Die DDR ist Geschichte, doch ihre Erziehung steckt in allen Knochen, zumindest in Halle, der größten Stadt von Sachsen-Anhalt. "Kulturstadt" nennt sich die Händel-Metropole als Ersatz dafür, dass sie über keine Konzerthalle, kein erwähnenswertes Open-Air-Festival oder und keinerlei jenseits der Stadtgrenzen bekannte Künstlerfigur verfügt. Den Titel "Sportstadt", ebenso selbstverliehen, füllen Stadtregierung und Bürger mit demselben Aplomb: Eine Handballmannschaft spielt hier, ein viertklassiger Fußballverein und ein Snookerteam wohl auch, sie alle können an guten Tagen auf ein stabiles Stammpublikum zählen, das im besten Fall - zumindest beim Fußballklub HFC - aus etwa einem Prozent der städtischen Bevölkerung besteht.
Die höchstklassigste Mannschaft der Saalestadt aber kommt nur auf ein Zehntel davon: Seit Monaten schon spielt das Basketball-Team der Halle Lions zur großen Überraschung selbst der Spielerinnen ganz vorn in der 1. Basketball-Bundesliga mit. In einer Halle mit dem Charme einer Schulsporthalle kämpfen die Löwinnen um Amanda Rego Amanda, Franziska Seifert und Tamara Tatham seit Monaten nieder, was immer kommt. Auf den Rängen verlieren sich dennoch mal 200, mal 250 Zuschauer; städtische Prominenz findet nie den Weg hierher.
Das wäre auch schwer. Moderne Sportstätten gibt es nicht in Halle, abgesehen von einem überdimensionierten Nachwende-Bau, der Kugelstoßern und Diskuswerfern als Heimstätte dient. Die Lions versenken ihre Bälle also in Körben, die in einem rustikalen Zweckbau im vierten Hinterhof eines Teppichmarktes hängen. Gegen den Tabellensiebten Herne geht das ganz leicht. Nachdem die Gästeführung von 12:10 zu einer eigenen umgebogen ist, steuern die Lions zielsicher auf Saisonsieg Nummer 13 zu. Der bedeutet Platz 3 vor Beginn der Playoffs. Zu denen dann vielleicht auch mal soviel Zuschauer kommen, wie das Team von Trainer Peter Kortmann verdient hätte.
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