Seit vier Wochen lang rekonstruierten Spezialisten des LKA den Stich, den ein Unbekannter Anfang Dezember letzten Jahres mit Hilfe eines Lebkuchenmessers ausführte, um den Passauer Polizeipräsidenten Alois Mannichl feige zu ermorden. Aus der verheilten Wunde erhofften sich die 50 Fahnder der Sonderkommission Lebkuchenmesser "Rückschlüsse auf den Ablauf des Verbrechens und den Täter". Wie jetzt bekannt wurde, konnten dennoch keine Fingerabdrücke im Fleisch gesichert werden, wie das im Fernsehen gelegentlich gelingt. Das Gutachten zu den vom Messer im Körper hinterlassenen Spuren widerspreche dem von Mannichl geschilderten Hergang aber nicht, erklärte der Leiter der Sonderkommission, Gerhard Zintl, allerdings bestätige es die Darstellung des Opfers genausowenig.
Es habe jedoch immerhin ergeben, dass der Stich nicht wie nach der Tat von der Polizei behauptet, von der Politik zitiert und von allen Qualitätsmedien im Chor kolportiert das Herz des Polizeidirektors "nur um zwei Zentimeter verfehlte". Das Messer sei vielmehr unterhalb der letzten Rippe, dort aber immerhin "sechs bis acht Zentimeter tief in den Bauch" eingedrungen. Der Irrtum war offenbar entstanden, weil die Ermittler glaubten, dem Opfer sei das Herz während des unvermittelten Angriffs in die Hose gerutscht.
Bei der Pressekonferenz von Polizei und Staatsanwaltschaft, die anstelle der anfangs üblichen stündlichen Pressemitteilungen aus der bayrischen Staatskanzlei nach langer Pause wieder einmal anberaumt worden war, wurde die anfänglich als Auftraggeber verdächtigte neofaschistische NPD von jedem Verdacht freigesprochen. „Keine Organisation stand hinter der Tat“, sagte Zintl. Auch sei die Familie des Opfers dank "bombenfester Alibis" jetzt über jeden bis heute öffentlich unausgesprochenen Verdacht erhaben. "Nichts deutet auf eine Beziehungstat", teilte die Staatsanwaltschaft mit. Man suche jetzt mal wieder nach einem Einzeltäter, der immer noch 1,90 Meter groß mit kräftiger Statur, rundem Gesicht ohne Bart, Glatze oder sehr kurz geschnittenen Haaren, Leberfleck oder Tätowierung am Hals sein solle und am besten bayerischen Dialekt, gern auch mit österreichischer Einfärbung sprechen müsse.
Dabei handele es sich aber nicht um den anfangs mit Hochdruck gesuchten "Schlangenmann", nach dem inzwischen nicht mehr gefahndet wird. Gefunden werden konnte er nach Abschluß entsprechender Ermittlungen dennoch, wie die Passauer Presse berichtet: Aus der Bevölkerung sei ein Hinweis "auf einen Mann mit einer Schlangen-Abbildung am Hals" gekommen, der zudem "kein Unbekannter in Passau" sei, weil er "häufig bei Heimspielen des 1. FC Passau" zugegen und mit der Tochter eines Passauer Unternehmers liiert war.
Schnurstracks machten sich die Sonderfahnder, die keinen Mann mit Schlangentätowierung mehr suchen, aber ja neuerdings in alle Richtungen ermitteln, darob auf zum "vermögenden Hause" (Passauer Presse).
Die dort vorgefundene Ex des Schlangenmannes habe zwar keinen genauen Aufenthaltsort des Ex-Freundes nennen können. Die Polizei aber machte ihn dennoch in Österreich aus. Dort hatte er sich als Helfer in einer Baukolonne verdingt.
Geradezu dramatisch mutet der Schluß der neuen Runde im Pannen-Fall Mannichl an, wörtlich aus der Passauer zitiert: "Am Freitag wurde der Mann mit dem Schlangen-Tattoo schließlich gestellt und verhört. Doch auch er hatte für die Tatzeit ein glaubhaftes Alibi. Wieder eine Spur der SoKo, die kalt wurde."
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4 Kommentare:
Was für ein Vorgehen. Würdig eines Dr. Watson. Erst die Unverdächtigen überprüfen aber dann....
"Der Irrtum war offenbar entstanden, weil die Ermittler glaubten, dem Opfer sei das Herz während des unvermittelten Angriffs in die Hose gerutscht."
Ich lach mich kringlig. Super!
Das wundert mich aber sehr, daß man von dem Messer keine Fingerabdrücke in der Wunde gefunden hat.
Soko-Chef Zintl: „Nach dem Schlangenmann suchen wir nicht mehr. Das könnte auch ein Drache oder was anderes sein.“
Seehofer: „Wir müssen der rechtsextremistischen Krake jetzt Paroli bieten“.
Oder vielleicht doch eine Schildkröte?
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