Er tut es wirklich. Peter Sodann, als Tatortkommissar Bruno Ehrlicher konsequenter Darsteller seiner selbst, will Bundespräsident werden. Drei Jahre nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn als Theatergründer, -direktor, -regisseur, DDR-Opfer, -Wahlverteidiger und Hobby-Lokalpolitiker stellt sich der 72-jährige gelernte Spitzendreher der Arbeiterpartei "Die Linke" als Kandidat für den Stuhl im Schloß Bellevuezur Verfügung. Sodann, Gelegenheitskabarettist und Chef des Förderverein "Silberbüchse" des Karl-May-Hauses in Hohenstein-Ernstthal, wird als erste Mann der Republik für frischen Wind sorgen: Er ist weltweit der einzige Mensch, der den Sozialismus gleichzeitig verdammen und vergöttern kann, dazu verfügt er über die seltene Fähigkeit, mit jedem Bier mehr immer klarsichtiger zu werden.
Anne Will und Maybrit Illner dürfen sich schon freuen, denn wenn Sodann Unsinn redet, ist ihm das nicht im Geringsten peinlich. Der gebürtige Sachse hat sich vielmehr nie gescheut, jedem Publikum, das seinen hanebüchenen Erläuterungen der tieferen Zusammenhänge der Welt verständnislos lauschte, umgehend klarzumachen, dass er ja nichts dafür könne, wenn das nicht verstünde, warum eine wahrhaft gerechte Gesellschaftsordnung sehr wohl ohne Geld, keinesfalls aber nicht ohne ihn als Kommissar vorstellbar sei.
Für die ersten Tage nach seinem Einzug im Bellevue plant Sodann dem Vernehmen nach grundsätzliche Reformen. Die Hasseröder Brauerei aus dem Harz oder aber das Haus Sternburg in Leipzig soll den Titel "Demokratischer Hoflieferant Schloß Bellevue" erhalten. Sodanns Tochter hingegen, die nach seinem Ausscheiden als Theaterdirektor in Halle als Pächterin der Theaterkneipe abgelöst wurde, erhält nach einer noch durchzuführenden europaweiten Ausschreibung die Cateringrechte für die Gartenpartys im Schloßgarten.
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