Gnadenlose, kalte Geschäftemacherei mit der weinenden Supermundharmonika des Lausitzer Hartz-4-Musikanten Michael Hirte. Beim Konzertdebüts des von RTL zum späten "Supertalent" ausgerufenen Mundi-Spielers wollte auch eine Wohltätigkeitsorganisation ein bisschen Wärme aus den Fernsehtränen haschen und "auf das Schicksal von Obdachlosen aufmerksam" machen. Der finstere Manager des 44-jährigen Castingshow-Gewinners, so berichtet dpa wie immer sinnfrei, habe für die gute Sache "wenig Verständnis" gezeigt. Statt mitzudemonstrieren, rief er die Polizei, ein eigens zum Zwecke gemeinschaftlichen Tränendrüsendrückens herbeigeeiltes Fernsehteam jagte er mit dem Ruf "Verschwindet" und einem Schlag nach der Kamera fort.
Die in Köln ansässige Organisation "Tribute Team", die nach eigenen Angaben "im Andenken an Prinzessin Diana bundesweit tätig" ist, hatte Obdachlosen nach Angaben ihres Sprechers Brian Kemmenor einen kostenlosen Besuch des Konzerts ermöglichen wollen. Statt der Bedauernswerten bezahlen wollte die bettelzirkusähnliche Wohltätigkeitstruppe allerdings auch nicht. Empörenderweise wurde eine direkt vor der Konzerthalle vorgebrachte Bitte um Freikarten dann auch noch "mit dem Hinweis abgelehnt, das Konzert sei bereits ausverkauft."
Kemmenor ist ganz aufgebracht darüber. "Es gab aber noch Karten, wir haben am gleichen Tag problemlos zwei Stück im Internet gekauft". So kam es zum Allerschlimmsten: "Leute, die sich keine Karten leisten können, mussten draußenbleiben." Als wäre das nicht schon schrecklich genug, hat Hirtes herzloses Management den selbsternannten Wohltätern auch noch Klagen angedroht, weil sie das offizielle Pressefoto des frischberühmten Musikers für einen "Infoflyer zum Weihnachtsessen" (dpa) verwendet hätten.
Je nachdem, wie die Meldung läuft, wird Hirte zu diesem Weihnachtsessen aber schon persönlich auftauchen und Freikarten für den nächsten hippen Ritt auf der Mundi verteilen. Und spätestens nächstes Weihnachten treffen sich alle wieder unter der Brücke, dann auch nochmal kurz mit dem Kamerateam von "Brisant" oder "Frivol" oder "Pervers", jedenfalls Nachmittagsschiene im Öffentlich-rechtlichen: "Michael Hirte - was vom Ruhme übrig blieb".
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