Da ist er wieder, der Dialog, den SED-Chef Egon Krenz seinerzeit seinem Volke anbot, um seinen Stuhl zu retten. Diesmal findet er statt zwischen Juden und Christen, wobei mit "Christen" Katholiken gemeint sind. Katholiken und Juden trennt seit den Äußerungen des britischen Predigers Williamson ein Dissenz, tief wie ein Burggraben. Williamson hatte wissen lassen, dass er nicht nur glaube, der Mensch sei aus Lehm gemacht und die Frau als minderes Wesen gehören an den Kochtopf, wo die Mehrheit der strenggläubigen deutschen Katholiken noch mitgegangen wären. Sondern auch, dass der Holocaust habe nicht stattgefunden habe.
Ein Fall für den Staatsanwalt, der Williamson auf den Spuren des großen deutschen Religionsstifters und Antisemiten Martin Luther sieht. "Wenn mir Gott keinen anderen Messias geben wollte, als ihn die Juden begehren und fordern, so wollte ich lieber eine Sau als ein Mensch sein", schrieb der, enttäuscht darüber, dass die Juden sich seinem reformierten christlichen Glauben nicht anschließen wollten. Das irgendwann wieder anstehende Lutherjahr, in dem der Judentäufer ("Wenn ich einen Juden taufe, will ich ihn an die Elbbrücke führen, einen Stein an den Hals hängen und ihn hinab stoßen und sagen: Ich taufe dich im Namen Abrahams.") als glorioser Familienmensch und Kirchenerneuerer gefeiert werden wird, empört den Zenrtalrat der Juden in Deutschland dennoch wenig. Verglichen mit der Ex-Exkommunizierung des Richard Williamson: Die muss zurückgenommen werden, fordert der Zentralratschef. Während israelische Kabarettisten sich über den Papst lustig machen, was den Vatikan nach einer Entschuldigung verlangen lässt.
Ein Glaubenskrieg, im Grunde. Und verletzte religiöse Gefühle allüberall, gebrochene Herzen und gequälte Seelen. Glaube, egal welcher Art, scheint Menschen vor allem dünnhäutig zu machen: Ein gezeichneter Mohammed lässt empörte Moslems weltweit ihresgleichen tottrampeln. Ein gekreuzigter Frosch erzeugt unter Katholiken Bluthochdruck und Kreuzigungsforderungen. Würde Luther als der Antisemit bezeichnet, der er war, sähen sich Evangelen veranlasst, nach der Polizei zu rufen. China unterdrückt Buddhisten, Deutschland Menschen, die glauben, zwei Blechdosen in der Hand und ein Sciencefiction-Buch auf dem Nachttisch machten sie unsterblich. Darf ein Mann, der glaubt, eines tages kommen die Außerirdischen, um ihn in eine bessere Welt zu fliegen, im Kino einen Mann spielen, der aus dem Polenfeldzug nach Hause berichtete: "Die Bevölkerung ist ein unglaublicher Pöbel, sehr viele Juden und sehr viel Mischvolk. Ein Volk, welches sich nur unter der Knute wohlfühlt. Die Tausenden von Gefangenen werden unserer Landwirtschaft recht gut tun. In Deutschland sind sie sicher gut zu gebrauchen, arbeitsam, willig und genügsam.“
Einig sind sich die letztlich immer nur und mit allen Mitteln um den richtigen Glauben streitenden Parteien nur in einem: Mehr Dialog tut not, mehr Dialog muss sein. Das meldet dann auch die "Tagesschau", als wäre die Unterhaltung von Mitgliedern verschiedener Sekten, die angestrengt an unterschiedlichen Unsinn glauben, eine Nachricht auch in der wahren Welt.
Atheisten und Agnostiker haben keinen Zentralrat, keinen Papst und keine Bischofskonferenz. Sie leugnen Gott und stehen in allen Religionen deshalb außerhalb jedes Dialogangebots, nahe bei den Hunden, Katzen und anderem Hausgetier. Keine Kumpels aus der Umma, kein Objekte, denen durch Gottes Wort Erlösung winkt.
Atheisten und Agnostiker staunen denn auch nur, dass Muslime Mitglied in einer christlichen Partei sein können. Dass Mitglieder des Bundestages, überwiegend zumindest erklärtermaßen Freunde Israels, bereits im Jahr 2008 ein erstes Vorbereitungstreffen veranstalten, um den Judenfresser Martin Luther anno 2017trefflich feiern zu können. Und darüber, wie ernst der "Tagesschau"-Sprecher schaut, während er über den Pius-Prediger spricht, der eben nicht nur einfach den Quark mit dem Lehm und der Frau aus einem Knochen zu glauben scheint, sondern noch viel mehr Schwachsinn.
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