Was war das noch für eine schöne Aufregung, als damals die Bilder aus Abu Ghraib auftauchten. US-Soldaten oder naja, US-Gefängniswärter ooder doch zumindest irgendwie Ausländer, die Araber folterten, ihnen teilweise die Sachen auszogen, sie zwangen, Frauen anzuschauen und dabei fotografiert zu werden! Die arabische Welt war aus dem Häuschen, denn da wurden ja nun alle religiösen Gefühle beleidigt, die nach 800 Jahren Meuchelei und Bruderkampf noch übrig waren. Der Westen, automatisch empört, weil als Hort der Menschenrechte eigentlich unfähig, Gewalt oberhalb von verbaler auszuüben, wälzte sich vor Zerknirschung ein halbes Jahr in der Asche, die ihn nach dem Selberdrüberstreuen vom Haupt gefallen war. Dann gab es Prozesse, die Empörung wich neuen Säuen, die vergnügt durch neue Dörfer quiekten.
Und jetzt ist der Westen schon so routiniert im Umgang mit Foltervorwürfen, dass sie gar keinen mehr was anzugehen scheinen. Nachdem zwei Menschenrechtsorganisationen den palästinensischen Sicherheitskräften im Westjordanland und dem Gazastreifen routinemäßige Folter von Gefangenen vorwarfen, blieb er jedenfalls aus, der bei jedem Folterverdacht routiniert losbrechende Aufschrei des Entsetzens, oder, sagen wir es mal rücksichtsvoll: er ist ein vergleichsweise stiller Schrei.
Dabei geht es bei den Vorwürfen, die palästinensische Menschenrechtsorganisation El Hak den freien Militär-Mitarbeitern von Hamas und Fatah macht, nicht um ein paar Nacktfotos im Zellentrakt und einer Nachttischlampe, die so hell leuchtet, dass niemand schlafen kann, der reinen Gewissens ist. Nein, El Hak meldet, dass etwa 20 bis 30 Prozent von mehr als 2000 im vergangenen Jahr von Hamas und Fatah wechselseitig Festgenommenen Schläge und andere Misshandlungen erlitten hätten. Das macht 600 Folteropfer, keine 3000 Kilometer von der deutschen Hauptstadt entfernt.
Human Rights Watch weiß Bescheid. "Willkürliche und politisch motivierte Festnahmen von Fatah-Mitgliedern haben seit der Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen vor einem Jahr drastisch zugenommen" , die Hamas nehme Mitglieder der Fatah fest und misshandele sie, die Fatah im Westjordanland gehe in gleicher Weise gegen Hamas-Aktivisten vor. Ein fröhliches Foltern also alleweil.
Würde das Israel, den Amerikaner oder deutschen Soldaten in Afghanistan vorgeworfen, ginge medial zweifellos ein moralischer Starkregen über dem Abendland nieder. So aber sind es nur ein paar Palästinenser, die sich gegenseitig Körperteile abschneiden. Das kommt in die Schublade Folkore, andere Länder, andere Sitten. Die aber natürlich von der internationale Gemeinschaft verantwortet werden müssen, weil die "die Sicherheitskräfte im Westjordanland finanziert, ohne an Zahlungen die Bedingung eine stärkeren Achtung der Menschenrechte zu knüpfen", wie Human Rights Watch, eine Art Moral-Tüv, bemängelt.
Mehr ist nicht zu sagen, nur die ARD hat Pech, die muss ein bisschen mehr machen, weil einer ihrer Kameramänner in Gaza von der Hamas verschleppt wurde. Der Mann sei im Nebenberuf angeblich ein Fatah-Führer. Das kann aber gar nicht sein, sagt der ARD-Korrespondent, denn "wir kennen ihn." Ultimativ fordert der ARD-Vorsitzende die Extremisten per Liveschalte aus Hamburg nach Obersdorf und Kleinkleckerroda auf, seinen Mitarbeiter sofort freizugeben. Wenn sie hören, will die GEZ als nächstes Frieden im Nahen Osten fordern.
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1 Kommentar:
Ich hatte schon befürchtet, die GEZ drohe ihre Mitarbeiter ins Jordanland zu schicken oder darüber. Über den Jordan also.
Palästinenser foltern nicht, das ist feststehend, da können sie noch so lange und dolle foltern.
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