube-Filmen und Teelichtern einzuschließen.
Nicht nur sauber, sondern rein
Mit vielen, vielen verschiedenen Graswurzel-Initiativen macht das Netz nun mbil für die große Idee vom sozialen Wohlfahrtsstaat, in dem jeder dasselbe hat und alle anderen das Gleiche. Unter Die geliebte Bundesregierung findet sich eine von Aktivisten erstellte Seite, die viele kleine Proekte bündelt: Den Onlineschutzwall für mehr Sicherheit im Deutschlandnetz, ein Umfragen-Archiv, das die begeisterte Zustimmung zur Regierungspolitik dokumentiert, eine Download-Möglichkeit für die Software "Netnanny Uschi", ein Netfilter-Programm für ein klinisch reines Internet, und ein Aufruf "Ja, wir können!", der klar macht, wie gut Monitoring in allen lebenslagen für alle Bürger wirklich ist.
Montag, 25. Mai 2009
Bridge over troubled water
Fliesen bis zum Verblassen
Wir als einzig offizielle Web-Galerie des Meisters dürfen anmerken, dass es sich beim abgebildeten Schablonenvogel um eine sogenannte Nachklebung handelt: Der Meister im sysiphosischen Kampf mit seinen ungezählten Feinden, dunklen Männern, die die frischen Fliesen bis zum Verblassen schänden. Ein Kunstwerk, das im Vergehen erst richtig entsteht: Er klebt neue Werke über die Schandtat, ein stoischer Kämpfer mit einer Mission, viel größer als er selbst. Und sie kommen, auch die kleinen Spatzen und Nachtigallen zu beschmutzen. In grün, der Farbe des Neides.
Im Gegensatz wiederum zum Humanistischen Pressedienst, dessen Seite hpd.de der Status "Standard gesperrt" hat, weil Jugendschutzprogramm.de "Kinder und Jugendliche vor Gefährdung durch Erotik oder Gewalt auf deutschsprachigen Internet-Seiten" schützt. Dazu lädt sich der besorgte Papa die "empfohlene ICRA-Software" kostenlos herunter, die er dann "kinderleicht" installieren kann. Ab sofort ist das Netz frei von Ekelportalen wie PPQ.be, von satirischen Seiten und fragwürdigen Blogs.
Dafür sorgt Mirko Drenger, ein Ex-Einkaufschef des Billig-Erotikversands Orion. Der Mann mit dem Aussehen eines Pornodarstellers ist seit einiger Zeit Chef der "Fundorado GmbH ", die hauptamtlich schmuddelige Nacktbilder im Netz zu verticken versucht und nebenbei unter dem Namen "JusProg e.V." dafür als gemeinnützig anerkannt ist, dass sie unsere Jugend, die keine Jugend ist, die "immer nur Yeah, Yeah und Yeah schreit" (Walter Ulbricht) vor Verbal-Pornoangeboten wie uns bewahrt.
Gemeinnützige Pornodarsteller also, die dafür sorgen, dass wir kein Brustbild von Angela Merkel mehr in die deutschen Kinderzimmer verklappen können. Dort wäre dann theoretisch mehr Platz für Schweinkram und Dicke-Titten-Seiten von Fundorado. Die aber haben sich zumindest auch gleich selbst gesperrt. Jugendschutzprogramm.de allerdings hatten sie bisher vergessen. Haben wir jetzt mal nachgemeldet. Sicher ist ja sicher.
Der Führer wird Fußballmeister
Von ihrer Gründung am 1. Juli 1938 bis zum 25. Mai 1945 trug die Stadtneugründung den kantigen Namen Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben. Anderslautenden Angaben zum Trotz wurde Hitlers einzige Stadtneugründung überhaupt erst nach dem Sieg der Alliierten auf den Decknamen getauft, den der NSDAP-Gründer während der Kampfzeit bevorzugte: Aus "Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben" wurde als verspätete Hommage an Hitler, der nach dem Krieg eine eigens für ihn gebaute Residenz auf dem Klieversberg hatte beziehen wollen, die Stadt "Wolfsburg". Aus der Kübelwagenschmiede der Wehrmacht wurde das Volkswagenwerk und aus den vor dem Krieg bezahlten Anrechtsscheinen im Wert von über 280 Millionen Reichsmark, die 340.000 Menschen gekauft hatten, um einen KdF-Wagen zu bekommen, wertloses Altpapier.
Nicht wertlos wurden dagegen die VW-Aktien, die im Besitz der Familien Porsche und Piech verblieben. Volkswagen konnte so den ehemaligen Hamburger Fußballspieler und späteren Münchner Fußballtrainer Felix Magath unter Vertrag nehmen, für 55 Millionen Euro Spieler einkaufen und als erste deutsche Stadt, die auf Initiative des ehemaligen Führers und Reichskanzlers und heutigen n-tv-, ZDF- und Vox-Moderators Hitler gegründet wurde, Deutscher Fußballmeister werden.
Jetzt geht es nun nach Europa. Für Wolfsburg. Wenn das der Führer wüsste.
Wir Schmuddelkinder von PPQ
Der Jugendschutz hat uns dann doch erwischt. Mit unserer perversen Mischung aus diversen Buchstaben, die wir nach internen Kriterien immer neu und anders zusammenstellen, sowie (meistens bunten!) Bildern aus Eigen- und Fremdproduktion durften wir nicht verschont bleiben.
Verantwortlich für die Sperrung ist folgender Verein mit einem spannenden Sitz in Hamburg:
Dort wird unter anderem diese Seite produziert:
Fremde Federn: Hunde im Handstand
Wir wir nutzen die Stille vor dem Schuß und helfen mit Nachdruck mit einem unautorisierten Nachdruck: Gesine München belegte einen knappen zweiten Platz in der Präsidentenliga, Benno Ohnesorg wurde deutscher Meister und Horst Köhler ertränkte im Auftrag der Stasi Uwe Barschel in Wolfsburg. Wenn da nicht der Hund in der Pfanne verrückt wird, wo dann? Am treffendsten sind hier immer noch die Verse des bekannten Dachabdichters Sören Draxlhuber: Scheiß die Wand an/alter Knabe/ist es schon so spät?/ich muss dann mal.
Sonntag, 24. Mai 2009
Verbot der Woche: Flügel aus der Dose
Nach Angaben des österreichischen Herstellers ist die Red-Bull-Cola "strong and natural" und sie ist die "einzige Cola, die sowohl die Original-Kolanuss als auch das Kokablatt verwendet". Noch unklar ist, ob die Bundesrepublik auch zu diplomatischen oder militärischen Mitteln greift, um die weitere Verbreitung von Red-Bull-Cola zu verhindern und den Cola-Schmuggel zu unterbinden, da die österreichischen Behörden ein Verkaufsverbot derzeit noch verweigern.
Fest steht jedoch, dass Rom-Reisen ab Ende nächster Woche verboten werden. Eine Studie des nationalen Forschungsinstituts CNR wies bereits vor zwei Jahren eine hohe Konzentration an Kokain in der Atemluft der Heiligen Stadt nach. In der Nähe der Universität liege die Kokainkonzentration bei 0,1 Nanogramm pro Kubikmeter, weil italienische Kokain-User die beweglichen Rückspiegel von Motorrädern gern als Unterlage nutzen, "um sich das weiße Pulver in die Nase zu ziehen", wie der "Spiegel" im Juni 2007 herausfand.
Die Statistik stirbt zuletzt
Alles also wie immer in Halle: Mühe, Schweiß, ein bisschen Glück treffen auf ein bisschen Pech und eine Portion Unvermögen. Der HFC, seit Anfang Mai auf Meisterkurs, aber noch sechs Tore hinter Dauertabellenführer Kiel, beginnt stark, baut anschließend sofort stark ab und als Hertha gerade ausprobieren will, wie es sich eigentlich so in der halleschen Hälfte läuft, kombinieren Kamalla, Kanitz und Benes auf Linksaußen für ein paar Sekunden bundesligareif: Spielmacher Rene Stark, beim Auswärtsauftritt in Hamburg nur Mitläufer, zieht aus 15 Metern ab. 1:0, 10. Minute - nach allen Regeln der halleschen Kunst ist das Spiel damit gewonnen, denn Halle gewinnt immer, wenn es in Führung geht.
In Kiel steht es noch 0:0, Halle ist damit erstmal wieder Tabellenführer. Und allem Anschein nach entschlossen, es auch zu bleiben. Christian Kamalla, vergangenen Saison noch Ersatzspieler , spielt souverän, als habe es die 89. Minute von Hamburg nie gegeben, als er in Vertretung des HSV-Stürmers Shahin das Ausgleichstor für den HSV schoß. Hertha spielt jetzt offensiver, im Mittelfeld verlieren Görke und Finke nun gelegentlich auch mal einen Ball. Aber da ist ja immer noch Rene Stark: Nach 25. Minuten spielt Görke ihn diesmal auf Rechtsaußen an, im Fallen kullert der HFC-Kapitän den Ball Richtung Torpfosten. Von dem aus springt er hinter die Linie.
Damit könnte Schluß sein. Bei einem Zwei-Tore-Vorsprung hat Halle zum letzten Mal nach gefühlten drei Jahren verloren. Was nicht weiter schwierig auszurechnen ist: In dieser Saison gab es erst eine Niederlage, die letzte davor datiert vom März 2008, zu Hause gegen Plauen.
Die halten in Kiel zu neunt immer noch ein 0:0, und der HFC ist dem 3:0 nahe. Markus Müller, nach seinem Siegtor beim Auswärtsspiel in Kiel zum neuen HFC-Helden ernannte. trifft aus zwei Metern nur die Lattenunterkante. Wenig später verliert Finke den Ball beim Herumstochern im Mittelfeld. Herthas Traore legt den sechsten Gang ein, seinen Schuß pariert Horvat noch. Doch im zweiten Versuch hat Boyd keine Mühe, das leere Tor zu treffen.
Statistisch gesehen ist damit der Endstand aller HFC-Heimspiele im Mai 2009 glücklich erreicht. Ginge es nach den 3141 auf den Rängen, abzüglich der zwölf mitgereisten Berliner, die unter der Anzeigetafel von fünf Ordnern und zwei Polizisten in Schach gehalten werden, könnte Schiedsrichter Christian Leicher zur Halbzeit abpfeifen. Die Tribüne, mit Sachverstand, der in Verbands- und Oberliga antrainiert wurde, weiß: Besser wirds nicht mehr.
Sie behält recht. In Kiel steht es immer noch Unentschieden, in Halle nach einer Stunde nicht mehr. Traore, ein Mann mit Beinen aus Draht, hat Schubert überlaufen und von der Linie nach innen geflankt. Die Fankurve sieht den Ball vorher im Toraus und weist der Schiedsrichter lautstark darauf hin. Hätte sie lassen sollen: Der Schiri hört nicht drauf, auch die Berliner lassen sich nicht irritieren. Wohl aber die komplette HFC-Abwehr. Die hebt kein Bein mehr, so dass Boyd in der Mitte annehmen und aus zwei Metern einschießen kann.
Zum ersten Mal überhaupt vergibt der HFC eine Zwei-Tore-Führung, und das auf der Zielgerade einer Saison, in die die Mannschaft von Sven Köhler mit dem Ziel Klassenerhalt gestartet und eher aus Versehen in den Aufstiegszweikampf mit Kiel geraten war. Der Knack ist zu hören, der durch die Köpfe geht. Stark kniet entgeistert ab, Torwart Horvath schimpft, Köhler sitzt still auf seinem Bänklein.
Für die Mannschaft ist die Situation neu, für die Statistiker auf der Tribüne auch. Die Statistik stirbt zuletzt, die Mathematik kommt zu ihrem Ende. Ein heuristischer Bruch, für den noch keine Formel greifbar ist: Hier wird es bei eigenen Vorsprung immer spannend bis nahe an den Herzinfarkt, schließlich will das Publikum für seine zehn Euro Eintritt ordentlich Adrenalin ausschütten. Aber dass ein Spiel wirklich kippt, daran erinnerten sich bis eben nur die Älteren unter den Zuschauern.
Eine Stunde ist vorbei und der Traum vom Sprung an die Spitze auch. Den Rest der Begegnung inszenieren Halle und Hertha als offene Feldschlacht, in der keiner mehr einem wehtut. Hebestreit, Neubert und Kunze kommen für Görke, David und Müller und bringen endlich auch ein paar Ecken und Freistöße mit. Aber "Zählbares springt nicht heraus" (Waldefried Forkefeld), denn Benes verstolpert, Kanitz verzieht, Stark schießt vorbei und der statistisch seit längerem überfällige Elfmeter für Halle kann nicht gepfiffen werden, weil Thomas Neubert Fruchtbarkeitstänze aufführt, statt den Weg in den Strafraum zu suchen..
Haareraufen im bröckligen Stadionrund. Kurz Zusammenzählen, wo überall die Punkte liegengeblieben sind, die nun vielleicht am Ende fehlen werden. Gegen vier von 15 Gegnern hat der HFC alle sechs Punkte geholt, gegen acht immerhin noch vier, gegen Hannover, den einzigen Gegner, gegen den zwischendurch mal verloren wurde, auch noch drei. Ausgerechnet gegen die beiden Berliner Vereine Hertha und Türkiyemspor aber, Tabellenachter und Tabellen-15., reichte es nur zu jeweils zwei Punkten.
Preußen, einmal mehr Schicksal der Region, die immer dazwischen war und nie richtig dabei? Aber vielleicht reicht selbst das Unentschieden noch. Kiel spielt auch nur 0:0 und holt das dritte Remis hintereinander - die Bilanz des Aufstiegsfavoriten ist die eines Absteigers: Fünf Punkte von 15 möglichen aus den letzten fünf Spielen. Halle holte in derselben Zeit 11 von 15 und damit zehn Punkte auf.
Hält der Trend, wird der HFC am Ende vier Punkte Vorsprung haben. Gewusst werden wird das erst nach dem Landes-Pokalfinale, das der treu für seine Vereine sorgende Fußballverband Sachsen-Anhalts direkt zwischen das Sonntagspiel gegen Hertha und das vielleicht alles entscheidende Liga-Aufstiegsvorfinale am nächsten Samstag in Wolfsburg gelegt hat. Sollen wohl im Rhythmus bleiben, die Hallenser.
Donnerstag, 21. Mai 2009
Wer hat es gesagt?
Verbot der Woche: Robben gerettet
Dieser Beschluss werde in Kanada in diesem Jahr etwa 250 000 Jungrobben das Leben retten, sagte Rebecca Aldworth von der kanadischen Tierschutzgesellschaft Humane Society International. «Das EU-Parlament hat den letzten Sargnagel in das Geschäft der Robbenjäger gehämmert», freute sich der Internationale Tierschutzfonds IFAW, der darauf hinwies, dass Pelzfans noch bis Ende des Jahres die Möglichkeit haben, sich mit Robbenfellen zu bevorraten. Danach bleibt den Freunden Protesten gegen Jagd und Mord nur noch die Chance, um eines der rund 1,3 Millionen jährlich allein in Deutschland getöteter Wildschweine zu weinen.
Auch die Grünen-Bundestagsabgeordnete Bärbel Höhn ist restlos glücklich. «Es ist gut, dass das Abschlachten von Robbenbabys für zweifelhafte Luxusgüter nicht mehr toleriert wird», sagte sie. Kein Mensch brauche warme Mäntel oder Mützen, wo doch das Klima zunehmend wärmer werde. EU-Umweltkommissar Stavros Dimas sagte, die neue Regelung entspreche der Auffassung der EU-Bürger, die die grausamen Methoden der Robbenjagd ablehnten. Gut fänden es die EU-Bürger, wenn die possierlichen Robben geschlachtet werden könnten wie die einheimischen Schweine: Erst ein aufgesetzter Betäubungsschuss mit einem supergesundheitsfreundlichen Bolzenschussgerät, wie es auch beim Verdübeln auf Baustellen Verwendung findet. Und dann das fabrikmäßige Ausweiden, ohne dass Fernsehteams ihre Kameras in jede Blutpfütze halten.
Mittwoch, 20. Mai 2009
Wer hat es gesagt?
(gefunden hier)
Mannichl: Der Revolver raucht nicht mehr
Es war kalt in Deutschland, damals, kurz vor Weihnachten 2008, als der Passauer Polizeichef Alois Mannichl von einem riesenhaften, kahlgeschorenen und mit einer Schlange im Gesicht tätowierten Rechtsradikalen mit einem zufällig herumliegenden Lebkuchenmesser beinahe erstochen wurde.
Eine Tat, die zeigte, "daß hier keine Einzeltäter am Werk waren, sondern daß die Neonazis inzwischen auf ein dichtes Netz zurückgreifen können", wussten die Verfolgten des Naziregimes (VVN). Dafür sei ganz wesentlich die NPD verantwortlich, die auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann für eine "neue Dimension" verantwortlich machte.
Sechs Monate später ist nichts mehr übrig vom Traum vom rauchenden Revolver, den der schlangentätowierte Lebkuchenmessernazi im Auftrag der organisierten Rechten in der Hand hält, während er mit der anderen seinen NPD-Mitgliedsausweis vorzeigt, als habe die NPD selbst ein Interesse daran, möglichst schnell möglichst gründlich verboten zu werden.
50 Mann hatte die Sonderkommission Lebkuchenmesser, die sechs Wochen nach der Tat daran ging, den Schneematsch im Rinnstein vor dem Tatort wegzufegen, um eventuell vom Täter hinterlassene Zigarettenkippen, Speichelspuren oder Visitenkarten sicherzustellen. Ähnlich CSI-artig wirkten auch die anderen Fahndungsbemühungen: Gegenstände wurden von einem Spielplatz gesammelt, die zugewachsene Wunde im Polizeichef wurde auf Ernsthaftigkeit geprüft und aller paar Tage verkündete der Soko-Chef, man werde den Täter sicher bald haben.
Dann musste die kripo-intern "Sonderkommission Fürstenzell" genannte Sondereinheit zur Aufklärung des Staatsverbrechens neuer Qualität im April die ersten Männer abgeben. Von den Zigarettenkippen hatte man nie mehr etwas gehört, auch die Gegenstände vom Spielplatz hatte offenbar nicht der Täter benutzt, um vor und nach seiner ruchlosen Tat zur Entspannung ein wenig im gefrorenen Sand zu spielen.
Der "Spiegel", der vor sechs Monaten noch von einer von Rechtsextremen begangenen Tat ganz sicher wusste, berichtet nun, die Soko sei nach der "angeblich von einem Rechtsextremisten begangenen Tat" gegründet worden. Und werde nun aufgelöst.
"Es gibt einfach nichts mehr zu tun", hat ein Insider dem "Spiegel" erzählt, in dem Beobachter den Mann wiedezuerkennen glauben, der der Hamburger Illustrierten seinerzeit in "höchster Seelenpein" berichtet hatte, dass der Terrorist Holger Grams in Bad Kleinen von Terrorfahndern "hingerichtet" worden sei und er habe zuschauen müssen.
Ein Schicksal, dem der Schlangenmann nun sicher entgehen wird. Die Soko wird irgendwie von München aus weiterfahnden, auch Alois Mannichl ist bald nicht mehr in Passau, um gleich dem Detective Charlie Crews in der US-Serie "Life" selbst nach dem Mann zu suchen, der sein Leben zerstört hat. Hat er? Alois Mannichl wird pünktlich zur Auflösung der Soko Kripochef der gesamten niederbayerischen Polizei.
Rauschende Rendite bei Staatsbrauerei
Als Thomas Schäuble, Chef der Bierbrauerei "Tannenzäpfle", jetzt eine Umsatzrendite von 29 Prozent für das vergangene Jahr verkündete, blieb die deutsche Arbeiterbewegung stumm. Die Brauerei, die kleine Fläschchen für Besserverdienende abfüllt, befindet sich in baden-württembergischen Landesbesitz. Niemand braut so gutes Bier wie der Staat, der sich die Bekämpfung des Alkoholmißbrauchs und den Kampf gegen Komatrinker auf die Fahnen geschrieben hat.
Bei Tannenzäpfle gibt es alles aus einer Hand: Den Rausch und die Rendite, die auch in Zukunft höher sein wird, als es sich Joseph Ackermann auch nur erträumen kann. Belastet worden sei die Vorjahres-Bilanz ja durch einen ungewöhnlich starken Anstieg der Malzkosten, sagte Brauereichef Schäuble. Die aber sinken schon wieder. Langfristig ist noch mehr drin - Herr Müntefering, übernehmen Sie!
Die Angst trinkt mit
Das tun sie auch jetzt wieder, denn "aus einer Liste mit 825 Uran-Messdaten von 435 Mineralwasser-Marken" geht laut Foodwatch hervor, dass "104 Messwerte von 55 Marken" bei "über zwei Mikrogramm Uran pro Liter" liegen. Jedes achte Mineralwasser sei danach "zu hoch mit Uran belastet und für Säuglinge und Kleinkinder nicht sicher", beschrieb foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode eventuelle Auswirkungen, von denen er nicht weiß, die er aber auch "nicht ausschließen" kann.
Die Angst trinkt mit, nächstens aber nicht nur an der Wasserflasche. Auch Tomaten, Gurken, Duschwasser und das Beckenwasser im Freibad sind mit Uran geradezu verseucht. In der Wurst ist Uran, im Schweinebraten, im Kirschkuchen, in der Milch, im Sicherheitszündholz und in der Zigarette. Und nicht zufällig. Vielmehr besteht jede Tonne Erdkruste zu etwa 2,3 Gramm aus Uran. Was automatisch zur Folge hat, dass Trinkwasser - es dem Mineralwasser hergestellt wird - , Böden und Nahrungsmittel voller Uran sind und sogar die Luft 0,04 Milliardstel Gramm pro Kubikmeter enthält.
Bei einer mittleren täglichen Atemrate eines Erwachsenen von 20 Kubikmetern Luft gelangen daher etwa 0,8 Milliardstel Gramm Uran pro Tag in den Körper, im Erzgebirge und dem Mansfelder Land eher mehr, an der Ostsee eher weniger. Mit der Nahrung nimmt ein Erwachsener zusätzlich täglich bis zu 1,5 Millionstel Gramm auf - im Ergebnis enthält ein Mensch dann 30 bis 60 Mikrogramm Uran. Deutlich mehr als eine Flasche Mineralwasser.
Aber kommt es darauf an? Hätte Foodwatch das ganze Leben untersucht und seine Auswirkungen auf die Lebenden, müsste Thilo Bode sicher das Fazit ziehen, Leben an sich sei "nicht sicher" und er könne nicht ausschließen, dass es womöglich tödlich ende.
Gesänge fremder Völkerschaften: Trallala im Saaletal
Dienstag, 19. Mai 2009
Arm, aber unglücklich
Trostlosigkeit, sieht Armuts-Reporter Karl Eduard: Der Wind pfeift durch die leeren Städte, auf den Strassen streunen Hunde und betteln, wie Journalisten, darum, einen Tritt verpasst zu bekommen. Horden von arbeitslosen Neonazis durchstreifen die Gegend auf der vergeblichen Suche nach Indern, Schwarzen oder Juden, die sich zum lynchen anbieten. Zahnlose Greisinnen locken mit käuflichem Sex, um die Reparatur ihrer Dritten finanzieren zu können, ein Bild des Grauens.
Nur hier und dort schmieren konspirativ AntifaschistInnen Aufforderungen, Sex mit Nazis zu haben, an Häuserwände, ritzen sich Hakenkreuze in zarte Mädchenhüften oder lauscht eine erregte Menschenmenge einem sozialistischen Agitator, der sich 89 noch verstecken musste, um nicht die Jacke vollgehauen zu bekommen.
“Armut bekämpfen!” So lautet der Slogan, und ausgemergelte Einwohner, denen der Wind durch die Taschen pfeift und die sich dank Abwrackprämie gerade ihren neuen BMW vom Munde abgespart haben, klatschen begeistert. Der Osten ist arm. In Lumpen gehüllte Menschen sitzen vor den Türen der verwaisten Kirchen und bitten um Cents und um eine milde Gabe. Das Geschäft der TAFELN blüht, ihretwegen muss niemand auf seine Tabakration oder seinen Klaren verzichten. Der Osten ist arm, verzweifelt und miesepetrig.
Was hilft es, früher aufzustehen, in Sachsen-Anhalt, wenn eine Wohnung in München unbezahlbar bleibt oder in Frankfurt?
Wer ist Schuld am Elend? Die Linke weiss es. Die Linke war es nicht. 40 Jahre verantwortlich dafür zu sein, dass die DDR-Bürger kein Vermögen anhäufen konnten, wegen eines untauglichen Wirtschaftssystems, das für das Wohl des Volkes in ferner ferner Zukunft die Arbeiter, Bauern und die Intelligenz ausgebeutet hat, hat weder mit der SED zu tun, als der führenden politischen Kraft in der DDR, noch mit ihrem Rechtsnachfolger DIE LINKE. Auch für die Vernichtung der Unternehmer und Handwerker, als politische Klasse, die als Selbständige dafür Sorge getragen hätten, dass ihr Weizen und der ihres Unternehmens blüht, inklusive Anschluss an Wissenschafts- und Technikentwicklung, können die Genossen nichts. Sie, die Kombinate erschufen und Produktionsgenossenschaften, in denen Arbeitsproduktivität weniger wichtig war, als jedem Bürger seinen Arbeitsplatz zu gewährleisten. Weswegen die Kombinate und Genossenschaften vor der Konkurrenz auch zusammenbrachen. Produkte, die kein Mensch mehr haben und zu Preisen, die keiner bezahlen wollte. Im Osten.
Weshalb sie im Osten immer noch und verstärkt als Hoffnungsträger gilt, die SED, die vielfach Umbenannte. Das walte Oskar. Oder Gesine oder welcher Prophet linker Glückseligkeit auch immer.
Germania geh du voran
Unklar war, aufgrund welcher Rechtsvorschrift, denn bislang galt in Deutschland die Regel, dass die Herstellung von eigenen Ausweispapieren mit Hilfe von Bleistift, Kugelschreiber, speziellen Softwareprogrammen oder im Kartoffeldruck im Gegensatz zu ihrer "mißbräuchlichen Anwendung" straffrei ist.
Zum Glück gibt es ja aber noch das Baurecht, mit dessen Hilfe sich verdächtige Bestrebungen noch immer am wirksamsten unterbinden lassen. Weil das von Geburt an marode Fürstentum nicht an die Abwasserentsorgung angeschlossen und der früher als Kindergarten benutzte Bau nicht per Antrag auf Nutzungsänderung zum Wohnen umgewidmet worden war, beendete die Polizei die extremismusverdächtige Episode der langen Geschichte des Schlosses Krampfer heute durch eine kurzfristig anberaumte Räumng. Das nunmehr wieder leere Schlossgebäude in Plattenburg in der Prignitz solle versiegelt werden, verriet ein Polizeisprecher.
Es habe sich beim Eingreifen der Truppen des Innenministeriums völkerrechtlich nicht um einen Angriffskrieg gehandelt, die Bewohner des Schlosses, die es laut Jörg Schonbohm erstmals in der deutschen Geschichte geschafft hatten, Rechts- und Linksextremismus zu einer gesunden Mischung zu verschütteln, hätten "kaum Widerstand" (dpa) geleistet. Ob die Räumung im nächsten Jahresbericht des Verfassungsschutzes als rechtsextreme oder als linksetreme Straftat Berücksichtigung finden soll, wird eine hochrangige Regierungskommission unter Leitung führender Mathematiker beraten.
Prahlen mit Zahlen
Auch in diesem Jahr enttäuschen die Verfassungsschützer nicht. Wie unser kleines Verfassungsschutzblog schon Ende April berichtete, hat die Zahl der rechtsradikalen Straftaten erneut deutlich zugenommen. Der "Spiegel", der Geheimnisse, die niemand erfahren soll, noch immer zuerst weiß, berichtet von "ersten Informationen", nach denen es 2008 rund 20.000 Fälle gab. Darunter seine "viele Gewalttaten" gewesen, aber nochmehr sogenannte "Propagandadelikte": 19.000 rechte Taten bestanden aus gekritzelten Hakenkreuzen, gezeigten Hitlergrüßen und gehissten Nazifahnen.
Durch eine neue Zählweise gelang es erstmals, alle diese Taten, die die Existenz des demokratischen Deutschland existenziell bedrohen, in der Statistik für "rechte Straftaten" zu erfassen. Dazu wurde Anfang vergangenen Jahres die Zählweise geändert: Eine rechte Straftat liegt jetzt auch vor, wenn ein Fünfjähriger nach einem Indien-Urlaub versucht, sein erstes Hakenkreuz zu malen, wenn ein komatös betrunkener Deutscher im Sinne des Grundgesetzes "Sheissepack" auf eine Gartenbank in der Nähe einer Synagoge kritzelt, wenn ein Unbekannter den Passauer Polizeichef Alois Mannichl mit einem Lebkuchenmesser zu erstechen versucht oder wenn ein Mädchen in Mittweida von selbsterfundenen Bilderbuch-Nazis gefoltert wird.
Die Aufklärungsrate der "rechten Strattaten" ist im Zuge der reformierten Zählung von 44,7 Prozent auf 40,5 Prozent gesunken. Mehr Taten haben nun weniger Täter, aber der Hamster hat nun wieder ein Jahr Ruhe vor dem Verfassungsschutz. Dessen nächster Bericht kommt im Mai 2010. Und wetten, dass? Er wird vor einer "erschreckenden Zunahme" rechter Straftaten warnen.
Heidi Klum nackt
Das konnte Heidi Klum aber natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Sie ist die Mutter der Modelnation, das einzige Wesen, das zwischen Schön und Schein unterscheiden kann und sich dabei gegen Millionen von Millionen über die Schulder schauen lässt. Die Erfinderin der Modelfindung als öffentlicher Schauveranstaltung im Serienformat ist zu sehr Geschäftsfrau, um nicht zu wissen, dass jeder Streit alle Streitenden nach vorn bringt. Mann muss sich nur auf das Nideau des Angreifenden herablassen, schon geht ein Streit nicht nach hinten, sondern immer wieder von vorn los. Man kennt das aus der Geschichte, der Boulevard lebt davon, und er lebt nicht schlecht.
Heidi Klum also schweigt also fein still. Stattdessen äußert sich heute Papa Klum. Natürlich nicht in der taz, sondern in der zu den Klums viel besser passenden Bild-Zeitung. "Üble Hass-Attacke gegen Heidi Klum", titelt das Blatt und fragt: "Was ist bloß in den feinsinnigen Moderator Dr. Roger Willemsen gefahren?" Kann ich Euch sagen, liebe Bild-Reporter: Die Erkenntnis. Ganz einfach.
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