Freitag, 6. Februar 2009

Prima, Freund liest mit!

Mit einer neuen wegweisenden Initiative will die Bundesregierung das bisher kaum gebräuchliche Verschicken von Nachrichten und Dokumenten "über das Internet" (dpa) revolutionieren. Danach soll elektrische Post so sicher werden wie das Versenden von Papierpost: "De-Mail" wird, so Innenminister Wolfgang Schäuble, den elektronischen Versand von islamistischer Hasspropaganda, Kinderpornografie, Neonazi-Schmutzbildern, Bombenbauanleitungen und Verabredungen für terroristische Anschläge gegen unerwünschtes Mitlesen, Datendiebstahl und Spams schützen.

Noch ist nicht klar, ob jeweils Empfänger und Absender bei De-Mail registriert sein müssen, um wirklich sichere Verbindungen herzustellen, in die niemand hineinschauen kann. Klar ist aber, dass die Bundesregierung echte Datenschutzexperten für die Pilotphase, in der De-Mail in Friedrichshafen getestet werden soll, gewinnen konnte.

Die Deutsche Telekom selbst, in der Vergangenheit immer wieder durch ihren sensiblen Umgang mit sensiblen Daten aufgefallen, wird die gesicherte Kommunikationsform federführend erproben. Ob die Deutsche Bahn das gesamte Unternehmen beaufsichtigen kann, ist noch unklar. Ab 2010 will Deutschland dann international zu den Vorreitern der vertrauenswürdigen Internetkommunikation gehören - unter Umständen könnten dann rechtsverbindliche Geldüberweisungen über das Netz durchgeführt, Zeitungsabos abgeschlossen und in Internet-Auktionshäusern Ware eingekauft werden, verriet Wolfgang Schäuble.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Dinge, die Schäuble gefallen, stimmen mich prinzipiell misstrauisch.

ppq hat gesagt…

und das sicher völlig zurecht

Anonym hat gesagt…

Ich lese Eure Artikel ja wirklich gerne, weil man sie teilweise sarkastischer nicht mehr formulieren kann. Dadurch fehlen aber auch ab und zu die Argumente. Bisher habe ich in der De-Mail-Sache noch keine begründeten Bedenken dagegen gehört, sondern nur Bemerkungen in der Qualität des ersten Kommentars, dem ich zwar prinzipiell auch zustimmen kann, der aber keine Argumente liefert.

Theoretisch könnte man ja annehmen, dass der Bund hier tatsächlich eine elektronische Alternative zur Kommunikation mit Behörden etc versucht zu schaffen, um zB Kosteneinsparungen zu ermöglichen. Das Prinzip dahinter, dass der Absender wirklich der ist, als der er sich ausgibt, ist nämlich bei zB E-Mail nicht sichergestellt, genausowenig wie die Verschlüsselung des Inhalts der Mail und einer sicheren Authentifizierung des Nutzers, etc.

Ich weiß nicht, inwiefern ihr technisch bewandert seid, gerade was Kryptographiethemen angeht. Aber wenn De-Mail ordentlich ausgearbeitet wird, dann kann man dort wohl quasi ausschließen, dass man dort von außen mitlesen kann.

Habt ihr soviel Einblick in die Funktionsweise, dass ihr das jetzt schon begründet anzweifeln könnt? Oder entspringen Eure Artikel nur dem Gefühl, einfach etwas Sarkastisches dazu schreiben zu müssen?

ppq hat gesagt…

wenn das ministerium, dass für die überwachung des email-verkehrs zuständig ist, mir erzählt, es habe da die idee, ganz, ganz sichere emails zu "zertifizieren", bei denen jederder ist, der er zu sein scheint, sind mir die positiven seiten der sache wurscht. ich denke sofort: elektronische gesundheitskarte, elektronischer personalausweis, bundesemailpostfach, bundetrojaner.

bock und gärtner.

verschlüsselt mailen kannst du heute auch schon, dich beim einkauf identifizieren ebenso. bei mir klappt das seit ca. 12 jahren, natürlich mit behörden nicht, weil die meine visakarte ja nicht akzeptieren. als weit und breit einzige.

dann kommen die me de-mail, ohne einzelheiten zu sagen, und alle welt blökt "sicher" und "ach wie schön". das ist, ungeachtet der technischen einzelheiten, blödsinn.

de-mail wäre das erste an zwei seiten offene system, das nicht mißbraucht werden kann. eine mail mit dem absende...@de-mail.de schickt dir jeder hobbywebseitendesigner. der sie bekommt, wird aber demnächst denken: ach, die viagrawerbung, die ist wichtig, die ist echt. da liegt die eine gafhr.

die andere spannende frage ist natürlich: wenn nur zwei reinschauen können - wie schließen sie die benutzung für kinderporno, neonazikram und islamistenterror aus? können sie doch dann nicht, oder? oder oder: es gibt eine hintertür? oder? dann ist aus meiner sicht aber TOR doch die bessere wahl, da guckt der schäuble wenigstens nicht direkt rein.

ich hoffe, das ein wenig erklärt zu haben

Anonym hat gesagt…

Ich sehe ein, dass hier tatsächlich der Bock zum Gärtner wird. Grundsätzlich finde ich den Ansatz aber gut, weil defizitärer als E-Mail gehts eigentlich nicht mehr.