Diese Banker aber auch! Was für ein gieriges, gewissenloses Pack! Haben die doch über Jahre nicht gewusst, was sie da eigentlich an Finanzprodukten verkaufen! Und Risiken sind die eingegangen, mit rätselhaften Verbriefungen, die eigentlich verboten gehören, weil da ja kein Kunde mehr durchblickt. Das muss jetzt ganz schnell anders werden, strengere Regeln müssen her und Bankmanager richtig an die Kandare gelegt!
So etwa hört es sich an, wenn Peer Steinbrück oder Angela Merkel in diesen Tagen in der Nähe eines Mikrophons auftauchen. Einen halben Meter größer ist die Klimakanzlerin in ihrem Pokemon-Jäckchen geworden, seit sie die Finanzwelt und die Sparguthaben ihrer Untertanen gerettet hat. Und Peer Steinbrück, bislang ein unauffälliger Bürokrat, feiert sich selbst als entschiedenen Macher - noch drei Wochen, dann wird ihm die SPD den Parteivorsitz und die Kanzlerkandidatur antragen.
Hinter den Kulissen hingegen zieht Jörg Asmussen die Fäden, Steinbrücks Mann fürs Spezielle. Das 470 Milliarden Rettungspaket mit den Banken handelte der Ministerialdirektor im Bundesfinanzministerium aus, auch die Kanzlerinnensätze von den "rätselhaften Verbriefungen" und den strengeren Regeln stammen von Steinbrücks Experten.
Der taucht immer auf, wenn es hoch her geht: Vor zwei Jahren etwa war es Asmussen, der genau die Verbriefungen erst einführte, die jetzt als Teufelszeug und Krisenursache durch die Talkrunden gereicht werden. Damals lobte der Ministeriale in einem Grundsatzpapier für das Bundesfinanzministerium aus, warum Deutschland Verbriefungen dringend benötige: "Spätestens mit dem Übergang in die Europäische Währungsunion", schrieb Asmussen, "hat ein Wandel der europäischen Finanzmärkte begonnen, der unter anderem durch Globalisierung, neue Produkte und eine immer stärkere Kapitalmarktorientierung geprägt ist." Die Kreditversorgung einer Volkswirtschaft wie Deutschland hänge damit entscheidend davon ab, inwieweit eine moderne Kapitalmarktgesetzgebung eine Integration in die weltweiten Finanzierungskreisläufe über neue Kapitalmarktprodukte und angemessene Aufsichtsstrukturen bewirken kann. Wichtig sei eine „tiefere Fertigung von Finanzdienstleistungen“ am Standort Deutschland, dazu brauche das Land "moderne Kapitalmarktgesetze, den Banken helfen, "ihr Geschäftsmodell allmählich auf ein aktives Management ihrer Portfolien umzustellen."
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung sei es dem Bundesfinanzministerium (BMF) wichtig, "dass sich auch der Markt für Asset Backed Securities (ABS) in Deutschland stärker als bislang entwickelt." Für andere EU-Mitgliedstaaten und für die europäischen Kapitalmärkte sei "der ABS-Markt mit seiner Dynamik und Vielseitigkeit" geradezu zu einem prägenden Element geworden. Allmählich würden aber auch in Deutschland die gemeinsamen Bemühungen der Politik und der Kreditwirtschaft die erwarteten Früchte tragen. "Das deutsche Emissionsvolumen wächst", freute sich Asmussen. "Auch die staatseigene KfW, über die das BMF die Aufsicht führt, hat mit den Promise- und Provide-Programmen zur synthetischen Verbriefung seit 2000 in Zusammenarbeit mit den Banken das wohl größte Verbriefungsprogramm (58 Transaktionen) in Europa geschaffen. Neben der unmittelbaren Wirkung jeder einzelnen Verbriefung auf eine erhöhte Kreditvergabe wurde damit ein Markt geschaffen, der heute die Basis für die Verbriefung sowohl in Form eines tatsächlichen Verkaufs von Forderungen (True Sale) als auch von „anspruchsvolleren“ Krediten ist."
Das muss man jetzt im einzelnen nicht verstehen. Die Banken haben das ja nach neuen Erkenntnissen von Peer Steinbrück und dem Rest der Politeelite auch nie verstanden. Aber wissen, dass dieselben Figuren, die vor zwei Jahren die Fundamente für die späteren Verbriefungsexzesse gossen, jetzt herumlaufen, und von gar nichts gewusst haben wollen, wissen sollte man das.
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1 Kommentar:
Wow. Verbriefungen aus Sicht des Bundesfinanzministeriums.
Und der Chef von dem ganzen ist stellvertretender Vorsitzender im Verwaltungsrat der KfW.
Meiomeiomei.
Grüße
Alexander
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