Offenbarungseid in Uniform: Völlig überraschend für viele Politiker und zahlreiche Medienarbeiter haben sich Polizei, Politik und Medien bei der "Fahndung" (dpa) nach dem Amokläufer von Winnenden mit einem simpel gefälschten Screenshot hereinlegen lassen. Weil aus Winnenden selbst außer Tränen nichts Neues mehr zu berichten ist, muss nun ein "Wirbel um die Panne" herhalten, um eine Grundsatzdiskussion um die "Internet-Kompetenz der Polizei" zu führen: Wie das Bundesinnenministerium, das von einem Mann geführt wird, dessen Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit unfähig ist, Emails überhaupt nur zu lesen, ist auch die nachgeordnete Polizei durchsetzt von "Fahndern" (dpa), die "SQL" für ein Ballerspiel und amazon für eine Frau mit Flitzebogen halten.
Sie wissen nicht, was sie tun, aber sie wissen, dass sie nichts dafür können. Der Bund Deutscher Kriminalbeamter räumt Mängel bei Ermittlungen in den Tiefen des Webs ein, weiß aber schon lange, dass "von 260.000 Polizisten in Deutschland ist nur ein Prozent für die Herausforderungen durch das
Internet gewappnet" ist. Warum dieses Wissen bisher nicht öffentlich gemacht wurde, lässt BDK-Chef Klaus Jansen unerwähnt. Sicher aber sei: "Bei 42 Millionen Internetnutzern in Deutschland ist das zu wenig."
Woher soll die Polizei denn wissen, dass es Menschen gibt, die "mit dem Photoshop" (dpa) umgehen können? Wo sie doch nicht einmal weiß, wo dieser Photoshop steht und wie lange er geöffnet hat? Hätte der Gesetzgeber bereits grünes Licht gegeben, könnte in solchen Fällen der Bundestrojaner irgendwo injiziert werden, um "screenshots" (dpa) auf Echtheit zu untersuchen und Youtube-Filme mit Terrordrohungen zu Al Dschasira zurückzuverfolgen.
Derzeit aber ist auf den meisten Computern in den meisten Polizeirevieren noch nicht einmal Java installiert, Kinderponofilme laufen nur rucklig und müssen zur beweissicherung auf Nadeldruckern ausgegeben werden. Klaus Jansen, ehemals BKA-Mitarbeiter, ist sicher, dass seinen Kollegen kein Vorwurf zu machen sei. Das Netz ist schuld, das Fahnder durch Vielfalt und Größe zu verwirren suche.
Jansen fordert eine Markierungspflicht für Fälschungen, eine automatische Alarmfunktion für Schimpfworte und unangekündigte Hausdurchsuchungen, wenn der Verdacht besteht, Internetnutzer könnten "mit dem Photoshop" umgehen. Die Polizei müsse endlich in die Lage versetzt werden, Drohungen,Auffälliges und eben auch Fälschungen in «Echtzeit» zu erkennen, mahnt der Polizeigewerkschafter.
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3 Kommentare:
Ob der Hamburger Ermittler bi der Alarmfunktion für Schimpfworte den fränkischen Dreggsagg erkennt?
da muss eine translatefunktion rein, das ist klar
Ein sehr schöner Beitrag, besonders die Passage mit den Flitzebogen tragenden Frauen bei Amazon. Wer einmal bei einer Anzeigenaufnahme auf dem Revier war, wird es mit tiefem Mitgefühl mit den dortigen Kollegen verlassen, deren PCs immer noch Kohle betrieben sind, deren Netzkabel so dickist , dass ein Ponyreiter gerade hindurch passt, der dann die Nachrichten zur übergeordneten Dienststelle trägt. Und dann wundern sich die Schlautüten, dass die Verbrechenaufklärungsrate zurückgeht, wo immer ein Kollege damit beschäftigt ist, den PC bei Laune zu halten.
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