
Der Terrorfürst allein zu Haus, ein Schicksal, das zu Tränen rührt. Anlass der neuesten "Tonband-Ansprache" (Spiegel) ist diesmal natürlich die israelische Offensive im Gazastreifen, die Bin Laden die arabischen Massen zu beenden auffordert. Nicht in Ordnung seinen die Regierungen arabischer Staaten, die ihre Bürger daran hinderten, für die "Befreiung Palästinas" zu kämpfen. "Das Tonband", weiß die Financial Times, "wurde auf einer Website militanter Islamisten veröffentlicht, die regelmäßig Botschaften von Bin Ladens Terrornetzwerk Al-Kaida sendet." Die Stimme ähnele derjenigen in früheren Botschaften Bin Ladens. Nunja, der Inhalt ja auch, abgesehen davon, dass die Ziele des Heiligen Krieges bescheidener geworden sind: Nicht mehr die Welt, sondern der winzige Gaza-Streifen beschäftigen den einstigen Schrecken der westlichen Zivilisation, nicht mehr den Terror ins letzte holsteinische Dorf zu tragen verspricht er, nein, er schilt nur noch die arabischen Potentaten, trotzig wie ein ins Altenheim abgeschobener Schwiegervater.
Osama Bin Laden, der Ritter von der traurigen Gestalt, muss inzwischen sogar Deutschlands Finanzminister Peer Steinbrück zitieren. Die Finanzkrise, natürlich seiner Ansicht nach ausgelöst durch die Flintenschüsse der Mudschahidin am Hindukusch, hätten die USA "jetzt schon stark geschwächt", sagt der Al-Kaida-Chef, der seit Jahren nicht mehr nur keinen Hit mehr gelandet, sondern auch kein Lied mehr geschrieben hat.
Nun wechselt er also vom islamistischen Terror zur sozialdemokratischen Amerikakritik. Steinbrück, nach dessen Ansicht Deutschland "kaum betroffen" von der Krise ist, hatte Ende September mitgeteilt, dass die Bankenkrise ein "Erdbeben" sei, in dessen Folge die USA ihren Status als «Supermacht des Weltfinanzsystems» verlieren würden. Ob Deutschland oder Al Kaida an die Stelle der Vereinigten Staaten treten werden, ist jedoch noch nicht entschieden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen