Die Bahn kommt - zu spät. Diesmal jedoch planmäßig. Vom 1. März bis zum 13. Juni ist die Hochgeschwindigkeitsstrecke Berlin-Hamburg (angeblich 230 km/h) gesperrt. Grund sind 250.000 morsche Dielen, oder auch Schwellen, wie die gelernten Schienenstrang- und Gleisbaufacharbeiter diese nennen. Sie sind zu schwach, um das Tempo weiter auszuhalten.
Deshalb fahren die ICE-Züge 105 Tage einen Umweg über Stendal und Uelzen, teilte der Konzern heute mit.
"Da dies keine Hochgeschwindigkeitsstrecke ist, kommt es dabei zu einer verlängerten Fahrzeit von etwa 40 Minuten", so ein Bahn-Sprecher vor versammelter Journaille in der Berliner Firmenzentrale. Statt wie bisher eine Stunde und knapp vierzig Minuten, dauert die Fahrt zwischen den beiden größten deutschen Städten nun etwa zwei Stunden und zwanzig Minuten. Dafür gibt es einen kostenlosen Imbiss (1. Klasse), einen kostenlosen Snack (2. Klasse) sowie ein kostenloses Kaltgetränk und kostenlose Zeitungen in beiden Klassen. Das ist doch was, da macht das Bahnfahren wieder Spaß. Und 40 (in Worten: vierzig) Minuten, was ist das schon? Eigentlich nichts, denkt man dabei im Einzelfall.
Nun fahren jedoch täglich 10.000 Reisende diese Strecke. In der Woche die Pendler, also die verarmten Manager und Regierungsbeamten, die sich Lufthansa nicht leisten können oder dürfen, und am Wochenende die Hamburg- und Berlinbesucher. 10.000 Kunden täglich. Das sind bei 40 Minuten längerer Fahrt (nach oben offen) schon einmal 400.000 Minuten Verspätung für alle Reisenden. 105 Tage soll diese Baumaßnahme dauern, macht ergo (400.000 mal 105 Tage) 42 Millionen Minuten, dividiert durch 60 gleich 700.000 Stunden, gleich 29.166 Tage. Neunundzwanzigtausendeinhundertundsechsundsechzig Tage. Das sind 79,9086758 JAHRE. Wollen wir nicht kleinlich sein - 80 Jahre.
Die Bahn kommt also während dieser Bauzeit 80 Jahre zu spät und bietet den Mitreisenden Kunden dafür einen Snack und ein Kaltgetränk an. Hut ab.
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1 Kommentar:
Ihr seid wirklich fleissige Mathematiker. Bei 80 Jahren Verspätung sollte für die Reisenden wenigstens eine kostenfreie Bestattung als Entschädigung angeboten werden, wo Viele das Ende ihrer Fahrt gar nicht mehr erleben dürften.
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